UNSTRUT - RITTEBURG BIS BOTTENDORF

Ritteburg

Das kleine Seelendorf wurde am 1.Juni 932 erstmals in einer Urkunde erwähnt. Ritteburg soll, Historikern und Legenden zufolge, Ort der historischen „Schlacht bei Riade“ 933 sein. Doch belegen lässt sich das nicht eindeutig und der Schlachtenort wird auch bei Merseburg und Weissensee vermutet. Die Schlacht indessen sorgte dafür, daß die Ungarn in den folgenden 20 Jahren nach der Schlacht nicht mehr ins noch junge Reich einfielen. In der Schlacht auf dem Lechfeld am 10.August 955 wurden die Ungarn später dauerhaft besiegt.

Die einstige Wasserburg soll bereits unter den Franken im 8.Jahrhundert den Unstrutübergang gesichert und kontrolliert haben. Aufgrund der zahlreichen, in der Umgebung befindlichen Pfalzen und Königshöfe, sind auch mehrere Aufenthalte deutscher Könige im ausgehenden ersten Jahrtausend belegt.

Kalbsrieth

Die Ritter von Kalb gaben dem kleinen Ort seinen Namen. Den Aufzeichnungen ist es zu verdanken, dass man das Adelsgeschlecht bereits seit dem 15.Jahrhundert im Ort nachweisen kann. Über seine Leibeigenen, Fronbauern, Tagelöhner und Häusler ist jedoch nichts bekannt. Die Namen sind von jenen ebenso verschwunden wie ihre Gesichter. Die Wasserburg derer von Kalb wurde im Dreißigjährigen Krieg durch die Schweden zerstört. Um 1690 wurde auf den Grundmauern ein Schloss errichtet, welches in späteren Jahren mehrfach den Besitzer wechseln sollte.

Charlotte von Kalb, Freundin von Schiller und Goethe, lud letzteren, dessen Vorfahren aus dem nahen Artern stammten, öfter aufs Schloss. Allerdings musste Charlotte, in finanzielle Schwierigkeiten geraten, das Familienanwesen verkaufen. 1821 ersteigerte der preußische General Ludwig Freiherr von Wolzogen den Kalb’schen Besitz den seine Nachkommen bis 1908 behielten. Der Arterner Bankdirektor Hans Büchner kaufte Schloss und Rittergut, floh 1945 vor den Russen die seinen Besitz enteigneten. 1949 kam die Kreisparteischule aufs Schloss; ab 1965 bis zum sozialistischen Zusammenbruch das Altenpflegeheim. 1926 wurde der Diplomat Martin Bierbach, Botschafter der DDR in der China, Ägypten, Großbritannien und Irland im kleinen Dorf an der Unstrut geboren.

Gehofen

Nach der Niederlage der Thüringer 531 besetzten die Franken das Gebiet an der Unstrut. Das als fränkische Gründung vermutete Gehofen wurde 782 erstmals als Hovun in den Urkunden erwähnt. Die Ritter von Gehofen bestimmten vom 13.Jahrhundert bis zum Erlöschen des Geschlechts 1711 die Geschicke des Ortes und das Leben der Menschen.

Die Zeiten gingen über das Unstruttal dahin, friedliche Jahre wechselten sich mit kriegerischen ab und brachten Leid, Elend und Söldner wie Ernst Albrecht von Eberstein hervor. Der im Sommer 1605 in Gehofen geborene Spross entstammte einer fränkischen Familie und machte als typisches Kind seiner Zeit Karriere für wechselnde Parteien in den Schlachten des Dreißigjährigen Krieges. Bereits mit elf Jahren zog er mit seinem Onkel über die Schlachtfelder des Heiligen Römischen Reiches und wurde 1620 Zeuge der Schlacht am Weißen Berg. Ernst Albrecht diente unter Tilly, wechselte in schwedische Dienste und wurde 1630 Kammerherr des Herzogs Wilhelm von Sachsen-Weimar. Im Range eines Majors kämpfte der Opportunist in der Armee des Landgrafen Wilhelm V. von Hessen-Kassel gegen kaiserliche und spanische Truppen, wurde nach dem Prager Frieden freigestellt, trat wieder in hessische Dienste und kämpfte ab 1637 unter dem schwedischen Feldmarschall Johan Banér. 1643 wechselte er die Seiten, trat in hessen-darmstädtische Dienste, wurde Kommandant der Festung Gießen, 1646 zum Generalleutnant befördert und kämpfte wiederum gegen Schweden und Hessen-Kassel. Der spätmittelalterliche Wendehals wurde für seine ständige Illoyalität belohnt und 1648 zum kaiserlichen Feldmarschall ernannt. Nach dem Westfälischen Frieden gönnte sich Ernst Albrecht eine Auszeit, zog sich auf seine Güter in Gehofen und Leinungen zurück, nahm als Mitglied an den Sitzungen der Fruchtbringenden Gesellschaft teil und wurde Landrat der Herrschaft Pinneberg. Doch der Krieg ließ ihn nicht los. 1657 kämpfte er als königlich-dänischer Feldmarschall gegen die Schweden, die er mit dem deutsch-dänischen Feldmarschall Hans von Schack in der Schlacht bei Nyborg im November 1659 vernichtend schlug, wofür ihm der Elefanten-Orden, die höchste dänische Auszeichnung, verliehen wurde. Seine letzten Lebensjahre verbrachte der zu Ruhm und Titel gekommene kursächsische Feldmarschall und Geheime- und Kriegsrat auf seine Güter zurück und fand seine letzte Ruhestätte in der Kirche von Gehofen.

Die Ziegelei außerhalb des Ortes wurde wohl um 1840 erbaut. Die neugotische Saalkirche St. Johann Baptist wurde zwischen 1866 und 1868 an die Stelle eines mittelalterlichen Vorgängerbaus errichtet. 1969, im Sommer landeten die Amerikaner Neil Armstrong und Buzz Aldrin auf dem Mond, wurde der Verein für Rassekaninchenzucht Gehofen 1969 e.V. gegründet.

Schönewerda

Das ältere Essmansdorf, welches 1936 mit Schönewerda eingemeindet wurde, wurde bereits im Hersfelder Zehntverzeichnis als Hessimesdorf schriftlich erwähnt. Im Zuge der Urbachmachung des Unstrutriedes im 12.Jahrhundert mithilfe flämischer Immigranten wurde vermutlich auch das etwas höher gelegene Schönewerda gegründet und erhielt vielfache Privilegien. Die Siedlung war nur über Zugbrücken zu erreichen. Die Grafen von Orlamünde bestätigten in zwei Urkunden von 1310 und 1325 den Kaufleuten des Ortes besondere Rechte. Hoch verschuldet sahen sich die Grafen von Orlamünde nach dem Thüringer Grafenkrieg genötigt, den benachbarten Wendelstein an den landgräflichen Hofrichter Christian von Witzleben zu verkaufen, der auch gleich mit dem Dorf Schönewerda belehnt wurde. Im sächsischen Bruderkrieg 1444/51 wurden weite Teile der Landschaft zerstört; Häuser gingen in Rauch auf, Männer erschlagen, Frauen vergewaltigt. Besonders der Dreißigjährige Krieg hinterließ auf Generationen Spuren der Verwüstung im reichen Unstruttal und in Schönewerda keinen Stein auf dem anderen. 1628 verlor der Ort seine Selbständigkeit an die Herren von Geusau. Neues Elend kam über Schönewerda mit dem Großbrand im November 1753, dem auch die gotische Kirche aus dem 13. und 14. Jahrhundert zum Opfer fiel. Sieben Jahre später wurde die heutige Kirche auf den Trümmern errichtet. Zwei Generationen später, in den Wirren der napoleonischen Umwälzungen, wurde das Dorf 1806 von französischen Reitern gebrandschatzt.

Nausitz

Der erste schriftliche Nachweis von Nausitz stammt aus Unterlagen des Kloster Pforta, das 1157 hier zwei Hufen Land besitzt und in eben diesem Jahr seinen Besitz Nuseze beurkunden lässt. Auch über Nausitz ziehen die Kriege, Veränderungen und Jahrhunderte. Der Kirche, dessen Wehrturm aus dem 13.Jahrhundert stammt, wird um 1700 ein Kirchenschiff angebaut. Wegen Verfalls wurde das Gotteshaus 1981 baupolizeilich gesperrt, wurde jedoch dank Wende, Freundeskreis und Reparaturarbeiten vor dem völligen Zusammenbruch gerettet.

1705 kam es zum „Nausitzer Schafskrieg“, der durch den Diebstahl von 131 Schafen des Nausitzer Gutes durch Donndorfer und Kleinrodaer Bauern ausgelöst wurde und nach sieben Jahr Streit gerichtlich beendet wurde.

Die frühen Besitzer des Rittergutes war eine Familie von Werthern. 1796 kam das verschuldete Anwesen der Familie Rosenkranz an den Oberstleutnant Ernst August von Römer. Georg Rudolph von Römer gab 1861 die Neugestaltung des 1696 errichteten Herrenhauses in Auftrag und ließ einen Park mit wertvollen Bäumen anlegen.

1920 fiel Schloss, Park und Besitzungen durch Heirat an Leopold von Münchhausen, dessen Nachfahre Georg Heino 1945 enteignet wurde. In den DDR-Jahren wurden Schloss und Park Nausitz als Kinderheim genutzt. Danach wechselten sich in kurzer Reihenfolge Bildungseinrichtungen, Hotel und neue Besitzer ab.

Bottendorf

Die auf dem Bottendorfer Hügel gelegenen Hügelgräber bezeugen die frühen bronzezeitlichen Bottendorfer an der Unstrut. Das Naturschutzgebiet ist Lebensraum der Bottendorfer Berggrasnelke „Armeria maritima bottendorfensis“.

Der erste schriftliche Nachweis des Dorfes Budilendorpf im Friesenfeld stammt aus dem Hersfelder Zehntverzeichnis. Im Frühmittelalter soll sich im Bereich des heutigen Ortsteils „Alte Stadt“ zwischen zwei Unstrutarmen eine Wasserburg befunden haben, die nachweislich zwischen 1050 und 1085 modernisiert worden war. Auf dem nahegelegenen und im Zweiten Weltkrieg als Flakstellung genutzten Galgenberg wurde im Hochmittelalter Recht ausgeübt. Zwischen 1473 und 1781 wurde Kupferschiefer auf dem Bottendorfer Hügel abgebaut und in der Dorfeigenen Kupferhütte verarbeitet.

Donndorf

Auch Donndorf gehört zu den Siedlungen die zu Beginn des 9. Jahrhunderts im Güterverzeichnis des Klosters Hersfeld urkundlich erwähnt werden. Die Geschichte des Klosters, die ersten schriftlichen Aufzeichnungen stammen aus dem Jahr 1250, begann in der Boomphase der Zisterziensergründungen mit der Stiftung des Zisterzienser-Nonnenklosters in der Grafschaft Wiehe-Rabiswalde. Die Nonnen schufen, wie in den anderen Klöstern, einen landwirtschaftlichen Musterbetrieb und tauschten sich auch mit dem Kloster Helfta „der Krone der deutschen Frauenklöster“ aus. Im Bauernkrieg 1525 wurde das Kloster von wütenden Bauern gestürmt und verwüstet und im Zuge der nachfolgenden Reformation als Lateinschule in eine Klosterschule neu ausgerichtet. Die Freiherren von Werthern-Wiehe waren ab 1540 für die Administration des Klosters und der Klosterschule zuständig, ab 1869 die Freiherren von Werthern-Bachra. Die Donndorfer Klosterschule entwickelte sich zum geistigen Zentrum der Region, deren bekannteste Schüler der Historiker Leopold von Ranke und der Chemiker Fritz Hofmann waren. Die Wirtschaftsinflation ließ 1924 die Schultore schließen. 1945 wurden die von Werthern enteignet und die Gebäude dem Verfall preisgegeben. Die Wendejahre retteten die letzten Reste der Anlage. In den 1990er Jahren wurden Kloster und Klostergut umfassend saniert und 1996 zog die Ländliche Heimvolkshochschule in die historischen Gemäuer ein.