REINSDORF

Als Bruno von Querfurt um 980 die Burg Vitzenburg übernimmt, stiftet er mit seiner Gattin Adilint 19 Jahre später dem heiligen Dionysius - Schutzpatron der Franken - ein Nonnenkloster. Etwas über 100 Jahre besteht das Kloster, bis 1108 Markgraf Wiprecht von Groitzsch die Burg übernimmt. Seine Mutter Sigena und eine jüngere Anverwandte treten in das Kloster ein, worauf erstere bald stirbt.

Ursprung, Entwicklung und die ersten Jahre

Die lebenslustige jüngere Gräfin träg indessen durch ihr leichtfertiges Leben wesentlich zur Verschlechterung der Sitten bei. Wiprecht, nicht erfreut darüber, löst das Kloster auf und besetzt es 1109 mit Benediktiner Mönchen aus Corvey unter Abt Ludiger. Einige Jahre später begehrt Wiprecht gegen seinen Kaiser Heinrich V. auf; zieht allerdings hierbei den kürzeren und verliert 1113 seine Burg. Heinrich V. überweist 1121 das Kloster an das Stift Bamberg. Die Nähe zur Burg, anhaltendes Kriegsgeschrei und Kämpfe, lassen die Klosterbrüder nicht den ersehnten Klosterfrieden finden. Als schließlich ständiger Wassermangel (namentlich Wassermangel wegen der Höhe des Berges) die Lage unerträglich werden läßt, wird das Kloster auf Anraten des Bamberger Bischofs Otto an den Westrand des Dorfes Regenherestorf verlegt.

1123 bestätigte Papst Calixt II. die Klosterverlegung. Mit Eifer wird der Klosterbau vorangetrieben und zwischen 1121 und 1124 weiht Otto von Bamberg in der neuen Klosterkirche drei Altäre und überträgt dem heiligen Kreuzaltar den Zehnten von allen noch zehntfreien Menschen Thüringens und Sachsens.

Außerdem 30 Hufen (eine sächs. Hufe etwa 16,6 ha) an Wäldern, Fischteichen, Gebäuden sowie kultivierten und nicht kultivierten Landes. Das Otto dem Kloster besonders zugetan ist, beweist die Tatsache, das er den Schenkungen sein mütterliches Erbgut hinzufügt.

Die Kirche ist fraglos eines der ersten Gebäude, welches entstanden ist. Am 5.April 1127 wird die Kirche Johannes dem Täufer geweiht. Sicher ist hierbei einem nachdrücklichen Wunsch Ottos von Bamberg entsprochen worden, da Johannes dessen Schutzpatron ist.

Der Bischof befindet sich gerade auf seiner zweiten Missionsreise nach Pommern und wird vom Kloster für seine Fahrt reichlich mit Proviant versorgt. Otto von Bamberg kehrt 1135 wieder in dem lieblichen Kloster an der Unstrut ein und weiht das inzwischen erweiterte Gotteshaus erneut ein. Dennoch ist der Bau zu diesem Zeitpunkt noch nicht beendet. Etwa 70 Jahre weitere Jahre dauert der Um- und Ausbau. Am 9.September 1206 weiht Bischof Konrad von Halberstadt auf Bitten des Abtes Heinrich die Kirche erneut ein und stellt sie unter seinen besonderen Schutz.

Anfänglich bestand der Besitz des Klosters aus den Gütern, mit denen Bruno und Adilint das Kloster Vitzenburg versehen hatten. Doch Otto von Bamberg bedachte das Kloster Reinsdorf mit weiteren Schenkungen und war auch weiter fürsorglich um das Kloster bemüht. Auf sein Bitten stellte Papst Innozenz II. am 23.Januar 1139 Ottos Bistum und die zugehörenden Besitzungen, so auch Reinsdorf, unter seinen besonderen Schutz.

Entwicklung und Besitztümer

Bis zur Neueinweihung der Kirche am 9.September 1206 durch Konrad von Halberstadt stieg der Besitz des Klosters durch zahlreiche Schenkungen rasch an. Die Zehnten zahlreicher Orte wurden dem Kloster übergeben, verliehen oder geschenkt. Zur Zeit der Weihe wurden u.a. dem Kloster Besitzungen in Priezipe, Gleina, Lauchstädt, Barnstädt, Edersleben, Querfurt bestätigt. Der Großteil der Besitzungen lag in der Reinsdorfer Flur und umliegenden Ortschaften, namentlich in Liederstädt, Wangen, Vitzenburg, Schirmbach, Steigra.

Zahlreiche, heute wüste Orte, so Bunsdorf (zwischen Reinsdorf und Karsdorf an der Stelle, wo die Unstrutbahn die Straße schneidet), waren dem Kloster gegenüber zehntpflichtig. Das Vorwerk Zingst mit 7 Hufen Ackerland sowie Weinberge, Wald und Wiesen bildete schon 1206 einen wesentlichen Bestandteil der Besitzungen.

Einem Prachtbau gleich, nahm die dreischiffige Kirche einstmals die gesamte Breite des heutigen Friedhofs ein. Noch heute ist die Einmündung der Seitenschiffe in das Querhaus zu erkennen. Im Kreuzgang, der an das Kirchgebäude anschloß, lagen einzelne Kapellen. Später entstanden aus diesen die umliegenden Wohngebäude. Prächtige Klostergebäude, die Zellen der Mönche, die Abtei, Armenherberge und Siechhaus, Rüstkammer und Wirtschaftsgebäude in großer Zahl umschlossen den Kreuzgang. Umgeben war das Klostergelände von einer hohen Lehmmauer. Versehen mit zahlreichen Besitzungen, die in den folgenden Jahren noch zunahmen und der Zuwendung der einzelnen Bischöfe gewiß, entwickelte sich das Kloster im Laufe der Jahre zu hoher Blüte. Insbesondere die Edlen Herren von Querfurt nahmen lebhaft Anteil an der Stiftung ihrer Familie und ließen dem Kloster jegliche Fürsorge zukommen.

Im Jahre 1207 erhält das Kloster den Zehnt von einem Weinberg an der Nebraer Brücke, bei Steigra und Johannesrode. Die ehemalige Größe des Klosters Reinsdorf läßt sich heute auch daran ermessen, daß 1254 Papst Innozenz IV. dem Abt Albert sowie dessen Nachfolgern das Recht verlieh, bei feierlichen Anlässen die Inful (liturgische Kopfbedeckung höherer katholischer Geistlicher) zu tragen.  

1491 traten die Glaubensbrüder der Bursfelder Kongregation bei. Allein den Mönchen lag recht wenig daran, sich an die strengen Regeln der Kongregation zu halten. Die chaotischen Zuständen zu beseitigen, traf ein Jahr später Nikolaus von Siegen als Prior in Reinsdorf ein. 37 kurze Wochen versuchte der bekannte thüringische Geschichtsschreiber, die aufsässig gewordenen Mönche zu zügeln; doch wurde er durch seinen Erfurter Abt zurückgerufen, da er ob seines milden Charakters nichts auszurichten  vermochte. „Rebellen und unruhige Köpfe zu regieren“ fühlte er sich selbst nicht geeignet und Erleichterung klingt aus seinen Worten, als er niederschrieb „gelobet sei Gott für alles, der mich von der Last erlöset hat!“

Vermächtnis der Mönche und Reformationsjahre

Den ersten Benediktinern fällt der Verdienst zu, sich nicht nur ihren geistlichen Aufgaben gewidmet zu haben, sondern auch das umliegende Land kultiviert zu haben. Große Waldgebiete wurden gerodet und landwirtschaftlich genutzt; Ortschaften wie Gleina oder Jüdendorf wurden erweitert oder neue Dörfer, wie das heute wüste Johannesrode bei Zingst, gegründet. Die vormals versumpften und ungesunden Unstrutwiesen wurden mühevoll entwässert und urbar gemacht. Alle Rebenanpflanzungen in diesem Teil des Tales sind auf die Reinsdorfer Mönche zurückzuführen.  

Zu den selbstgekelterten Weinen aus den Weinbergen an der Nebraer Brücke, bei Zingst, Steigra und Karsdorf kam eigengebrautes Bier, Fabrikat Reinsdorf, hinzu. Die Glaubensgemeinschaft war um die Bienenzucht ebenso bemüht wie um die Viehzucht. Unter unmittelbarer Leitung des Klosters stand die Grabenmühle unterhalb des Vitzenburger Schlosses und eine Mühle in Krautdorf, heute ein Teil von Liederstädt.

Mit Eifer wurden im Kloster Kunst und Handwerk getrieben. Selbstzeugnis ist das Kloster, das unter tatkräftiger Beteiligung der Benediktiner entstand, erweitert und verbessert wurde. Zahlreiche Glocken benachbarter Kirchen wurden ebenfalls im Kloster gegossen.  

Wie groß die Anzahl der Mönche war, die bestrebt waren, große zusammenhängende Räume zu erschließen und verschiedentlich zu nutzen, ist zwar ungewiß, aber sicher nicht gering. Erwähnung finden der Siechmeister, welcher für die Armenpflege verantwortlich war, der Sangmeister, der Küster oder Kaplan. Im Benediktinerorden stand je 10 Mönchen ein Senior vor. An der Spitze der Bruderschaft standen neben den Äbten die Prioren. Einfache Mönche lebten unter dem Mantel der Anonymität und fanden nur selten Erwähnung. 

Den enthusiastisch betriebenen Tätigkeiten noch im 13.Jahrhundert folgte ein enormer Verwilderung zum Ende des 15.Jahrhunderts. Die irdischen Besitztümer waren gewachsen, der geistliche Einfluß dagegen merklich gesunken.Der Bauernkrieg 1525 führte den definitiven Niedergang herbei. Luthers Lehren und Müntzers kühnes Auftreten trugen ihren wesentlichen Teil dazu bei und erregten die Gemüter in ganz Deutschland. In seiner Festschrift schrieb Plath: „Auch die Verderbnis des Mönchthums, welche immer größer und offenkundiger wurde, zudem der wachsende Reichtum der Klöster ließ höhere Interessen mehr und mehr hinsterben.

So war es gewiß kein Schade, daß die Reformation auch dem Kloster Reinsdorf ein Ende bereitete.“ Der großen Besitztümer des Klosters und die Abkehr der Glaubensbrüder von ihrer „beruflichen“ Verpflichtung hin zu irdischen Reichtümern, besiegelte ihr Ende. Obwohl die Vitzenburg von den Aufständen verschont blieb, wurde das benachbarte Reinsdorfer Kloster geplündert und niedergebrannt. Nach Müntzers Hinrichtung wendete sich jedoch das Blatt zu Ungunsten der Aufständischen und zahllose Todesurteile wurde verhängt. Die Blütezeit des Klosters war indessen vorbei. Was vom Kloster übriggeblieben war, wurde 1540 säkularisiert, d.h. in weltliche Hände übergeben.  

Die Gebäude, die noch standen, wurden in den folgenden Jahren abgetragen. Teilweise dienten sie zum Bau der umliegenden Häuser. Vornehmlich jedoch wurden die Steine zum Ausbau des Vorwerks Zingst verwendet, welches mit den anderen Besitzungen dem Landesherrn zugefallen war. 1559 wurde das „öde und wüste Gütlein Zingst“ an einen Hans Petzold für 400 Gulden meissensche Müntze verkauft. Weitere drei Rittergüter entstanden in Reinsdorf, welche zusammen 1750 in den Besitz des Grafen von Hoym übergingen. 

Einzig und allein das Kirchgebäude, „ein Stück von der Kirche, so der Gemeinde geeignet und zu einer Dorfkirche angerichtet worden“ (Erbbuch des Amts Freyburg im Jahre 1589), überlebte die stürmischen Jahre.

Weitere Entwicklung, Umbau- und Renovierungsarbeiten

Nach dem Niedergang diente die ehemalige Klosterkirche S.Johannis Baptistae der Gemeinde als Gotteshaus. In den vorangegangenen Jahren stand den Bewohnern die dem heiligen Wenzel geweihte Dorfkirche im Unterdorf zur Verfügung. Ein Teil des Unterdorfes wurde zerstört und mit den Gebäuden die Kirche. Schon 1575 ist in den Pfarrarchiven kein Hinweis mehr auf das Haus zu finden. Doch hatten die Gemeindemitglieder nun ein neues Gotteshaus. Die Reformationsereignisse hatten am Gebäude einige Eindrücke hinterlassen und wurden vorerst notdürftig ausgebessert. Von der ehemals prächtigen Klosterkirche erhalten blieb ein kleiner Teil des Mittelschiffes, der Chor und das gesamte Querhaus. Nachdem die Seitenschiffe abgerissen wurden, wurden die Zugänge zum Querhaus vermauert. 

Doch hatten sich die Gemüter in der Zwischenzeit wieder beruhigt. Die Aufständischen waren hingerichtet und die weltlichen Macht wußte die Bedeutung des Kirchgebäudes zu würdigen.

Georg von Hornig, ehemaliger brandenburgischer Oberforstmeister, war nicht nur Herr auf dem Rittergut Zingst, sondern gleichzeitig erster Privatpatron der erworbenen Klosterländereien und somit für die Erhaltung und Ausstattung der Gebäude verantwortlich. 1694 ließ er darum die Kirche gründlich renovieren und über der Kreuzung der Kirchenschiffe den Turm bauen, mit Kugel und Kreuz versehen. Doch raubte ein schweres Unwetter einige Jahre später die Aufbauten vom Turm. Joh. Friedrich von Hornig, zweiter Privatpatron, ließ jedoch am 19.September1709 Kugel und Kreuz wieder aufsetzen.

Besonders verdient machte sich Johann Georg von Ziegenhirt um die Kirche verdient. Nach der Übernahme der Patronatspflicht ließ er von 1727 bis 1739 den bildnerischen Deckenschmuck, Gemälde und Stuckarbeiten im Stil der späten Renaissance anfertigen. Hinzu kam 1728 eine Orgel, welche 1824 von einer Orgel aus der Arbeit des Orgelbaumeisters Schönburg aus Schafstädt abgelöst wurde. Die Turmuhr, heute nur noch ein trauriges Bild seiner selbst, wurde 1839 eingebaut und stammt aus der Werkstatt des Uhrmachers Ende aus Kloster-Häseler.  

In den darauffolgenden Jahren kam es immer wieder zu kleineren und größeren Reparaturarbeiten an Dach und Turm. 1892/93 folgte eine weitere große Renovierungsaktion. Am 29.Oktober 1893 fand die feierliche Einweihung der Kirche statt. Zahlreiche Geistliche waren erschienen, ferner der Patron, Herr Baron von Helldorff-Zingst und der Herr Graf von der Schulenburg-Heßler von Vitzenburg. Gemeindevertretung und Ortsvorstand, Gemeindekirchenrat und Kriegerverein nahmen am Festumzug teil. Den Schluß des Festzuges bildete eine Anzahl von Gemeindegliedern, welche zu der bereits dicht gedrängten Menge aufschloß, die auf dem Kirchhof der Einweihungszeremonie harrten. Später ließen die geladenen hohen Festgäste im Gasthof bei einem Festessen und unter zahlreichen Trinksprüchen diese schöne Fest ohne Mißklang zu Ende gehen. 

Zu weiteren Renovierungsarbeiten kam es 1990, als u.a. das Dach der Kirche neu gedeckt sowie die Kugel des Georg von Hornig vergoldet und den Schriften weitere hinzugefügt wurden.  

Besonderes Kleinod - das Tympanon in der Außenwand

Während der Renovierungsarbeiten am Kirchgebäude 1892/93 fand man im Vorraum ein Türbogenfeld aus romanischer Zeit. Seit 1893 in die äußere Mauer eingefügt, stellt dieses Tympanon eine Besonderheit dar. Pfarrer Plath vermutet die Herkunft des Tympanon als Überbleibsel einer vom Ritter Einhard von Scheidingen 1226 gestifteten Kapelle.  

Die Jungfrau Maria mit einem übergroßen Jesuskind auf dem Arm sitzt in der Mitte. Mit der rechten Hand einen Lilienstengel emporhebend, hält sie mit der linken Hand das Kind auf ihrem Schoß fest. Dieses weist in die Richtung der Person rechts von ihr (links vom Betrachter). Die männliche Person mit langherabwallenden, talarähnlichem Gewand, Ritter Einhard, bietet der Gottesmutter ein Kirchenmodell dar. Auf der anderen Seite befinden sich gleich zwei Personen.  

Einmal ist dort ein Engel mit ausgebreiteten Flügeln zu sehen, welcher mit der rechten Hand bemüht ist, sein lang herabfallendes Gewand festzuhalten und mit der Linken wie die Jungfrau ein fächerförmiges Lilienzepter (die Lilie als Symbol der Reinheit) hält. Ein Mönch daneben sieht aus seiner Ecke zur Jungfrau und hält kniend das Spruchband fest.

Dieses schwebt nicht nur halbkreisförmig über der ganzen Szenerie, sondern dessen Inschrift füllt auch noch den waagerecht verlaufenden Saum unterhalb zur Hälfte aus. Gleichwohl die größtenteils in Spiegelschrift verfaßte Inschrift stark verwittert und schwer zu lesen war, gelang es Hermann Grössler das lateinische Bußlied um die Jahrhundertwende zu übersetzen. „Gottes Gebärerin, Jungfrau und Königin, Bitt’ ab in Hulden unsere Missetat, Unseren Treuverrat voller Verschulden“. 

Ritter Einhard stiftete seine Kapelle im Kreuzgang des Klosters dem Erzengel Michael. Da es den üblichen Formen entsprach, eine Stiftung der Jungfrau und dann einem besonderen Schutzheiligen zu weihen, erklärt sich etwa die bildliche Darstellung. So bietet Einhard der Jungfrau Maria, sowie dem Erzengel Michael neben ihr, seine Gabe dar. Der Mönch entstammt möglicherweise aus seiner Familie, der im Kloster für seine Stifterfamilie betete. Obwohl das Tympanon von der Zeit schon schlimm mitgenommen wurde und Schrift und Figuren teilweise verwittert und zerstört sind, so ist es doch ein besonderes Kleinod der Kirche.

Ausstattung der Klosterkirche

Das erhalten gebliebene Quer- und Altarhaus der ehemaligen Klosterkirche wurde zu Beginn des 18.Jahrhunderts zur evangelischen Pfarrkirche umgebaut. Gegenüber der Vorhalle erhebt sich der Altar. Zwei mächtige Säulen flankieren den mit drei Bildern versehenen Aufsatz. Die Darstellung des Abendmahls, der Gebetskampf des Heilands im Garten und drittens Christus über den beiden Bildern.  

Die Ölgemälde sind von vergoldeten und prächtig geschnitzten Rahmen eingefaßt. Von besonderer Arbeit ist die um die Mitte des 18.Jahrhunderts entstandene Stuckarbeit. Rosetten und Laubgewinde ranken sich in vielfältigen Formen um die zahlreichen Deckengemälde. Meisterhaft dargestellt ist die Verkündigung an Maria. Die Geburt des Herrn und die Anbetung durch die Hirten und Könige faszinieren in ihrer Art genauso wie die Taufe Jesu. Für eine Dorfkirche fürwahr ein überaus reicher Schatz. Das Gemälde der Kreuzigung befindet sich direkt unter der Kuppel, umgeben von Engelsgestalten. Auferstehung und Pfingstwunder in den Armen des Querschiffes komplettieren die Deckendarstellungen und lassen selbst manchen Kunstkenner staunen.

Als 1892 der alte romanische Taufstein aus dem Chorraum der Kirche verbannt wurde, kam ein seine Stelle ein Holzgestell. Als es in den 60er Jahren diesen Jahrhunderts zu einer letzten gründlichen Renovierung kam, wurde der Taufstein jedoch aus seinem Sakristeiexil zurückgeholt und an seinen Platz gestellt. Die einstmals beeindruckende Glocke stammte noch aus dem Mittelalter. Auf der Westseite stellte sie „die kleine Kreuzigung“ dar (mit Maria und Johannes seitens des Kreuzes).

Das Kruzifix bestand aus waagerecht ausgebreiteten Armen, nebeneinander stehenden Füßen und einem rockartigen Lendentuch. Auf der Ostseite zeigte ein Medaillon Simson, wie er dem Löwen den Rachen auseinander reißt. Bei günstigem Wetter soll man ihren Klang noch in Naumburg vernommen haben. Der Erste Weltkrieg kam und seit 1923 rufen Stahlgußglocken zum Gebet. Die von zahlreichen Gläubigen und Mönchen ausgetretenen Sandsteinplatten des Fußbodens wurden durch Schamottplatten ersetzt.

Besucht man die Kirche aus geschichtlichen Gründen, so betritt man gleichzeitig ein Gebäude, in dem seit fast 900 Jahren gepredigt und gebetet wurde. Erhebt sich das Reinsdorfer Kloster auch nicht mehr in seiner alten Größe neben der Unstrut und läßt die Klosterkirche die vergangene Pracht nur noch erahnen, so war doch der Einfluß des Klosters in diesem Teil des Unstruttales maßgebend und die Pionierleistung der Mönche erheblich.

SCHLUSS