GOSECK

Einige Worte vorweg: Goseck ist nicht nur Sonnenobservatorium, auch wenn es durch die Entdeckung der tausendjahrealten Anlage in den Blickpunkt des allgemeinen Interesses fiel. Am Steilhang zu den Saalewiesen steht die alte Schloss-, Kloster- und Gutsanlage, deren Darstellung im Mittelpunkt steht:

Burganlage aus dem 9.Jahrhundert. Umbau der Anlage im 11. Jahrhundert durch die Söhne des Pfalzgrafen Friedrich I., Adalbert, Dedo und Friedrich II. zum Benediktinerkloster, welches 1053 durch Adalbert, nun Erzbischof von Bremen, geweiht wurde. Stammsitz der sächsischen Pfalzgrafen. Infolge der Reformation 1539 säkularisiert. Als erste Besitzer des Rittergutes sind Georg von Altensee und sein Bruder Lamprecht von Altensee nachweisbar. 1594 wurde Franz von Königsmarck mit Goseck belehnt, dessen Ehefrau Katharina geborene von Hoym nach seinem Tode den Kanzler Bernhard von Pölnitz heiratete. Umbau der Klosterkirche zur Schlosskapelle zu Beginn des 17.Jahrhunderts.

1684 verwaltete Amalie von Pöllnitz als Witwe in Vormundschaft ihrer Söhne Christoph Bernhard und Christian Julius Heinrich das Gut. Da beide Söhne nach einer Seereise 1698 für tot erklärt wurden, ging der Gutsbesitz auf verschiedene Erben über, von denen Goseck an den Obersteuerrat Gottfried Pfitzner überlassen wurde. Weitere Besitzer folgten. Ab 1808 sind Carolina Christiane von Schönberg und ihre drei Geschwister als Besitzer nachweisbar. Im Besitz der Freiherren von Brandenstein blieb Goseck bis 1840. Bis zur Bodenreform 1945 im Besitz der Familie Graf von Zech-Burkersroda; danach zeitweilig als Kornspeicher, dann Jugendherberge und Polytechnische Oberschule. Von 1989 bis 1997 befand sich im Verwaltergebäude die Grundschule mit Hort. Die Stiftung Schlösser, Burgen und Gärten des Landes Sachsen-Anhalt übernahm 1997 das Schloss und begann Sicherungsmaßnahmen zum Gebäudeerhalt. Im Herbst 1998 gründete sich der Schloss Goseck e.V. Der Verein baut nach und nach das Europäische Musik- und Kulturzentrum hier auf und veranstaltet Konzerte.

Der Königliche Hofbuchhändler Alexander Duncker ...

... schrieb Ende des 19. Jahrhunderts:

Der Reisende, welcher die Thüringische Eisenbahn befährt, erblickt im lieblichen Saalthal zwischen Naumburg und Weissenfels, nachdem er zur Rechten die Ruinen der Schönburg gelassen, auf der Anhöhe des linken Flussufers, zwischen Weinbergen und Obstpflanzungen, die Gebäude des vormaligen Benedictiner-Klosters Goseck, das, wie die dortige Chronik berichtet, im eilften Jahrhundert, unter der Regierung Kaiser Heinrich's III., vom Pfalzgrafen Friedrich von Thüringen gegründet und von dessen leiblichen Bruder, dem berühmten Erzbischof Adalbert von Bremen. am 27. März 1053 geweihet wurde. Nachdem das Kloster abwechselnd blühend, dann wieder in Verfall gewesen war, wurde dasselbe zur Reformationszeit säcularisirt, und es entstand daraus das Rittergut Goseck, auf welches der ganze Besitz des Klosters mit allen dessen Ländereien, umfangreicher Gerichtsbarkeit, vielen Patronats- und anderen Gerechtsamen und baaren Gefallen überging.

Die Familien von Pöllnitz, von Eckardt und von Brandenstein besassen nach einander das Rittergut Goseck, bis dasselbe Eigenthum des gegenwärtigen Besitzers wurde, des Landtags-Marschalls der Provinz Sachsen und Mitgliedes des Herrenhauses, Grafen von Zech-Burkersrode, aus dessen Geschlechte Heidenricus von Burkersrode im vierzehnten Jahrhundert zu den würdigsten Aebten des Klosters Goseck gehörte.

Der jetzige Besitzer hat die in Verfall gerathenen Wohngebäude wieder herstellen und einrichten, die nächsten Umgebungen bepflanzen und mit Anlagen versehen, auch die Wirthschaftsgebcaude zum Theil neu aufführen, zum Theil umbauen, im Jahre 1853 aber den noch stehen gebliebenen Theil der alten Klosterkirche restauriren lassen. Diese Kirche, unter welcher sich auch eine Krypta befindet, enthält ein zu Ehren eines früheren Besitzers, des Kanzler von Pöllnitz, errichtetes interessantes Monument von Marmor, sowie ein der Heiligengeschichtc entlehntes grösseres Bild von Lucas Cranach, welches zu den besten Werken dieses Meisters gerechnet wird. Dieses Bild befand sich früher in der Dorfkirche zu Goseck und wurde für die Schlosskirche vom jetzigen Besitzer erworben.

Gerade im achthundertsten Jahre nach Stiftung des Klosters geruhten Seine Majestät der König Friedrich Wilhelm IV. am 8. September 1853 bei Gelegenheit der in der dortigen Gegend stattfindenden Truppen - Uebungen, in Begleitung mehrerer Prinzen des Königlichen Hauses, sowie einiger fremder Fürsten Goseck und dessen Besitzer mit einem Besuche zu beehren und das Nachtlager daselbst zu nehmen.

Der gegenwärtige Besitzer von Goseck, Graf von Zech-Burkersrode, entstammt dem alten Sächsischen Geschlechte Derer von Burkersroda, dessen eine Linie im Jahre 1815 durch Adoption den Namen und das Wappen der Grafen von Zech dem seinigen hinzufügte, und besitzt derselbe neben anderen Gütern auch das seit dem fünfzehnten Jahrhundert in der Familie von Burkersroda ununterbrochen vererbte Mannlehen Kötzschau, das zwischen Merseburg und Lützen belegen ist.