HASSENHAUSEN AUERSTEDT

Das kleine Dorf im Weimarer Land geht durch die Schlacht zwischen Franzosen und Preußen am 14.Oktober 1806 in die Geschichte ein. Bis dahin gleicht das Leben in dem erstmals zwischen 822 und 842 in einer Urkunde des Fuldaer Zehntregisters erwähnten „Awartesstete“ dem der umliegenden Ortschaften und ist in erster Linie von Glauben, Fron und Leibeigenschaft geprägt. In einer Urlunde von 1073 überschreibt König Heinrich IV. bei seinem Aufenthalt auf der nahen Eckartsburg seinem Vasallen Boto aus Baden die gesamte Villa „Owerestetten“.

Preußens Schicksals und Frankreichs Triumph im Weimarer Land

Die Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt sollte das europäische Machtgefüge erschüttern, Preußen vernichten und Napoleon nach Berlin führen. Nachdem es den Franzosen zur Überraschung der Preußen unter Fürsten Hohenlohe in der Nacht vom 13. zum 14. Oktober 1806 gelungen war, ihre Artillerie von Jena auf den Landgrafenberg zu schaffen, begann am Dienstag um etwa 6 Uhr die Schlacht von Jena. Die französischen Truppen entschieden unter der Führung Napoleon Bonapartes das Gemetzel für sich. Insgesamt fielen der überholten preußischen Kriegsführung etwa 10.000 preußische und sächsische Soldaten zum Opfer oder wurden verwundet; die gleiche Anzahl wurde gefangengenommen. Die Franzosen verzeichneten hingegen nur etwa 7.500 Tote oder Verwundete. Indessen schlugen sich beim nördlich gelegenen Auerstedt 27.300 Franzosen unter Marschall Davout gegen zahlenmäßig überlegene 49.800 Preußen unter dem Herzog von Braunschweig. Doch wie es das Schicksal manchmal meint, haben, obwohl die Kämpfe zeitlich parallel verlaufen und als "Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt" in die Geschichte eingehen, die Schlachtbeteiligten so gut wie keine Kenntnis voneinander.

„Die preußische Kavallerie umfasste in der Schlacht bei Auerstedt 8.800 Reiter, die französische hingegen nur 1300. Außerdem verfügten die Preußen über 230, die Franzosen dagegen nur über 44 Kanonen. Allerdings waren die Befehlshaber beider Seiten über die gegnerische Stärke im Unklaren. Das Schlachtfeld war mit unerwartet dichtem Nebel verschleiert. Das preußische Heer war durch das Überqueren der Ilm über die einzige Brücke in lange Reihen auseinandergezogen. Die Franzosen trafen somit bei Hassenhausen zuerst auf die Vorhut. Französische Truppen eroberten das Dorf Hassenhausen, während preußische Truppenverbände um ca. 9:00 Uhr die Franzosen nördlich der Chaussee nach Kösen angriffen. Davout befahl seinem 21. Infanterieregiment, die Stellungen in Hassenhausen und dem 12. Regiment seinen linken Flügel zu verstärken. Kurz danach wurde der Herzog von Braunschweig am Kopf getroffen, woraufhin er sein Augenlicht verlor. Da kein neuer Oberbefehlshaber ernannt wurde, um den Herzog zu ersetzen, gab es auf preußischer Seite keine einheitliche Kampfführung mehr. Jeder Offizier blieb sich in taktischen Fragen selbst überlassen, was man im preußischen Heer nie geübt hatte. Nach weiteren Kämpfen ordnete Preußens König Friedrich Wilhelm III. am Nachmittag schließlich den Rückzug an. ... Bald entstand ein heilloses Durcheinander mit den aus Richtung Jena nach Erfurt flüchtenden Truppen. 10.000 Preußen wurden getötet oder verwundet, 3000 gerieten in Gefangenschaft. Die Franzosen hatten 7420 Soldaten verloren.“ (Quelle: Wikipedia)

In der Preussen-Chronik des Rundfunk Berlin-Brandenburg ist über den Untergang des alten Preußen zu lesen: „Friedrich Wilhelm III. macht im September 1806 einen für das alte Preußen verhängnisvollen Fehler: Bisher hat er sich aus jeder Auseinandersetzung mit Napoleon herausgehalten, nun lässt er sich aber zu einem Ultimatum an Frankreich hinreißen: er fordert den Abzug der französischen Truppen aus Süddeutschland! Friedrich Engels nennt diesen Preußenkönig später „einen der größten Holzköpfe, den je ein Thron regiert hat“. Napoleon nimmt diese Herausforderung postwendend an, er hat nicht gehofft, so rasch einen Vorwand zu finden, nun auch Preußen anzugreifen, und er handelt rasch! Aber nur ein Teil des preußischen Heeres ist überhaupt kampffähig, der Feldzug, militärstrategisch miserabel vorbereitet, dauert dann auch nur ganze fünf Tage und hat ein erschütterndes Ergebnis: Innerhalb weniger Tage zerschlägt Napoleon den preußischen Staat. Der Auftakt ist das Gefecht der Franzosen bei Saalfeld mit einem preußischen Beobachtungskorps am 10. Oktober. Die Preußen werden geschlagen, Prinz Louis Ferdinand – als künftiger Feldherr die Hoffnung vieler Patrioten – fällt, was als Vorzeichen kommenden Unheils gedeutet wird. Fontane schreibt später: „Prinz Louis war gefallen und Preußen fiel – ihm nach!“

Die preußische Armee hat sich in völliger Selbstüberschätzung auf den Siegen der friederizianischen Kriege ausgeruht. Die militärtaktischen Neuerungen der Franzosen haben die Militärs trotz aller Mahnungen der Neuerer um Scharnhorst und Gneisenau ignoriert. Das höhere Offizierskorps ist völlig überaltert. So marschiert die preußische Armee, ca. 130.000 Preußen und 20.000 Sachsen, unter dem Oberbefehl des Herzogs von Braunschweig nach Thüringen. Bei der entscheidenden Schlacht bei Jena und Auerstedt unterliegt das preußische Heer. Noch ehe die getrennt marschierenden preußischen Armeen an der mittleren Saale vereinigt werden können, greift Napoleon an. Bei Jena wird am 14. Oktober 1806 ein Teil der preußischen Armee geschlagen und die preußische Hauptarmee anschließend bei dem nördlich von Jena gelegenen Dorf Auerstedt trotz zahlenmäßiger Überlegenheit vernichtet. Die totale Desorganisation des Generalstabs und der Truppenführung lassen zwei Fünftel der preußischen Armee erst gar nicht zum Einsatz kommen. In beiden Schlachten verliert die preußische Armee jeweils ein Drittel der Soldaten. Es kommt zur planlosen Flucht der preußischen Korps. Einzig Blücher und sein Stabschef Scharnhorst tun sich hervor, in dem es ihnen auf ihrem Rückzug nach Norddeutschland gelingt, große Teile der französischen Armee zu binden, so dass sich der König nach Küstrin und weiter nach Königsberg zurückziehen kann.

Der preußische Offizier Johann von Borcke beschreibt in seinem Buch „Kriegerleben 1806-1815“ die letzten Stunden der Schlacht von Auerstedt, bei dem sein Korps zu spät kommt: „Es war nicht zu verkennen: Unser Körper war krank, und mit jedem Schritt zeigten sich die Gebrechen einer veralteten Technik. Ohne es zu wissen, waren wir in Schwerfälligkeit, Unbehilflichkeit und pedantischen Formen untergegangen... Nachdem das Armeekorps in der Nacht zum 14. Oktober auf den Lehnstädter Höhen bei Weimar angekommen war, erwartete jedermann, dass die Zelte aufgeschlagen, ein regelmäßiges Lager eingerichtet und vor allem Lebensmittel ausgeteilt werden würden... Alle unsere Erwartungen wurden aber getäuscht. Mangel und Hunger hatten bereits einen so hohen grad erreicht, dass selbst die Sparsamsten auch nicht ein Stückchen Brot mehr besaßen, und nur das wenige, was die Marketender herbeischleppten, war für teures Geld zu haben. ...Jeder sehnte sich nach dem Morgen in der gewissen Erwartung, diesen Zustand verbessert zu sehen. Sagen konnte man sich unter diesen Umständen wohl, dass eine Katastrophe nicht fern sei. Doch man täuschte und betrog sich absichtlich selbst... Noch war es, abgesehen von matter gewordenen Feuern unseres traurigen Nachtlagers, um uns dunkel, als Kanonendonner von Jena her den verhängnisvollen Tag ankündigte...Aber es war schon gegen 10 Uhr morgens, als sich endlich, nach langem, unbegreiflichen Zögern der General von Rüchel mit seinem Korps in Marsch setzte... Je weiter wir vorrückten, je mehr füllte sich die Chaussee mit zurückkehrenden Verwundeten und zerstreuten Truppen aller Gattungen. Alles, was man sah, trug unverkennbar den Stempel der Auflösung und wilden Flucht...“ Der Oberbefehlshaber des preußischen Heeres - der Herzog von Braunschweig - kommt in der Schlacht um. Fast alle preußischen Festungen kapitulieren in der Folge kampflos.“

Im erstmals im Hersfelder Zehntverzeichnis beschriebenen „Hassenhuseno marca“ wird heute im ehemaligen Pfarrhaus ein Museum betrieben, welches durch den 1991 gegründeten Verein „Gedenkstätte Hassenhausen 1806 e.V.“ an die Schlachten erinnern soll.