BALGSTÄDT

Eine der ältesten Siedlungen an der Unstrut ist Balgstädt. Fritz Kühnlenz schreibt in seinem 1965 im VEB Greifenverlag Rudolstadt erschienenen Wanderführer „Städte und Burgen an der Unstrut“: „776 finden wir den Ort im Besitz der karolingischen Könige. „Balgestat“ oder „Balkstete“ war möglicherweise die Wohnstätte eines Ritters, der „Balg“ oder so ähnlich hieß. Offenbar saßen Slawen und Franken nebeneinander hier. Im Hersfelder Zehntverzeichnis wird der Ort als kaiserlicher Hof – „in potestate cesaris“ – bezeichnet. Nach dem Aussterben der Karolinger wurde er Reichsgut. Hier hielten sich fast alle deutschen Könige kürzere oder längere Zeit auf; Otto I., Otto II.  und Heinrich II. haben Urkunden in Balgstädt ausgestellt. Vielleicht kehrten sie auch wegen des guten Weins hier ein, denn bereits 976 wird Balgstädt als Weinbauort erwähnt.“

Slawen, Königshof und Wasserburg

"1032 schenkte Kaiser Konrad II. „Balchestad“ dem Dom zu Naumburg. Damit gingen die königlichen Steinbrüche auf dem „Rödel“, der kaiserlichen Hochfläche südlich von Balgstädt, in bischöfliches Eigentum über; sie lieferten das Baumaterial für den Dom und die Wenzelskirche, aber auch für die Kirchen in Freyburg, Laucha und Schulpforte. Als sich die Lehnsleute der Naumburger Kurie später zu Raubrittern entwickelten, zerstörten die Landgrafen Friedrich und Wilhelm von Thüringen 1397 die Burg und vertrieben die Insassen. 1404 belehnte Bischof Ulrich als weltlicher Würdenträger, der er neben seinem geistlichen Amt war, den Kurfürsten Friedrich den Streitbaren mit dem Ort. Wo die Burg und der ehemalige Königshof gestanden haben, ist nicht mit Sicherheit festzustellen. Zwei Burgstellen sind freigelegt worden, Restanlagen viereckiger Wasserburgen, die beide in Frage kommen könnten. Die eine liegt in der Unstrutniederung, wo eine Furt durch den Fluß führte, die andere weiter oben, auf dem Gelände des ehemaligen Gutes. Vielleicht ist auch die untere, die wahrscheinlich die ältere ist, wegen dauernder Überschwemmungen weiter nach oben gelegt worden. Im Volksmund  heißt die untere „das Wahl“, gesprochen „Woal“. Wir finden sie noch allseitig von Wasser umgeben, aber keine Gebäudereste oder Bodenvertiefungen mehr. Das schloßartige Gebäude im Ort, inmitten eines breiten Wassergrabens gelegen, stammt aus späterer Zeit und dient heute als Schule und Wohnhaus.

Fehlt es an baulichen Zeugen aus Balgstädts ehrwürdiger Vergangenheit,, so bestätigen Funde von Gräbern und Waffen, was die Urkunden melden. Bei Bodenforschungen am Südrand des Dorfes wurde ein Grab aus dem 5. oder 6.Jahrhundert gefunden; ein Beweis, daß der Ort schon vor seiner ersten (urkundlichen, A.d.R.) Erwähnung besiedelt war.

Interessant ist auch die Kirche des Dorfes. Sie besitzt einen frühromanischen Turm mit Spuren einer angesetzten Apsis. Die Glockenstube, in der eine der ältesten Glocken Deutschlands  hing – sie trägt die Jahreszahl 1311 und befindet ich jetzt im Glockenmuseum Laucha –, zeigt gekoppelte Fenster mit Säulen, die Schilfblattkapitelle und Volutenranken tragen. Das alte Kirchenschiff ist verschwunden; das jetzige stammt aus dem Jahre 1739.

Es hat sich gelohnt, in diesem so schön gelegenen und so unbekannten Unstrutdorf Umschau zu halten. Wer sich für Denkmale aus vorchristlicher Zeit interessiert, sollte vor dem Weiterwandern noch einen Aufstieg zum „Rödel“ machen und das Steinkreuz besichtigen, das sich aus alten Tagen hier erhalten hat. Es ist eines der schönsten und stattlichsten Denkmale dieser Art in der näheren und weiteren Umgebung, 165 cm hoch, am Kreuzbalken 90 cm breit. Die Inschrift ist verwittert. Es ist anzunehmen, daß es aus germanischer Zeit stammt und dein sogenanntes Sühnekreuz darstellt, wie wir sie auch anderswo in unserer Heimat finden. Nach sagenhafter Überlieferung soll hier ein Schmied aus Balgstädt erschlagen worden sein. Später hat sich die Kirche des Steins bemächtigt und ihn zum Ausgangspunkt einer Wallfahrt zu der im 15.Jahrhundert gegründeten St.Gangolf-Kapelle in Balgstädt bestimmt; von hier mußten die Pilger auf den Knien bis zum Bild des heiligen Gangolf rutschen.

Die Kapelle steht nicht mehr; sie nahm den freien Platz an der Hauptstraße  kurz vor der Abzweigung nach Größnitz ein, der heute noch „Gangelsberg“ heißt. An einem Torpfeiler ist dort auch ein kleiner Kopf zu sehen, der beim Abbruch der Kapelle gerettet und hier eingemauert wurde.“