AM FLUSS

Mäusebussard - Gesundheitspolizist auf Ansitzjagd
* Erstveröffentlichung: Mitteldeutsche Zeitung Dezember 1997

Auf der Jagd nach Nahrung kann man den Mäusebussard lange Zeit geduldig ausharrend auf Bäumen, Zaun- und Telegrafenpfählen beobachten. In den Wintermonaten öfter als in den warmen Tagen des Jahres, in denen er nahrungssuchend durch die Lüfte kreist.

Der Bussard besitzt breite Fittiche und ein kurzes, breites und gerundetes Schwanzende (der Stoß). Sein Flug ist gegenüber anderen Greifvögeln langsamer und schwerfälliger, wodurch er Habicht und Sperber gegenüber benachteiligt ist. Doch als sogenannter Kleinsäuger- und Jungwildgreifer ist sein Fang auf Kleintiere wie Mäuse, aber auch Frösche und Insekten zugeschnitten. Dementsprechend entwickelt sind auch die Fänge des Bussards.

Fehlen dem Bussard jedoch Ansitzmöglichkeiten, so sieht man ihn, oft vier bis sechs Vögel auf einem Feld, unbeholfen über die schneebedeckten Flächen hüpfen. Um so lieber benutzt er die aufgestellten „Julen“, die krückenartigen Pfähle, auf denen er „aufblocken“ kann. Doch ist es heute meist nur der Verdienst einiger weniger Landwirte und Naturfreunde, wie in der neuen Plantage vor Querfurts Toren, wenn man diese Sitzkrücken als Ansitzhilfen sieht.

Seiner Aufgabe als Gesundheitspolizei gerecht werdend, findet man den Bussard ebenfalls häufig an Straßenrändern, wo er angefahrene Stücke kröpft. Als Greifvogel unterliegt der Bussard zwar dem Jagdrecht, wird allerdings ganzjährig geschont.

Grauhreiher - Schreitvogel in Uferbereichen
* Erstveröffentlichung: Mitteldeutsche Zeitung Mai 1997

Zahlreiche Bögen in die Landschaft zeichnend, mündet der Schmoner Bach bei Reinsdorf in die Unstrut. Zahlreich sind die Abflußrinnen auf den Feldern, zahllos hingegen die jährlichen Überschwemmungen der Unstrut. Aufgrund dieser doch recht feuchten Bedingungen ein idealer Lebensraum für Frösche, Insekten und kleine Fische; Nahrungsgrundlage für Graureiher. Aufgrund seiner Hauptnahrungsquelle Fisch ist der, bis zu 95 cm große, in praktischer Jahresehe lebende Anstandsjäger auch als Fischreiher bekannt. Anstandsjäger aufgrund seines lang anhaltenden Stehvermögens im oder am Bachlauf. Weißfische, feinschuppig und zwischen 10 und 15 cm lang, werden bevorzugt. Oft sieht man mehrere Graureiher auf den Unstrutwiesen nach Mäusen und Regenwürmern suchen.

Hellgraue Oberseite, schwarze Haube mit anliegenden Federn und ein dolchförmiger Schnabel charakterisieren den Ardea cinerea, so die lateinische Bezeichnung. Die Brutzeit dieser im Schilf oder auf Bäumen kolonienweise horstenden Reiher ist in den Monaten März und April. In 25 bis 26 Tagen werden die blaßblaugrünen Eier, meist vier Stück, von beiden Eltern im Sinne moderner Erziehung abwechselnd erbrütet. Die aus einem Umkreis von 30km herbeigeschaffte Nahrung wird den Jungen aus dem Kehlsack vorgewürgt. Rund um die Uhr werden die Jungen gefüttert (3- bis 6mal innerhalb 24 Stunden). Nach neun Wochen können die Jungen selbständig fliegen. Typisch für Reiher ist der im Flug eingezogene Hals (S-Form); die Ständer sind ausgestreckt.

Graureiher sind an Bach- und Flußläufen sowie anderen Uferbereichen zu beobachten. Der in Europa, Westasien und Afrika vorkommende Graureiher war einst beliebte Beute bei der Beizjagd. Heute stehen sie unter ganzjähriger Schonung.

Erinaceus europaeus - Gemeiner Igel
* Erstveröffentlichung: Mitteldeutsche Zeitung Dezember 1997

Wer kennt nicht die Geschichte vom Wettlauf zwischen Hase und Igel? Weit bekannt ist auch Wilhelm Buschs „Bewaffneter Friede“ mit dem Igel als Hauptperson. Weniger schön, aber weit verbreitet die Igel, die eine Straßenüberquerung nicht ganz schafften und unter die Räder kamen. Eine Million Igel erliegen jährlich dem Verkehrstod.

Fallen die Außentemperaturen unter 10 Grad Celsius, beginnt der Igel seinen Winterschlaf. Im Normalfall beginnt dieser Ende Oktober, doch der als Einzelgänger bekannte Sohlengänger unterbricht ihn auch mitunter. So braucht man sich nicht über schnüffelnde, schmatzende Laute zu wundern, wenn der Igel sich auf seiner Nahrungssuche über das Katzenfutter hermacht. Fest zusammengerollt überwintert der Igel in einem großen, mit Laub, Moos und Gras ausgepolstertem Nest in geschützten Laub- und Reisighaufen. Alte Scheunen und Heuschober werden ebenfalls gern angenommen.

Ist ein Stachelborster im Spätherbst 600g schwer, kommt er auch über die kalten Wintermonate. Eine Überwinterung in menschlicher Obhut sollte nur im Notfall, bei stark unterernährten Igeln, geschehen. Diese hält man in einem Raum zwischen bei 16 Grad Celsius in einer festen Schachtel, gut ausgepolstert mit Zeitungspapier. Ein wenig Auslauf sollte gewährleistet werden.

Hühnerkleinteile, hartgekochte Eier, grätenlose Fische, Bananen, ungeschwefelte Rosinen sowie stets reichlich Frischwasser sorgen für ausreichend Nahrung. Asseln und Tausendfüßler bieten eine willkommene Abwechslung. Gar nicht bekommen ihm Milch, Regenwürmer und Schnecken (Verdauungsstörungen). Zerkleinerte Nüsse und ungeschwefelte Rosinen legt man für den Fall bereit, daß der Igel seinen Winterschlaf unterbrechen sollte.

Bevor man das Tier nach den letzten Nachtfrösten Ende April weit entfernt von Verkehrswegen im dichten Gebüsch aussetzt, sollte man es durch das Verfüttern von Asseln und Käfern wieder an die Freiheit gewöhnt haben.

Milan - Nahrungsschmarotzer
* Erstveröffentlichung: Mitteldeutsche Zeitung September 1997

Weit ausgedehnte Felder erstrecken sich oberhalb der Schmoner Hänge. Wandert man nun von Oberschmon Bach aufwärts in Richtung Hermannseck, so kommt man nach einiger Zeit an einem Fischteich vorbei. Idealer Lebensraum für den in dieser Gegend vorkommenden Roten Milan (lat. Milvus milvus). Besonders in diesem Jahr ist der, auch als Gabel- oder Königsweihe bekannte, ca. 61 - 70cm große Vogel häufig zu beobachten.

Wälder mit altem Baumbestand im Flachland, in der Nähe von Gewässern und menschlichen Siedlungen werden als Lebensraum bevorzugt. Durch sein trillerndes „hiäh hihihi hiäh“ ist er schon von weitem zu bemerken. Der lange tiefgegabelte Schwanz unterstützt den Milan bei seinem leichten Gleiten und Segeln. Bei einer Flügelspannweite von 150 - 160cm ist es ein wahrer Genuß, den mehr bedächtig und träge erscheinenden Greifvogel zu beobachten. Langsam sich immer höher in die Lüfte schraubend, kreist er unentwegt über seinem Revier. Ständig auf der Suche nach Nahrung. Sein lautes „fiii ih ih ih" läßt keinen Zweifel am lauen Magengefühl aufkommen. Überraschend zum Boden niederstoßend, sind es Mäuse, Frösche und Maulwürfe, kranke oder tote Fische, aber auch anderes Aas, auf die es der an Kopf und Hals rötlichweiße Vogel abgesehen hat. War es eine optische Täuschung oder war nur die Beute zu schnell? Schwerfällig mit den Flügeln schlagend, versucht die Gabelweihe schnell wieder Höhe zu gewinnen. Als Nahrungsschmarotzer jagen Milane auch anderen Greifvögeln wie Falken oder Habicht die Beute im Fluge ab.

In der Brutzeit April/ Mai werden 2 - 4 weißliche mit spärlichen rotbraunen Flecken und Kritzeln überzogene Eier gelegt. Die Jungen verlassen nach etwa 40 - 50 Tagen das Nest.

Deutlich unterscheiden läßt sich der Rote Milan vom artverwandten Schwarzen Milan (lat. Milvus migrans). Dieser hat nur einen schwach gegabelten Schwanz und kann, im Gegensatz zur Gabelweihe, nicht auf dessen typischen großen weißen Fleck auf der Unterseite der lang gewinkelten Flügel verweisen. In den Mittelmeerländern und England als Strandvogel heimisch, sind Milane bei uns nur Zugvögel, welche sich im September/ Oktober in die südeuropäischen und nordwestafrikanischen Gebiete zurückziehen und im Frühjahr (März/ April) wieder in die Brutgebiete zurückkehren. Allerdings ist eine gelegentliche Überwinterung in mitteleuropäischen Breitengraden möglich. Wie alle Greifvögel sind Milane ganzjährig zu schonen.