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Der Highway 6 streift den Mount Aspiring National Park an seiner rechten Flanke. Wenn man das dichte Grün des Regenwaldes hinter sich lässt, öffnet sich bereitwillig ein weites Tal mit einladender Geste. Rechterhand strecken die 2.000er des Mount Aspiring National Parks ihre schneebedeckten Gipfel in die Sonne. Der Makarora River passiert auf seinem Weg zum Lake Wanaka eine Schlucht nach der anderen und wird durch die zahlreichen Gletscherzuläufe immer breiter. Mich bringt die sanft abfallende Straße dem kleinen Touristenort Wanaka entgegen.
Der Wind peitscht über das Wasser, drückt sich gegen die hohe Uferböschung und verschwindet kreisend hinter der nächsten Kurve. Dort öffnet sich das nächste Tal und der Highway läuft einige Zeit parallel zum Lake Hawea in Richtung Süden. Saftige grüne Wiesen spiegeln sich im klaren Wasser und der blaue Himmel spannt sich über den Horizont. Nach den verregneten Tagen an der Westküste bin ich von dieser sonnenverwöhnten Naturkulisse verzaubert. Ein Fotomotiv jagt das nächste und Neuseeland kommt in treuer Pflichterfüllung seinem Klischee als Schafland nach. Die Siedlung Wanaka liegt selbstverständlich neben dem Lake Wanaka. Etwas abseits der breiten Routen, ist der Ort bei Einheimischen und Individualisten äußerst beliebt. In der Upton Street liegt ein kleines, gemütliches Hostel. Um es vorweg zu nehmen. Leider treffe ich Antje nicht in Wanaka. Aber in einem hatte die Bremerin Recht. Die Gegend ist unglaublich schön und wirkt beruhigend. Ein „Gute Laune Elixier“, welches ich bis zum letzten Schluck auskoste.
Um den See sind verschiedene Wanderrouten möglich. Typisch für Neuseeland sind die immer gut ausgeschilderten Wege. Für den „Mount Roy Track“ benötigt man etwa fünf bis sechs Stunden; der „Waterfall Creek Walk“ führt eine Stunde am Ufer des Sees entlang. Ich fühle mich fast wie Supermarkt. Allerdings ist das Angebot hier immer exklusiv und vom feinsten. Meine Wahl fällt auf den „Diamond Lake Track“. Der Track liegt auf privatem Land und geht steil bergauf. Eine Stunde dauert der Aufstieg, in der ich über meine Kondition erstaunt bin. Positiv versteht sich. Zugegeben; auf den letzten Metern werden die Pausenzeiten immer länger. Aber ein Grund dafür ist auch der herrliche Blick über den See, der nun tief zu meinen Füßen liegt.
Der Mount Aspiring National Park ist nach seinem 3.027 m hohen Hauptgipfel benannt. Eine wilde und menschenleere Gegend, in der eine staubige Piste den Matukituki River stromaufwärts führt. Zahllose Schafherden säumen den Weg und die Rotwildgatter zeigen mir den lebenden Ursprung deutscher Supermarkttiefkühltruhen. Das rechterhand liegende Skigebiet „Treble Cone“ ist wegen der akuten Lawinengefahr leider gesperrt. In den Bergen wurden mehrere Szenen der „Herr der Ringe“-Trilogie gedreht. Verschiedene Veranstalter bieten Rundflüge über „Mittelerde“ an oder haben sich auf Touren zu den Drehorten spezialisiert. Eine Furt bereitet meiner Tour zum Mount Aspiring ein jähes Ende. Das kalte Gletscherwasser ist zu tief, um durchzuwaten und viel zu breit, um mit einem Sprung die andere Seite zu erreichen. Ein Jeep mit einer balancesuchenden Hundemeute auf der Pritsche lehrt mich jedoch eines Besseren. Der Wagen durchquert die Furt und gibt kräftig Gas. Neidvoll starre ich auf die Felskante, hinter der der Jeep mit hohem Tempo verschwindet. Zu allem Überfluss ziehen hinter den Bergen drohend mächtige Wolkenberge auf und lassen mich wieder nach Wanaka umkehren.
Der Mount Aspiring National Park ist nach seinem 3.027 m hohen Hauptgipfel benannt. Eine wilde und menschenleere Gegend, in der eine staubige Piste den Matukituki River stromaufwärts führt. Zahllose Schafherden säumen den Weg und die Rotwildgatter zeigen mir den lebenden Ursprung deutscher Supermarkttiefkühltruhen. Das rechterhand liegende Skigebiet „Treble Cone“ ist wegen der akuten Lawinengefahr leider gesperrt. In den Bergen wurden mehrere Szenen der „Herr der Ringe“-Trilogie gedreht. Verschiedene Veranstalter bieten Rundflüge über „Mittelerde“ an oder haben sich auf Touren zu den Drehorten spezialisiert. Eine Furt bereitet meiner Tour zum Mount Aspiring ein jähes Ende. Das kalte Gletscherwasser ist zu tief, um durchzuwaten und viel zu breit, um mit einem Sprung die andere Seite zu erreichen. Ein Jeep mit einer balancesuchenden Hundemeute auf der Pritsche lehrt mich jedoch eines Besseren. Der Wagen durchquert die Furt und gibt kräftig Gas. Neidvoll starre ich auf die Felskante, hinter der der Jeep mit hohem Tempo verschwindet. Zu allem Überfluss ziehen hinter den Bergen drohend mächtige Wolkenberge auf und lassen mich wieder nach Wanaka umkehren.
Szenenwechsel. Der Kawarau River diente Herrn Peter Jackson ebenfalls als Filmkulisse für seine Trilogie. Wer kennt nicht die Szene, als „die Gefährten“ auf dem Fluss Anduin die Argonath-Säulen passieren? Filmreif wird es auch für mich bei Bannockburn. Eine schmale Brücke führt über den tief unter mir fließenden Kawarau River zum „Kawarau Gorge Mining Centre“. Ein altes Goldfeld, welches anschaulich und lebhaft von den vergangenen Goldschürftagen berichtet. Die ehemaligen Mineneingänge sind mit festen Türen verschlossen. In „Chinatown“ liegen noch alte Konserven in den Regalen und zerschlissene Hängematten verkünden einen Hauch von Luxus. Als in den 1930er Jahren die große Rezession den Globus im Würgegriff hatte, erinnerte man sich der goldenen Erzvorkommen und wusch mit modernen Hochdruckpumpen die letzten Reste aus den Bergen.
Hinter Gibbston führen zwei Brücken über den Kawarau River. Eine ist für den Verkehr freigegeben, die andere dem Bungee Jumping. Von der 1880 fertiggestellten Brücke stürzte sich etwa 100 Jahre später ein Neuseeländer an einem Hight-Tech-Spezialseil in die Tiefe. Der Sprung in die 43m tiefe Schlucht löste einen weltweiten Boom aus. Seitdem pilgern täglich „Yo Yo Willige“ zur alten Brücke. Als ich über die Brücke laufe, bereitet sich gerade eine Frau auf den Adrenalinkick vor. Der letzte Schritt scheint ihr jedoch trotz freiwilliger Entscheidung nicht leicht zu fallen. Immer wieder zögert sie den Fall in die Tiefe hinaus. Da helfen auch gute Sprüche der anwesenden Freunde nichts. Persönlich kann ich dieser Fallsucht nichts abgewinnen und ich kann die Frau ganz gut verstehen. Nach endlos scheinenden zehn Minuten nimmt sie ihren letzten Mut zusammen. Ein leichter, nicht ganz fairer, Schups eines Helfers überzeugt noch auf seine eigene Weise und der Rest liegt in der Schwerkraft.
Die Show endet ohne Verluste in einem gelben Schlauchboot, das die Frau auf dem Fluss aufnimmt. Etwas abseits liegt Arrowtown. Die Siedlung erinnert an die „goldenen Zeiten“ in den 1860er Jahren. Durch ein verheerendes Hochwasser verloren 1863 zahlreiche Goldsucher ihr Leben. Als ich zum Fluss hinunterlaufe, sehe ich eine Schulklasse, die im kalten Wasser nach Gold schürft. Ob sie Glück haben, erfahre ich nicht, da ich mich auf die Suche nach der „Furt von Bruinen“ mache, die hier für den „Herr der Ringe“ gedreht wurde. Am Nachmittag erreiche ich Queenstown. Direkt gegenüber dem Lake Wakatipu befindet sich die Jugendherberge. Ich reserviere mir eine Schlafgelegenheit und nutze die Stunden bis zum Dunkelwerden, um mir einen Überblick über die Gegend zu verschaffen. Die beste Möglichkeit dazu besteht von Bob’s Peak aus. Auf dem Weg zur Gondelstation, die mich die 446m hinauf zum Ausblick bringen soll, mache ich einen Schlenker zum Hafen hinunter.
Die letzten Passagiere lösen ihre Tickets für eine Rundfahrt mit dem 1912 gebauten Dampfer „Earnslaw“ ein. In den engen Gassen herrscht rege Betriebsamkeit. In Queenstown treffen sich Pilger und Touristen aus der ganzen Welt. Das Angebot an Freizeit- und Sportaktivitäten ist hier dichter und aufregender als irgendwo sonst in Neuseeland. Leider entpuppt sich das „Hard Rock Cafe“ als Klamottenladen. Die Fahrt mit der „Skyline Gondola“ ist überwältigend. Doch geht es noch einige Meter weiter bergauf. Ich entschließe mich, den Gipfel zu erklimmen. Der etwa 500m Höhenunterschied sind im wahrsten Sinne des Wortes „atemberaubend“. Jedoch hat sich der Anstieg gelohnt. Ich genieße meinen Ausblick in vollen Zügen. Mir gegenüber erheben sich die mächtigen Remarkables, die Bemerkenswerten. Das quirlige Queenstown liegt fernab am glitzernden See. Der über 80km lange Lake Wakatipu schlägt einen kurzen Bogen und knickt z-förmig in Richtung Glenorchy ab. Im letzten Tageslicht erreiche ich die Queenstown Gardens. Eine typisch englische, aber ungemein schöne Gartenanlage mit mächtigen Mammutbäumen und liebevoll gestalteten Rabatten. Klar, dass ein Bowlingclub nicht fehlen darf. Es ist eben doch „very british“. „Deer Park High“ ist eine kleine Anhöhe vor Queenstowns Toren, die als Freiwildgehege verschiedenen Tierarten zur Heimat geworden ist. Rotwild, Esel, Yaks, Bisons und Strauße wetteifern abwechselnd um die Gunst der Touristen und einen Snack zwischendurch. Besonderer Höhepunkt ist jedoch ganz schlicht der Gipfel. Einige Kilometer Luftlinie zum Touristenort liegen gleich mehrere Drehorte zum „Herrn der Ringe“ dicht nebeneinander. Am kleinen Bergsee fühle ich mich auch gleich von Wargs und Orks beobachtet.
Am nächsten Morgen stehe ich noch vor dem Hellwerden auf und mache mich auf dem Weg nach Glenorchy. Die Straße führt wildromantisch immer am See entlang. Leider wollen die Wolken nicht wirklich aufreißen. Glenorchy liegt am oberen Ende des Sees, der für die Maori das „Loch des schlafenden Riesen“ ist. In der kleinen Ansiedlung finde ich den Ort wieder, an dem sich Fuchs und Hase „Gute Nacht“ sagen. Fast scheint es mir, als sei ich in einer Geisterstadt angekommen. Da reißt mich fernes Motorengeräusch aus meiner kühnen Hypothese. Ein Jetboot legt den Hebel auf den Tisch und verschwindet stromaufwärts auf dem Rees River.
„Paradis no exit“ steht auf einem Wegweiser, dem ich noch ein wenig in die Einsamkeit folge. Hier ist die ideale Gegend für Aussteiger. Weiter weg geht nicht, einsamer auch nicht. Später fängt es auch noch an zu schneien und ich komme mir schon vor wie der „Mann aus den Bergen“. Doch bevor es wirklich dazu kommt, mache ich mich auf den Weg nach Te Anau. Die Siedlung lebt eigentlich vom Touristenstrom zum Milford Sound. Da sich der Ort für eine Übernachtung anbietet, suche ich mir eine solche. Rechterhand der Milford Road finde ich für einen noblen Preis eine noble Lodge. Legenden der Maori über eine Höhle mit reißenden Wasser „Te Ana-au“ weckten in Lawson Burrows die Entdeckerlust. Der Neuseeländer suchte mehrere Jahre nach der Wahrheit und fand im Jahr 1948 die „Höhle des reißenden Wassers“. In der Folgezeit entwickelte sich die Höhle zur Publikumsattraktion und Geldquelle, der auch ich erlege. Es ist schon dunkel, als mich ein Highspeed-Katamaran mit etwa 50 weiteren Touristen, in der Mehrzahl Asiaten, über den See ans andere Ufer bringt. Nur so ist ein Zugang zu den Höhlen möglich. Der Eingang ist recht niedrig und ich stoße mir gehörig meinen Kopf. Doch da hilft kein Wehklagen.
Spätestens als ich am Wasser stehe, dass donnernd und wirbelnd durch die Höhle abfließt, ist der Schmerz vergessen. Zahllose Glühwürmchen hängen an den Wänden. Im Grunde genommen handelt es sich hier Neuseeland-Glühwürmchen „titiwae“ lateinisch Arachnocampa luminosa. Logisch, dass man bei dieser Bezeichnung gleich schlussfolgern muss, dass es sich Insekten handelt, die sich von anderen Glühwürmchen grundlegend unterscheiden. Als das Licht gelöscht wird, umgibt mich eine Dunkelheit, die unter die Haut geht. Doch der Effekt, der nun ausgelöst wird, ist phänomenal. Überall leuchten nun die blau phosphorszierenden Insekten. Das von Fern grollende Wasser und die Glühwürmchen verfehlen ihre Wirkung nicht. Ein unglaubliches und schönes Erlebnis. Lange kann ich an diesem Abend nicht einschlafen.
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