SCHLOSS NEU-AUGUSTUSBURG WEISSENFELS

Barock. Die europäische Kulturepoche zwischen 1600 und 1750 gilt als exzentrisch. Es schlägt der Takt des Absolutismus, der Augenblick zwischen Humanismus und Aufklärung. Die Zeit der Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges und des Neubeginns. Besonders in der Architektur findet der Barock seine stärkste Ausdruckskraft. Im mitteldeutschen Raum geben die sächsischen Herzöge neue Impulse und prägen entscheidend die Entfaltung dieser Stilepoche. Eine Schlüsselstellung in den Entwicklungsjahren frühbarocker deutscher Kunst nimmt die alte Residenz Weißenfels ein. „Bau und Ausstattung der Neu-Augustusburg stellen den Höhepunkt dar und gaben wesentliche Impulse für die Durchsetzung des Hochbarock, die dann in Dresden vollzogen wurde“ wird in einer 1994 erschienen Festschrift hervorgehoben.

Frühe Besiedlung, Saaleübergang und Kultstätten

Doch vor dem Aufbau kam der Niedergang. Die vollkommene und endgültige Zerstörung der alten und mächtigen Wettiner Burganlage im Januar 1645. Zu dieser Zeit hat die Residenz die verschiedensten Belagerungen hinter sich, mächtige Häupter beherbergt und Geschichte geschrieben. Doch diese liegt tief begraben und über die alte Festung und ihre Historie ist nur wenig nach heutigen wissenschaftlichen Gesichtspunkten bekannt. Anders verhält es sich mit dem vorhandenen Barockschloss, welches nach unaufhaltsamer Zerfallskrankheit nun langsam gesundet.

Rückblende. Die sich einander ablösenden Epochen der Steinzeit werden in Jahrtausenden gemessen und entwickeln sich auf dem europäischen Kontinent unterschiedlich schnell. Mit der erfolgreichen Umsetzung des Ackerbaus werden die ersten Bauern in Mitteleuropa vor etwa 7000 Jahren sesshaft. Einzelne Hochkulturen werden nach ihren Fundorten benannt. Wie die jungsteinzeitliche Rössener Kulturgruppe beim heutigen Merseburg vor etwa 6.700 Jahren. Etwa zur gleichen Zeit entsteht in der Nähe das Sonnenobservatorium von Goseck. Es ist die Epoche der Bandkeramik, die ihren Namen den bandartigen Mustern auf den Töpferwaren verdankt.

Mit der Entdeckung der Bronzeverarbeitung um 3600 v.Chr. kommt es zu bahnbrechenden Veränderungen in der Lebensweise der Menschen. Im Vorderen Orient entwickeln sich die ersten Reiche. In Europa bilden sich erst später Stammesfürstentümer mit „Elitekriegern“ heraus. Im Kampf um Macht und Einfluss der Fürsten müssen die Stämme hochgerüstet werden. Handelswege entstehen und werden ausgebaut. Das Landesmuseum für Vorgeschichte Halle stellt in einer vielbesuchten und außergewöhnlichen Ausstellung 2004/05 die „weite Welt im Herzen Europas“ dar. Eisenzeit und Übergang in die Antike folgen. Es kommt zu einer Bevölkerungsexplosion in oft beunruhigender Weise. 509 v.Chr. stürzen Römer das etruskische Königsgeschlecht, gründen eine Republik und begeben sich auf den Weg, Mittelpunkt der bekannten Welt zu werden.

Viel Wasser fließt Tiber und Saale hinunter. Der Niedergang des römischen Weltreichs beginnt etwa um das Jahr 372, als der Einbruch der Hunnen viele germanische Stämme zu einer Kettenreaktion und anschließenden Völkerwanderung nötigt. Der germanische Stamm der Thüringer wird von den Hunnen unterworfen und tributpflichtig gemacht. 451 werden Attilas hunnische Reiter auf den Katalaunischen Feldern besiegt. So können auch die Thüringer die Vorherrschaft abstreifen und ihr Reich weit nach Norden bis in die Altmark, nach Osten bis zur mittleren Havel und zur Elbe beim heutigen Riesa ausdehnen.

530 erreicht das Thüringische Reich unter Irminfried seine größte Ausdehnung. Kurz darauf wird es durch die verbündeten Franken und Sachsen zerschlagen und tributpflichtig gemacht. Sachsen und Friesen siedeln in den nun unter fränkischer Herrschaft stehenden Gebieten. Aus dem Osten stoßen die ersten Slawen bis zur Elbe vor. Aus dieser Zeit stammen die frühesten Berichte über diese Bauernvölker.

Nach den auf dem Weißenfelser Burgberg stattgefundenen Grabungen, die seit Juni 2001 durch das Landesamt für Archäologie geleitet wurden, wurde die Nutzung des Geländes über der Saale durch die Slawen um 800 bis 1000 nachgewiesen.

Germanen und Slawen. Die Auseinandersetzungen der großen Kulturen werden in den kommenden Jahrhunderten Politik und Leben in Mitteleuropa bestimmen. Den Festungen und Anlagen an der Saale fällt in den Grenzkriegen bald eine entscheidende Rolle zu.

Die Welt des Mittelalters gleicht einer Fieberkurve. Gekennzeichnet von der Invasion der Araber auf der Iberischen Halbinsel, dem Aufstieg der Karolinger, Ludowinger, den Ostexpansionen und Kreuzzügen wird die Epoche einem verbreiteten Vorurteil nachgehend als finster bezeichnet. Gleichzeitig jedoch finden in den Wissenschaften, der Architektur oder Waffentechnik enorme Quantensprünge statt.

Slawische Siedlung, Ostgrenze und ludowingische Begehrlichkeiten

Um 806 lässt der fränkische Kaiser Karl, der von seinen Zeitgenossen als „begabter Redner“ beschrieben wird, an der Ostgrenze des Reiches eine Kette von Zollstationen errichten, um den Handel mit den Slawen zu regulieren. Mit dem frühen Tod Ludwig IV. 911 stirbt der letzte fränkische Karolinger in Ostfranken. Die sächsischen Herzöge, mächtigste Feudalherren im ostfränkisch-deutschen Reich, rücken an die Macht. Herzog Heinrich, wegen seiner Leidenschaft des Vogelfangens „der Vogler“ genannt, wird 919 zum König gewählt. Er lässt die Ostgrenze gegen die Slawen sichern. 926 wird die Burg Meißen als deutscher Vorposten in slawischem Gebiet errichtet.

Im Februar 962 krönt Papst Johannes XII. den Sohn Heinrichs zum Römisch-Deutschen Kaiser. Die Macht der antiken Cäsaren wird Otto I. Ansporn und Vision. Der Burgenbau bleibt auch in den folgenden Jahrzehnten in Mode.

Die slawische Siedlung auf dem Weißenfelser Berg wird vermutlich im ausgehenden 10.Jahrhundert zugeschüttet. Schon die Namensform „Weißenfels“ weist, so die Historiker, auf eine deutsche Kolonisationsburg hin, welche als rechtssaalische Ergänzung zur Anlage Burgwerben von 890/899 angelegt wird. Die strategische Lage an dem wichtigen Saaleübergang wird im neu zu ordnenden slawischen Gebiet durch eine Wall- und Grabenanlage gesichert. Ein neuer Friedhof wird auf dem benachbarten Georgenberg angelegt.

985 wird Ekkehard I. Markgraf von Meißen-Merseburg-Zeitz. Er ist wichtigste und mächtigste Stütze der Kaiserin Theophanu. Der Sohn Gunthers von Merseburg sichert die Grenzmarken durch ein dichtes Netz an Burgen, so entstehen Naumburg und die Rudelsburg. Vermutlich erhalten die Markgrafen die Weißenfelser Anlage als Lehen. Dem Markgrafen gelingt es, die Oberlausitz ins Reich einzugliedern und die deutsche Oberherrschaft über Böhmen zu erneuern. Er ist zeitweiliger Berater Kaiser Otto III. und beansprucht nach dessen Tod die Krone. In der Nacht des 30.April 1002 wird Ekkehard jedoch auf dem Königshof Pöhlde ermordet. Die Ereignisse stürzen das Reich in eine schwere Krise. In den folgenden Jahren kennzeichnen die Kämpfe gegen Herzog Boleslaw Chrobry von Polen die Herrschaft des jetzigen Kaisers Heinrich II.

Die erste gesicherte, weil nämlich schriftliche Kunde über die Besitzverhältnisse der Burg Weißenfels stammt aus dem Jahr 1047. Die Anlage fällt an Friedrich Graf von Goseck. 1056 erhält er die sächsische Pfalzgrafenwürde. Etwa neun Jahre später wird ihm der einzige Sohn Friedrich geboren, der im Februar 1085 ermordet wird (siehe Schloss Neuenburg Freyburg). Die Gosecker Adelsfamilie zählt mit zur Ahnenreihe des Hauses Wettin. Dieses Adelsgeschlecht wird sich zur mächtigsten Dynastie im mitteldeutschen Raum entwickeln; Fürsten, Bischöfe und Könige hervorbringen.

Um 1080 tauchen die Ludowinger im thüringischen Raum auf. Ludwig der Springer, der die Witwe des ermordeten Friedrich von Goseck heiratet, gewinnt Güter an der unteren Unstrut. Dem Grafen gelingt es im Laufe der Jahre, der Position der Ludowinger in Thüringen eine starke Entwicklungsbasis zu schaffen.

Die Übergabe der Kaiserkrone an die Salier-Dynastie bringt tiefgreifende Umbrüche mit sich. Neben den sich aufschaukelnden Machtkämpfen um das Erbe Roms zwischen römischer Kirche und deutschem Kaiser, misslingt es letzterem, das bisherige königliche Kernland zu sichern. Die wahre Reichsführung liegt in den Händen mächtiger Fürsten, wie dem Braunschweiger Welfen Heinrich, dem Askanier Albrecht der Bär, dem Wettiner Heinrich der Erlauchte und Erzbischof Wichmann aus Magdeburg, Sohn des Grafen Gero von Seeburg  aus der Seitenlinie der Herren von Querfurt.

Ludowinger und Wettiner streben nach einer dominierenden Position im mittleren Saalegebiet. Am Wettlauf um die Macht sind auch die Askanier auf Burgwerben sowie die Bistümer Naumburg und Merseburg beteiligt. die Weißenfelser Anlage entwickelt sich aufgrund der burgenpolitischen Konstellation zum Zünglein an der Waage.

Im politischen Brennpunkt, Minnesänger und wechselnde Eigentümer

Kurz bevor die uralte Handelsstraße von Frankfurt am Main das aufstrebende Leipzig erreicht, schneidet sie Weißenfels. Die Lage des Ortes, Burgberg und Saaleübergang, rücken immer wieder in den Mittelpunkt der politischen Fehden.

Die hohe Zeit der Kreuzzüge fällt unter die Herrschaft der Staufer. Pflugschare werden zu Schwertern. Die Propaganda schürt den Hass und das heilige Land wird zum Paradies verklärt. 1145 überredet Abt Bernhard von Clairvaux den Stauferkönig Konrad III. zum 2.Kreuzzug. Zwei Jahre später bricht das deutsche Heer auf. Unter den Kreuzrittern befinden sich auch der zwanzigjährige Ludwig II., der später „Eiserner“ Landgraf von Thüringen wird, sowie zahlreiche sächsische und thüringische Lehnsleute. Die Koalition gegen die Muslime wird durch die Heere des Franzosen Ludwig VII. und des Normannen Roger II. von Sizilien gestützt. Der Kreuzzug gegen „das Böse“ scheitert.

Im gleichen Jahr wird der Wendenkreuzzug gegen die Slawen Mecklenburgs und Pommerns unter Beteiligung Heinrichs des Löwen, Albrechts der Bär und des Wettiners Konrad von Meißen unternommen. Das Unternehmen scheitert ebenfalls am hartnäckigen Widerstand der Heiden.

1184 befindet sich Weißenfels fest in der Hand des Markgrafen Otto von Meißen. Die bäuerliche Kolonisierung und die Städteentwicklung der östlichen Mark erleben unter dem Sohn Konrads eine Blüte. Doch überschneiden sich des Wettiners Interessen und die Ludwigs III., Sohn des Eisernen Landgrafen, an der Saale. In Folge des Krachs wird Otto durch Ludwig III. gefangen genommen und auf der Wartburg inhaftiert. Der Thüringer hingegen nimmt mit seinem Bruder Hermann am 3.Kreuzzug teil. 1190 beteiligen sich die Thüringer, unter ihnen auch Bischof Berthold von Naumburg, vor Akkon an der Gründung des Ordens der Deutschritter „ordo equitum theutonicorum“ (siehe Schloss Neuenburg Freyburg).

Nach dem Tod Ottos 1190 erhält sein Sohn Albrecht die Markgrafschaft Meißen und der jüngere Dietrich neben anderen auch die Weißenfelser Anlage, nach der er sich benennt. Doch bereits im darauf folgenden Jahr kommt es zu Reibereien zwischen den Brüdern. Dietrich, von Albrecht bedrängt, muss die Weißenfelser Burg aufgeben und flüchtet auf die benachbarte Neuenburg zum Ludowinger Hermann. Der Bruder Ludwigs III. ist seit dessen Tod Landgraf von Thüringen. Geschäftstüchtig nutzt er die Gunst der Stunde und verspricht Dietrich Beistand, wenn dieser seine Tochter Jutta zur Frau nimmt. Dietrich, nun in doppelter Zwangslage, willig ein und heiratet Jutta, die zwar „hässlich, aber sehr klug“ ist. Hermanns Truppen bezwingen Albrecht und dieser zieht sich von der Weißenfels wieder zurück.

Doch stirbt Albrecht unerwartet 1195 und Dietrich wird vier Jahre später durch den Stauferkönig Philipp von Schwaben mit der Mark Meißen belehnt. Markgraf Dietrich wird ein Kunstmäzen. Seine familiären Bindungen an das Haus des Hermann von Thüringen, dessen Gönnertum dem Troubadour Heinrich von Veldecke in den 1180er Jahren seine moderne „Eneit“ vollenden lässt, und die Nähe zur Neuenburg sorgen für das wachsende Kunstinteresse des Grafen. Finanziell potent und ein Fan der aktuellen, hochmittelalterlichen Minne wird er der Förderer des Minnesängers Heinrich von Morungen, der für seine leidenschaftlichen Balladen bekannt wird.

1221 stirbt Dietrich von Weißenfels und hinterlässt den dreijährigen Heinrich. Der 21jährige Thüringer Ludwig IV. nimmt sich des Sohnes seiner Schwester Jutta an und die Regierungsgeschäfte in seine Hände. In dieser Schlüsselstellung versucht Ludwig IV. wohl, die Mark Meißen den thüringischen Landen anzuschließen. Doch Jutta heiratet am 03.Januar 1223 den Grafen Poppo von Henneberg und versucht so Ludwigs IV. Expansionsfreude zu stoppen. Als „Tor zur Markgrafschaft“ kommt in den Auseinandersetzungen der Weißenfelser Burg eine besondere Rolle zu. 1224 schließen die Geschwister auf der Neuenburg Frieden. Ludwig IV. behauptet seine Position gegenüber der Schwester und bleibt faktisch bis zu seinem frühen Tod 1227 Markgraf von Meißen.

Als im Februar 1247 Heinrich Raspe, der als Pfaffenkaiser in die Geschichte eingeht, ohne männlichen Erben stirbt, endet eine Dynastie. Der nun beginnende Streit um das Erbe eines der bedeutendsten deutschen Reichsfürstengeschlechter der Zeit gipfelt bald in den Thüringischen Erbfolgekrieg. Zu diesem Zeitpunkt ist Weißenfels die westlichste der wettinischen Burgen.

Der Vertrag von Weißenfels, Stadtentwicklung und Wettiner Erbe

Die Bedeutung der Weißenfelser Festung war im Laufe der Jahre enorm gestiegen. Aus der ehemaligen Grenzburg war eine im zentralen wettinischen Einflussgebiet gelegene Anlage geworden.

Doch nun befindet sich diese Burg am Ostrand des alten ludowingischen Kernlandes und jetzigen Thüringer Erbes. Tod, Brand und Verwüstung bestimmen das Leben an Saale und Unstrut in den kommenden 17 Jahren. Hauptkontrahenten des Erbfolgekrieges sind der Wettiner Heinrich, Sohn des Dietrich von Weißenfels und Sophie von Brabant, die älteste Tochter der heiligen Elisabeth. Die wettinischen Truppen Heinrichs können mehrere Gefechte für sich entscheiden. Am 01.07.1249, wird auf der Burg, welches nun Bindeglied, Machtdemonstration und Tor nach Thüringen ist, der „Weißenfelser Vertrag“ unterzeichnet. Mit diesem Vertrag erkennt der Großteil der thüringischen Grafen Heinrich als berechtigten Erben an. Doch muss der Wettiner, obwohl ihm der Kaiser höchstpersönlich die „Eventualbelehnung“ zugesichert hat, noch weitere 15 lange Jahre sein Erbe mit dem Schwert erkämpfen.

Obwohl die Erbangelegenheiten noch nicht ganz ausgefochten sind, übergibt Heinrich seinem zweitgeborenen Sohn Dietrich bereits 1256 die eigens für ihn gegründete Markgrafschaft Landsberg, zu der auch die Burg Weißenfels gehört. Doch Landsberg liegt am Rande des Fürstentums und Weißenfels ist aufgrund seiner jetzigen zentralen Lage klar im Vorteil.

Die Geschichte geht weiter und die Rauchschwaden lichten sich an Saale und Unstrut. Der Ort zu Füßen der Burg entwickelt sich unter Dietrichs Herrschaft in der typischen Weise einer mittelalterlichen europäischen Ansiedlung. 1274 gründen Markgraf Dietrich und seine Frau Helena, eine geborene Markgräfin von Brandenburg, das Laurentiushospital. Zum ersten Mal in der Geschichte wird die Bürgerschaft 1279 urkundlich erwähnt. 1283 wird der Ort als „civitas“, Stadt, bezeichnet. Über die Entwicklung der Burganlage hingegen fehlen nähere Angaben, doch „kann aus der Entwicklung der Stadt auf eine entsprechende auf dem Burgberg geschlossen werden“ legt der Historiker Joachim Säckl in einer Festschrift 1994 dar.

1284 wird vor den Toren der Stadt das Kloster St.Clara gegründet, welches später als Grablege der markgräflichen Familie dienen wird. Nach dem Tod des Markgrafen erhält seine Witwe Helena die Burg als Witwensitz. Sein Sohn Friedrich von Tuta versucht in den nun folgenden Jahren, das wettinische Land durch Kauf wieder zusammenzubringen. Doch stirbt Tuda 1291 im Alter von 22 Jahren. Die Sage berichtet von vergifteten Kirschen, die dem zeitigen Ableben des Wettiners nachgeholfen haben sollen. Der jugendliche Herrscher wird im Klarenkloster Weißenfels beigesetzt. Da Friedrich Tuta keine männlichen Erben hinterlässt, fällt die Mark an Landgraf Albrecht und seine Söhne aus der thüringischen Linie. Doch lässt auch hier der Streit um das Erbe nicht lange auf sich warten. Mit dem Verkauf der Landgrafschaft Thüringen an den König Adolf von Nassau im April 1293 – Landgraf Albrecht behält sich lebenslange Nutzung vor – enterbt der Landgraf faktisch seine eigenen Söhne. Der energische Nassauer bringt sich mit Waffengewalt in den Besitz verschiedener Burgen der Söhne Albrechts. Er erstürmt 1294 die Neuenburg und Raspenburg (siehe Schloss Neuenburg Freyburg). Doch fällt der König im Juli 1298 in der Schlacht bei Göllheim.

Kurz darauf entflammt der Streit zwischen der Witwe Dietrichs, Helena von Brandenburg, und ihrem Neffen Diezmann erneut auf. Es wird, wie so oft, ein Streit der Dynastien. Helena für die Askanier und auf der anderen Seite der Wettiner Diezmann, Sohn Albrechts. Doch kommt es wieder zu Aussöhnung und Vergleich. Diezmann setzt sich in den Besitz der Weißenfelser Burg und veräußert im selben Jahr die Anlage an die Markgrafen von Brandenburg. In einer Urkunde des Jahres 1304 bezeichnet sich Helena souverän als „Markgräfin von Weißenfels“, stirbt jedoch wenige Monate später.

Nach Diezmanns Tod gelingt es seinem Bruder Friedrich „dem Freidigen“, den Askanierkonflikt endgültig zu beenden. Auf der Burg Weißenfels werden einige wichtige Friedensbündnisse unterzeichnet. Vater Albrecht stirbt, in Armut und politisch in Vergessenheit geraten, 1315 in Erfurt.

Grafenfehde, Renaissance und Altenburger Teilung

Friedrichs Anstrengungen ist es zu verdanken, dass nach seinem Tod 1323 ein Großteil der Besitzungen wieder in wettinischer Hand vereint ist. Die als „Osterland“ bezeichnete Mark erlangt unter seinem Sohn Markgraf Friedrich II. wieder mehr an Bedeutung.

Das 14.Jahrhunderts mit seinen Kriegen, Aufständen und Pestepidemien schreitet unerbittlich voran. Nach der Gefangensetzung des Papstes Bonifatius VIII. 1303 wird der Papststuhl nach Avignon verlegt. Die umstrittene Doppelwahl zweier Päpste wird das Abendland mit dem großen Schisma überschatten. Im Ringen um die Kaiserkrone im Römisch-Deutschen Reich setzen sich die Wittelsbacher gegen die Habsburger durch, nur um ihre Stellung gleich wieder an die Luxemburger zu verlieren. Unter diesen wird Böhmen zur Machtbasis im deutschen Reich; Prag blüht zu einem der bedeutendsten kulturellen Zentren Europas auf. 1325 gründen die fernen Azteken Tenochtitlán. Doch bleibt die hohe Kunst und Kultur der Reiche Mittel- und Südamerikas dem größten Teil Europas unbekannt.

Zu Beginn der 1330er Jahre flammen wieder einmal Konflikte um das wettinischen Erbland auf. Diesmal sind es Friedrich II. und seine Mutter. Streitobjekt ist auch die Burg Weißenfels. 1332 erobert der Markgraf im Handstreich die Neuenburg und setzt sich so in eine günstige Verhandlungsposition. König Ludwig IV. selbst vermittelt 1333 dahingehend, dass Friedrich II. Weißenfels, seine Mutter dafür andere Orte erhält. Die Auseinandersetzung mit den kleineren Territorialgewalten endet am 28.07.1346 mit dem Friedensschluss von Weißenfels zugunsten der Wettiner. Nach dem Ende der sogenannten „Grafenfehde“ bleibt das Haus Wettin alleinige Territorialmacht.

Die Söhne Friedrich III. „der Strenge“, Balthasar und Wilhelm teilen sich nach des Vaters Tod das Erbland. Im Einverständnis verschreibt Friedrich III. am 14.07. 1351 seiner Frau Katharina von Henneberg unter anderen Weißenfels als Altenteil.

In der großen Politik wird die neue Abhängigkeit des Kaisers in der „Goldenen Bulle“ 1356 festgeschrieben. Das Reichsgrundgesetz wird die Wahl des neuen Kaisers durch die wahlberechtigten deutschen Kurfürsten für die kommenden Jahrhunderte festschreiben.

1381 hinterlässt Friedrich III. der Strenge mit seinem Tod drei unmündige Kinder. Der Älteste, Friedrich, wird später „der Streitbare“ genannt, Wilhelm und Georg, der bereits 1401 sterben wird. In der Chemnitzer Teilung 1382 erhalten die Söhne das Gebiet des Osterlandes, in welchem auch Weißenfels liegt, zugesprochen. Der Bruder Friedrichs III., Wilhelm, übernimmt die Regierung in der Markgrafschaft Meißen. Nach dem Tod des Onkels gelingt es Friedrich „dem Streitbaren“, weite Teile der wettinischen Lande wieder zu vereinigen. Nur in Thüringen regiert der Cousin Friedrich „der Friedfertige“.

Die Weltsicht der Renaissance wird auch die Sicht des späten Mittelalters prägen. Während sich das Königreich Portugal anschickt, die nordafrikanischen Gebiete zu erobern, ordnen 1411 Markgraf Friedrich IV. und sein Bruder Wilhelm die Verteilung ihrer Lande. Weißenfels fällt an Wilhelm. Nach dem Aussterben der askanischen Linie überträgt Kaiser Sigismund 1423 Friedrich IV. das Herzogtum Sachsen-Wittenberg mit der Kurwürde. Es ist ein prägender Meilenstein in der mitteldeutschen Geschichte, denn der Begriff „Kurfürstentum Sachsen“ wird sich für den gesamten wettinischen Besitz durchsetzen.

Mit der Ausdehnung der sächsischen Lande, gelangt auch die Politik in den Strudel der böhmischen Hussitenkriege. Der Griff nach Böhmen eskaliert in der Niederlage der Sachsen bei Aussig 1426, die für die Ritterschaft einen furchtbaren Aderlass bedeutet. Die Spirale der Gewalt zieht 1429/30 die Elbe aufwärts Richtung Magdeburg. Auch Weißenfels wird vom Kriegslärm nicht verschont und teilweise zerstört.

Wettinische Teilung, Bauern(un)ruhe und kurze Blüte

1436 kommt es nach dem plötzlichen Tod Friedrich IV. zur ersten vertraglichen Teilungsregelung zwischen seinen Söhnen. Weißenfels fällt wie die Neuenburg an den Herzog Sigismund. Doch bereits im folgenden Jahr wird die Grafschaft erneut geteilt, da Sigismund eine kirchliche Laufbahn einschlägt und sein Bruder Wilhelm an den Hof des Onkels nach Weimar geht. 1440 nimmt Sigismund endgültig von seinem Erbe Abstand und sein Bruder Friedrich V. übernimmt die Herrschaft über Weißenfels. Im gleichen Jahr stirbt die thüringische Linie der Wettiner aus und eine neue Erbteilung ist notwendig. Doch einigen sich Friedrich V. und sein jüngerer Bruder Wilhelm auf eine gemeinsame Regierung.

Erst 1445 kommt es in Altenburg zur Teilung. Wilhelm erhält Thüringen sowie Stadt und Burg Weißenfels. Doch ist die Tinte noch nicht getrocknet, als zwischen Wilhelm und Friedrich der „sächsische Bruderkrieg“ ausbricht. Dem Einfluss und Intrigieren der Räte ist das Leid und Elend der kommenden Jahre zu verdanken. Zwar spricht der Hallische Machtspruch das Amt Freyburg im Dezember 1445 Herzog Wilhelm zu, doch beendet er nicht die Kämpfe.

Wilhelm stationiert in Weißenfels böhmische Truppen. Kurfürst Friedrich V. vergewissert sich der Hilfe und Unterstützung der Bistümer Naumburg und Merseburg. Im August 1450 treten Friedrichs Söldner von Leipzig kommend und Truppen des Naumburger Bischofs eine Spur der Verwüstung durch die Ämter Freyburg und Weißenfels. Die starken Mauern der Anlagen trotzen den Angreifern. Doch die Siedlungen und kurz vor der Ernte stehenden Feldern gehen in Flammen auf. Bitter, unter der falschen Herrschaft zu stehen. 1451 wird in Naumburg endlich Frieden geschlossen. Herzog Wilhelm verschreibt 1463 seiner zweiten Frau Katharina von Brandenstein Weißenfels und Freyburg. Doch fällt das Erbe nach seinem Tod 1482 an seine Neffen Ernst und Albrecht.

Die Geschichte geht seltsame Wege. Vielfach war schon die Teilung der wettinischen Marken, doch wird die Leipziger Teilung vom 26.08.1485 einen Wendepunkt in der Entwicklung der Dynastie Wettin werden. Albrecht erhält die Mark Meißen, das Gebiet um Leipzig und einen breiten Landstrich im Norden Thüringens inklusive Weißenfels. Mit der Wahl Dresdens als Residenz wird die Weißenfelser Anlage zur Amtsburg degradiert.

1493 gelingt dem Nürnberger Hartmann Schedel mit seiner Weltchronik der große Wurf und Kaiser Maximilian I. verleiht der aufstrebenden Stadt Leipzig das Messeprivileg. Den fünf Bistümern Magdeburg, Meißen, Merseburg, Halberstadt und Naumburg wird so das Recht neuer Jahrmärkte entzogen. Am 28.Mai 1519 wird Karl V., Sohn Philipps des Schönen von Österreich und Johanna der Wahnsinnigen durch Wahlgelder der Fugger zum römisch-deutschen Kaiser gewählt. Der letzte Vertreter der universalen Kaiseridee herrscht über die Niederlande, weite Teile Italiens, Spaniens und dessen spanischen Besitzungen in Übersee. Eine Weltmacht, die das Gesicht Europas bis ins späte 17.Jahrhundert prägen wird.

Die Zeit der Reformation erschüttert das Römisch-Deutsche Reich. Luthers Lehren zeigen Wirkung. Im süd- und mitteldeutschen Raum fordern Bauern die Abschaffung der Leibeigenschaft und greifen zu den Waffen. Während der Aufstände im Frühjahr 1525 bleibt es in Stadt und Amt Weißenfels im Gegensatz zu Freyburg ruhig. Die Truppen des Landesherrn Georg des Bärtigen treffen am 11.Mai in Weißenfels ein und marschieren am folgenden Tag über Eckartsberga ins aufständische Thüringen. Vier Tage später überrennen die Söldner des Landgrafen Philipp von Hessen, verstärkt durch die sächsischen Truppen, in einem Überraschungsangriff das zerstrittene Bauernheer bei Frankenhausen (siehe Schloss Allstedt).

Nach dem Tod des streng katholischen Georg fällt 1539 die Regierungsgewalt in die Hände des Bruders Heinrich „des Frommen“. Dieser setzt in Sachsen die Reformation durch; der Protestantismus wird zur Staatsreligion erhoben. Heinrich stirbt 1541 und hinterlässt zwei Söhne, Moritz und August. Moritz übernimmt die Regierung und verschafft seinem Bruder 1544 die Administratur des Bistums Merseburg. Unter den Ämtern, die August zur Selbstversorgung überschrieben werden, befindet sich auch Freyburg. Weißenfels hingegen behält der ehrgeizige Moritz selbst. Er lässt die Anlage in den Folgejahren baulich verbessern und passt sie dem Zeitgeist an.

Kurze Blüte, neue Talente und das Ende des ersten Aktes

Im Frühjahr 1547 eskalieren die Glaubensgegensätze im deutschen Reich. Der Schmalkaldische Krieg wird die blutige Diplomatie zwischen Protestanten und Katholiken. Dem Albertiner Herzog Moritz gelingt es, seinen Cousin Johann Friedrich in der Schlacht bei Mühlberg gefangen zu nehmen. Die Albertiner erkämpfen unter Moritz’ Führung den Sieg für die kaiserlich-katholische Seite. Johann Friedrich wird mit der Wittenberger Kapitulation gezwungen, die Kurfürstenwürde an Friedrich abzutreten. Diese Demütigung bedeutet das politische Aus für die Ernestiner. Der neue Kurfürst Moritz wechselt jedoch 1552  die Partei und rettet mit seiner Stellung gegen Kaiser Karl V. den deutschen Protestantismus.

August bleibt in den Streitigkeiten an der Seite seines Bruders und erhält im Oktober 1548 unter anderem die Residenz Weißenfels. Das Fürstenhaus wird eine kurze und intensive Blüte erleben, welche auch der Stadt wohl tut. Am 07.Oktober 1548 heiratet August Anna, die Tochter des dänischen Königs Christian III. und zieht mit seinem Hofstaat in das Renaissanceschloss.

Die Schlacht bei Sievershausen drückt im Sommer 1553 der Weißenfelser Geschichte einen neuen Stempel auf. Kurfürst Moritz wird durch eine Kugel tödlich verwundet und sein Bruder August tritt des Bruders Erbe an. Er verlegt seinen Sitz nach Dresden und verschreibt seiner Schwägerin die Ämter Weißenfels und Weißensee als Witwensitz. 1556 wird Graf Hans Hoyer von Mansfeld neuer Mieter im Schloss.

Das Zeitalter der Entdeckungsreisen zeichnet das Weltbild neu. Reisen für Ehre, Gott und Ruhm. Die Zeit dreht sich weiter und die Tage sind nicht mehr wie früher. Doch liegt das nicht allein an der Kalenderreform, die Papst Gregor XIII. 1582 durchführt, um den julianischen Kalender von Julius Cäsar mit zehn Fehltagen zu korrigieren. Das neue Kalendersystem wird von den katholischen Ländern Europas übernommen. Wohl als Protestnote verweigern jedoch die protestantischen Gebiete das „Update“. So differenzieren Geschichtsdaten teilweise bis ins späte 17.Jahrhundert um exakt diese zehn Tage.

1585 wird in Weißenfels ein Junge geboren, der sich zu den begnadetsten Komponisten seiner Zeit entwickeln wird. Heinrich Schütz’ Eltern gehören zu den angesehenen Bürgern der Stadt und betreiben den Gasthof „Zum güldenen Ring“. Landgraf Moritz von Hessen soll im Gasthof übernachtet und 1598 den jungen „Sängerknaben“ Heinrich höchstpersönlich „entdeckt“ haben.

Sachsen erlebt unter der Regentschaft Kurfürst Augusts eine wirtschaftliche und soziale Blüte. Im Februar 1586 stirbt der Kurfürst in Dresden. Als sein Enkel Christian 1601 die Regierungsgeschäfte im Land übernimmt, wird sein Bruder Johann Georg Administrator des Stiftes Merseburg. Er erhält, und hier wiederholt sich die Geschichte wieder einmal, unter anderen das Amt Weißenfels zur Eigenversorgung. Johann Georg, noch keine 20 Jahre alt, gibt eine repräsentative Anlage keine drei sächsische Meilen flussabwärts in Auftrag (siehe Schloss Merseburg).

Um die Misswirtschaft in den herrschaftlichen Weinbergen einzudämmen, sieht sich Kurfürst Christian 1588 gezwungen, eine Weinbergsordnung zu erlassen. 1611 stirbt der Sachse jung und unerwartet. Seinem Bruder Johann Georg, über den später Wallenstein urteilen wird "Was ist er für ein Vieh und was führt er für ein Leben",  kommt nun die Aufgabe zu, das Kurfürstentum durch das Inferno des 30jährigen Krieges zu steuern.

Mit dem Eintritt Kursachsens in die Auseinandersetzungen beginnt auch das Ende des ersten Aktes  in der Geschichte des Schlosses Weißenfels.

Wechselnde Besatzungen, die Ereignisse von 1632 und die Zerstörung

Nach der Apokalypse von Magdeburg im August 1631 marschiert der Krieg in das Gebiet der unteren Unstrut. Die Söldner des kaiserlichen Heerführers Johann Tserclaes Graf von Tilly fallen brandschatzend in das mit den Schweden verbündete Sachsen ein. „Der Krieg ernährt den Krieg“. Die Weißenfelser Anlage scheint den Aristokraten des Amtes und aus den Stiftsgebieten Naumburg und Merseburg sicher genug. Die Familien, “pretiosis (Kostbarkeien) und Mobilien“, Hunde, Pferde und die Dienerschaft bangen hinter den Mauern den Ereignissen entgegen. Am 27.August versuchen die ersten Landsknechte einen Durchbruch an der Weißenfelser Saalebrücke. Die Bürgerwehr versucht verzweifelt, die Anstürmenden zurückzudrängen. Doch während die Verteidiger am 28. eine zweite Attacke abwehren, beginnt der Amthauptmann bereits, mit den Kaiserlichen zu verhandeln. Die Hoffnung, auf diese Weise Stadt und Schloss vor der Plünderung zu schützen, erfüllt sich aber nicht. Die Unterhändler werden verprügelt, die Stadttore erstürmt, Stadt und Schloss geplündert. Die Anlage wird von den kaiserlichen Truppen besetzt.

Einer der zermürbendsten Höhepunkte des Krieges wird eine Schlacht sein, die vor den Toren Weißenfels’ stattfindet. Im November 1632 stoßen bei der kleinen Stadt Lützen zwei Titanen aufeinander und schreiben ihr blutiges Kapitel ins Buch der Militärgeschichte. 

Der Krieg um den wahren Glauben ist machtpolitischen Berechnungen gewichen. Die Schlachten gehen ins 14.Jahr und haben die Länder Europas in ihren Strudel gezogen. Den alten Kriegstraditionen geschuldet, suchen sich die Heere üblicherweise in der kalten Jahreszeit ein Winterquartier. Die Jahrezeit eignet sich nicht für Schlachten. Die Truppen werden wieder aufgefüllt; Werber ziehen durch das Land um neue Rekruten auszuheben. Das Leben als Landsknecht scheint, mit den Jahren zunehmend, vielen weniger mühevoll als das eines wehrlosen Bauern. Andere werden mit Waffengewalt zu ihrem neuen Beruf überredet.

So stellt sich auch im November 1632 die Lage an der Saale dar. Albrecht Eusebius Wenzel von Wallenstein, der Generalissimus der kaiserlichen Heere besetzt am 01.November die Stadt. Im Gasthof „Zum Schützen“ sondieren die Generäle, unter ihnen Heinrich Graf von Holk, der diplomatische Graf Octavio Piccolomini `d´Arragona, Graf Gottfried Heinrich zu Pappenheim und der Generalwachtmeister Rudolf Graf Colloredo die Karten und Lage. Wallenstein beschließt in Leipzig Quartier zu nehmen und schickt seine Generäle zum Werbefeldzug aus. Er glaubt nicht, dass Gustav Adolfs geschwächtes Schwedenheer angreifen wird. Doch der „Löwe aus Mitternacht“ hält sich nicht an alte Traditionen. Der König hält in Naumburg Kriegsrat. Er erfährt, dass Pappenheim in Richtung Halle unterwegs ist und entscheidet sich, die Gunst der Stunde zu nutzen.

Seine Truppen rücken auf Weißenfels vor und beginnen am 14.November die Stadt zu bestürmen. Der kaiserliche Stadthauptmann Delabond lässt alle drei Stadttore verbarrikadieren, auf die Schweden feuern und im Zwinger und Amtshaus Feuer legen. Doch ist er sich seiner ausweglosen Situation bewusst und übergibt am folgenden Tag die Anlage. Beim Abzug jedoch lässt er das Torhaus anzünden. Die Flammen breiten sich, von den im gesamten Schloss verteilten Lunten unterstützt, rasend schnell aus und vereiteln alle Löschversuche der Schweden und Weißenfelser Bürgerschaft. Außer den Türmen und einem Steinhaus brennen alle Gebäude nieder.

Am 16.November stehen sich die verfeindeten Heere beim brennenden Lützen gegenüber. Die Schlacht zwischen den Kriegsikonen Albrecht Wallenstein und Gustav Adolf wird mörderisch und Generationen von Historikern beschäftigen. Der König fällt, wie weitere 9.000 Pikeniere, Musketiere, Reiter und Infanteristen. Auch Pappenheim, der später durch Friedrich Schillers Drama „Wallenstein“ zum „Synonym für Zuverlässigkeit und Tapferkeit“ wird, wird tödlich verwundet. Holk berichtet über das Ende des Ringens „Keine der Parteien verfolgte die andere mit einem einzigen Schuß, so müde des Spiels und der Victorie ungewiss war man auf beiden Seiten“. Die Schlacht wird auch die letzte für Wallenstein werden und einen Wendepunkt im Krieg einläuten. Beenden wird sie ihn nicht.

Neuanfang, Herzogtum und schöne Künste

1642 erkundet Abel Tasman im Auftrag der Ostindien-Kompanie, ob Neuguinea mit Australien verbunden ist. Der Seefahrer sichtet am 13.Dezember als erster Europäer Neuseeland. Die Inseln wird er jedoch nie betreten.

Aufgrund ihrer strategischen Lage bleiben die Weißenfelser Übereste weiter umkämpft. Die Besatzungen wechseln. Im November 1644, die Friedensverhandlungen in Westfalen ziehen sich bereits seit über einem Jahr dahin, befindet sich die Weißenfelser Anhöhe in schwedischer Hand. Es wird das endgültige Ende der Anlage bedeuten.

Am 17.Dezember, ergeht durch Generalmajor C.C.Mortaigne, der bereits unter Wrangel und Baner diente, aus Zeitz der Befehl, „das haus daselbst, woraus man eines Schadens oder Defension zu gewarten, aufs Äußerste zu demolieren“. Es ist das Todesurteil für das alte Residenzschloss der Wettiner. Die Schweden gehen äußerst gründlich vor. Mehrere Tage dauern die Sprengungen und Zerstörungen. Von der einst so eindrucksvollen Festung bleibt nur noch ein Trümmerhaufen übrig. Bis zum Wiederaufbau werden Jahre vergehen.

Der Tod Johann Georg I., Kurfürst von Sachsen, 1656 bedeutet diesmal einen Neuanfang für Weißenfels. Dem Amt kommt eine Bedeutung zu, die trotz aller Beschwerden kommender Jahrhunderte, noch heute zu spüren ist. Nach Johann Georgs I. Tod, wird das Land unter seinen Söhnen aufgeteilt. Dem Erstgeborenen Johann Georg II. wird die Regierung Sachsens übertragen. August, Administrator des Erzstiftes Magdeburg, wird Herzog der eigens ins Leben gerufenen Sekundogenitur Sachsen-Weißenfels. 1663 gelingt es dem ehrgeizigen Ernestiner, die Fürstenwürde mit seinem neugegründeten Fürstentum Sachsen-Querfurt zu erlangen. Die Brüder Christian und Moritz erhalten je Sachsen-Merseburg und Sachsen-Zeitz.

Entsprechend den Friedensverträgen von Westfalen werden die kursächsischen Länder beschnitten. Dem aufstrebenden Kurfürstentum Brandenburg wird unter anderem nach dem Tod Augusts die Stadt Halle zufallen. Der Herzog reagiert darauf sehr zeitig und veranlasst den Neubau des Schlosses Weißenfels und die Übergabe der Kursächsischen Residenz an seinen Sohn Adolph I.

Weißenfels avanciert zum Mittelpunkt des Herzogtums, das aus den Ämtern Weißenfels, Freyburg, Eckartsberga, Sittichenbach, Sangerhausen, Wendelstein, Sachsenburg, Heldrungen, Weißensee, Langensalza, Jüterbog, Dahme und zeitweise Burg sowie der Grafschaft Barby besteht.

Brandenburg befindet sich unter Kurfürst Friedrich Wilhelm 1655 bereits wieder im Krieg. Dessen ungeachtet beginnen 1658 die ersten Abbrucharbeiten der Burg- und Schlossruine unter dem heute kaum bekannten Weißenfelser Baumeister Michael Müller. Die ersten Bauentwürfe des Magdeburger Architekten Erhard Lindner, der in Herzoglich-Weißenfelser Diensten steht, werden abgelehnt.

Anders sieht es mit den Bauplänen Johann Moritz Richter d.Ä. aus. Doch noch ist der Sachsen-Weimarische Landbaumeister mit dem Weimarer Schlossbau für Herzog Wilhelm beschäftigt. Richter ist ein gefragter Mann und sein Auftragsbuch gut gefüllt. Am 25.07.1660 erfolgt endlich die Grundsteinlegung für Schloss Neu-Augustusburg. Der Baumeister setzt in Weißenfels die ersten Akzente der neuartigen Barockarchitektur nach französischen Vorbildern. „Schloss Neu-Augustusburg ist von allen – Bauten, Gotha – Weimar – Zeitz, in der Konzeption der modernste, der ausgereifteste und in der Ausführung der vollkommendste“, schreibt Mario Titze 1994.

Die Wirtschaftsräume werden im Erdgeschoss untergebracht. In den Südflügel kommen Küche und Konditorei, der Zugang zu den Kellern, Badestube, Zeughaus und Verwaltungsräume. Silber- und Porzellankammer sind ein Muss. Im südlichen Trakt wird der Komödien- und Festsaal errichtet, im Westen die Audienzzimmer. Daneben befindet sich das Zimmer der Herzogin, nördlich davon des Herzog’s Räume. Der Speisesaal befindet sich im Nordwesten der Dreiflügelanlage.

Das herausragende Architekturkunststück jener Zeit wird die Schlosskapelle. Die italienischen Einflüsse der Stukkateure Giovanni Caroveri und Bartolomeo Quadri hinter den fast eintönig wirkenden Fassaden sind nicht mehr erhalten. Ebenso die um 1683 gefertigten Wand- und Deckenmalereien von Johann Oswald Harms, dessen Entwurfszeichnungen sich heute noch im Herzog Anton-Ulrich-Museum in Braunschweig befinden. Fast zur selben Zeit arbeiten italienische „Gastarbeiter“ auch am Allstedter Schloss (siehe Schloss Allstedt).

Barocke Residenz, Bauschäden und das Ende des Herzogtums

Deutschland strebt als politischer „Flickenteppich“ dem Höhepunkt seiner Kleinstaaterei entgegen. Die Aufbauarbeiten im Land sind nach dem Krieg immens. Durch die gleichzeitig stattfindenden Bauten an den Festungen Heldrungen, Querfurt, Neuenburg und Wendelstein im Herzogtum werden die Arbeiten am Weißenfelser Schlosskomplex nicht gerade einfacher. Durch die zeitgleiche Dienstverpflichtung mehrerer Ämter werden Organisation, Personalbeschaffung und Logistik verkompliziert. Zahlreiche Probleme gibt es mit den Maurern und Handwerkern. Immer wieder gibt es Beschwerden seitens der Fröner. Der Ärger und Unmut ist aus den schriftlichen Unterlagen zu ersehen, die heute Aufschluss über Pläne, Dauer und Umsetzung der verschiedenen Baukomplexe geben.

Johann Moritz Richter indessen wird die Vollendung seines Baus nicht mehr erleben. Er stirbt 1667 und übergibt die Bauleitung seinem Sohn. Doch steht dem jungen Richter der Kommandant der Festungen Heldrungen und Querfurt, Johann August von Leitzsch, vor, der die Pläne des Baumeisters stark beeinflusst. Im Februar 1670 legt Leitzsch dem Bauherren „seine Pläne zum endgültigen Ausbau“ des Barockschlosses Weißenfels vor und beklagt sich schriftlich über die „große confusion wegen der Fronfuhren“.

Drei Jahre später wird die Förner-Orgel der Schlosskirche fertiggestellt, die als technisches und musikalisches Meisterwerk über die Stadtgrenzen bekannt wird. Im südlich gelegenen Lustgarten wird 1675 das „große, mit Schiefer bedeckte Gartenhaus, von Grund aus aufgebauet, darinnen Ihro Hochfürstliche Durchlaucht manch fürstliche Divertissement gepflogen“. Der Bildhauer Johann Heinrich Böhme aus Schneeberg wird ab 1678 für die Arbeiten am Kanzelaltar verpflichtet. Nach seinem Tod 1680 übernimmt Johann Balthasar Stockhammer die Arbeiten.

Nach dem Ableben Herzog Augusts 1680 in Halle, fällt die Stadt an Kurbrandenburg und Johann Adolph I. bezieht am 18.August die noch unvollendete barocke Anlage. Auch die Hofkapelle folgt dem Herzog an die Saale und am 23.12. wird Johann Philipp Krieger zum Hofkapellmeister ernannt.

Die Schlosskapelle Weißenfels wird Anfang November 1682 unter Herzog Johann Adolph I. feierlich und förmlich eingeweiht. Im neu eingerichteten Komödiensaal finden bereits ab 1685 fast alljährlich Opernaufführungen in deutscher Sprache statt. 1686, Isaac Newton veröffentlich sein Hauptwerk „Philosopiae naturalis principia mathematica“, wird oberhalb der Saale die Orangerie gebaut.

1690 erschüttert ein Erdbeben Weißenfels „dass die Glocken des Schlosses anschlugen“ und „der Herzog aus Sicherheitsgründen in diesem Gartenhaus“ übernachtet. Noch im gleichen Jahr wird eine Röhrenleitung gebaut, die den Schlosskomplex mit Wasser aus der Selauer Gegend versorgt und die Springbrunnen in den Gärten auf den Stand der Zeit bringt.

1694 werden die Arbeiten am Schloss, denen Herzog August zu Lebzeiten seinen eigenen Geschmacksstempel aufgedrückt hat, abgeschlossen. Sein Augustinisches „A“ unterhalb des westlichen Hauptturmes sticht noch heute dem Besucher ins Auge.

Die Barockresidenz Weißenfels entwickelt sich zum musikalischen Nabel im Kurfürstentum. In jenen Jahren wird der jungen Georg Friedrich Händel entdeckt, dessen Vater, Leibchirurg der Weißenfelser Herzöge, durch Johann Adolph I. gedrängt wird, seinen Sohn musikalisch ausbilden zu lassen. Das 18.Jahrhundert beginnt mit dem unglücklichen Tod des Hofmusikus’ und Schriftstellers Johann Beer. Im gleichen Jahr erfolgt an der Nordwestecke des Lustgartens die Grundsteinlegung des  „Roten Lusthauses“. Die ursprüngliche Namensgebung verdankt der Pavillon – seinem Ziegeldach. 1985 wird das Häuschen, zum Unwillen vieler Weißenfelser, abgerissen.

Am Schlosskomplex indessen wurde gepfuscht. Immer wieder sind Reparaturarbeiten notwendig. Bereits 1704 sind Nacharbeiten erforderlich, als an einem Gewölbepfeiler im Keller die ersten Schäden auftreten. Später werden die Ursachen im immensen Zeitdruck bei den Fundamentierungsarbeiten gesucht. Reparatur und Neubau charakterisieren bald die Anlage. Der Gebäudekomplex mutiert zum finanziellen Monstrum. 1708 wird das, 1945 zerstörte, Reithaus eingeweiht.

Im Februar 1713 kommt Johann Sebastian Bach zur Geburtstagsfeier Herzog Christians an die Saale. Bach, Hoforganist in Weimar, wiederholt seine Besuche in den kommenden Jahren. Seine „Schäferkantate“ BWV 249a wird 1725 zum herzoglichen Geburtstag in einer „Tafel-Music“ aufgeführt. 1729 wird Bach zum Sachsen-Weißenfelsischen „Kapellmeister von Haus aus“ ernannt. Den Titel führt er bis zum Tode Christians 1736.

Versorgungsamt, Reparaturen und Umbauarbeiten

Die Annehmlichkeiten seiner Stellung in der hohen Zeit des Barock weis Herzog Christian von Sachsen-Weißenfels zu schätzen. Der Kunstmäzen ist ein Liebhaber der Jagd. Seine ausgedehnten Wälder des Ziegelrodaer Forstes bieten dem Herzog ein ideales Revier, in denen er mit den modernen Treibjagden Hundertschaften von Fronbauern zu beschäftigen weiß.

Weißenfels bietet dem Jungstar Caroline Neuber 1717 ihren ersten Bühnenauftritt im Opern- und Komödiensaal des Schlosses. Die „Neuberin“ wird als Leiterin einer Wandertruppe das deutsche Theater verändern. Am 06.Februar 1725 stirbt Johann Philipp Krieger. Dem Hofkapellmeister ist es zu danken, dass sich Weißenfels zum Mittelpunkt der „frühen deutschen Oper und der evangelischen Kirchenkantate“ entwickelt hat.

Mit dem Aussterben der Weißenfelser Herzöge 1746 geht wieder eine Ära zu Ende. Diesmal wird es endgültig sein. Nach Johann Adolphs II. Tod fällt Weißenfels an Kursachsen zurück und es kommt zur Haushaltsauflösung. Ein Großteil des Schlossinventars wird an den Dresdner Hof gebracht oder gilt in Fachkreisen als verschollen. Die Gebeine der herzoglichen Familie haben bis heute die Jahrhunderte in 38 aufwändig gearbeiteten Zinnsarkophagen unter dem Altarraum der Schlosskirche überstanden. Das Residenzschloss wird auf Veranlassung der sächsischen Kurfürsten zum Wohnschloss umgebaut. Doch nur noch die jährlich im Herbst stattfindenden Jagden locken die Dresdner an die Saale.

Obwohl das Interesse an der alten Weißenfelser Residenz schlagartig erloschen ist, werden im kurfürstlichen Haushalt Gelder für notwendige Instandsetzungsarbeiten vorgehalten. So wird in der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts der Bereich der östlichen Befestigungsmauer umfassend restauriert. „Dazu musste an der Mauerinnenseite das Fundament freigelegt werden. An die Burgmauer wurde eine nach oben getreppte Blendmauer vorgesetzt, sowie die Mauerkrone neu gefasst.“ 1751 wird der Kanzelaltar auseinandergenommen und ein Relief des Naumburger Bildhauers und Stukkateurs Rauscher eingearbeitet.

Immer wieder sind kleinere Reparaturen notwendig, die sich auf die Schlosskirche ausdehnen. Der Bausachverständige Johann Christoph Schütze beschreibt erstmals die Ursachen des Schwundes, die er auch im Regenwasser findet, welches an und in die Fundamente fliest und anschließend in den Keller. Doch sind die Bauschäden nicht die einzigen Sorgen der Angestellten. Den Anforderungen des kursächsischen Hofes gilt es verstärkt nachzukommen. Um für die Jagdsaison genügend Quartiere zur Verfügung stellen zu können, wird der Südflügel umgebaut. In den Jahren von 1753 bis 1756 werden der große Festsaal und der Komödiensaal für möglichst viele Appartements aufgegeben. Die Archive belegen, wie es in den Jahren zuvor wieder zu Problemen mit Transport- und Spanndiensten kommt, wie etwa bei der Anlieferung von Eichen aus dem Ziegelrodaer Forst.

1756, die Aufklärung steht noch am Anfang und die weißgepuderte Perücke ist für Männer als Standeszeichen unerlässlich, bricht der Siebenjährige Krieg aus. Die Preußen marschieren 1757 auch an die Saale (siehe Schloss Merseburg). Mehrfach werden Plünderungen und Diebstahl von Baumaterial durch die Besatzungstruppen beklagt. Kurz vor der Schlacht bei Rossbach übernachtet König Friedrich II. auf dem Weißenfelser Schloss. Der politische Stern Sachsen sinkt immer schneller.

Nach dem Tod Friedrich Augusts II. und seines Premierministers Graf Heinrich von Brühl, erlischt das letzte Interesse am Weißenfelser Amt schlagartig. 1770 werden auch Querfurt und die Neuenburg an die staatliche Verwaltung, die zu dieser Zeit Kammerkollegium heißt, übergeben. Weißenfels wird beim „Oberhofmarschallamt“ weitergeführt und für gelegentliche Aufenthalte der Kurfürsten genutzt. 1775 dient das Schloss als „fürstliche“ Abstellkammer und Wohnung des Schlossinspektors. Die Wandpfeiler an der Außenwand des Hauptturms werden 1785/86 neu aufgemauert. Kurze Zeit später erfolgen umfangreiche Instandsetzungsarbeiten an der Nordwest- und Südostecke des Schlosses. Die Prioritäten werden jedoch zugunsten drängender Reparaturen am Turm geändert.

Die Bauschäden nehmen kein Ende. In einer Aufzeichnung vom 15.September 1789 wird von einer gründlichen „ablöthung“ der Mauern berichtet, infolgedessen das Mauerwerk „erheblich aus dem Lot“ weicht.

Offiziersschule, Lazarett und weitere Instandsetzungen

Das 19.Jahrhundert setzt sich mit dem Napoleonischen Siegeszug fort und bringt das Ende des Römisch-Deutschen Reiches nach rund 900 Jahren. Der Korse erobert den Kontinent, wird zum Kaiser gekrönt und legt mit seinem „Code Napoleon“ die Grundlage für das Zivilrecht in vielen europäischen Staaten. In Weißenfels gilt das Besatzungsrecht und französische Gardisten werden stationiert. Der Russlandfeldzug bringt den Wendepunkt. Die kaiserliche Armee kämpft vergebens gegen Hunger, russische Kälte und Widerstand. Unter den 300.000 Soldaten marschieren auch zahlreiche Männer des Kurfürstentums Sachsen. In der Zeit der Befreiungskriege, die strategische Lage rückt Weißenfels wieder einmal in den Brennpunkt, wird das Schloss als Lazarett genutzt.

Nach dem Wiener Kongress fällt Weißenfels an Preußen und die wertvolle Gemäldesammlung zum Teil nach Berlin in die königlichen Sammlungen. 1825 wird der Rest an das Berliner Hofmarschallamt überführt. Das Objekt Neu-Augustusburg wird von den preußischen Beamten als ideale Kaserne kategorisiert und 1819 an die Militärverwaltung übergeben. Danach wird das Barockschloss zur „Friedrich-Wilhelm-Kaserne“ mit 360 Betten umgebaut. Der Lustgarten wird selbstverständlich militärisch zweckentfremdet.

Im Juli 1832 observiert Karl Friedrich Schinkel die alte Dreiflügelanlage. Der Oberlandesbaudirektor erkennt den Wert der arg mitgenommenen Schlosskirche und empfiehlt die rasche Restaurierung. Zur Umsetzung wird es aber nicht kommen. Unter Anleitung der Merseburger Regierungsbeamten beginnen 1837 umfangreiche Reparaturen am gesamten Schlosskomplex. 1839 wird durch den Mühlhäuser Orgelbauer Schulze die Orgel der Schlosskirche repariert. Doch die Garantie läuft nach 25 Jahren ab und der Weißenfelser Friedrich Ladegast nimmt sich des Instruments an.

Der Welthandel befindet sich auf dem Weg zur Globalisierung. In Neuseeland wüten für Jahrzehnte blutige Maori-Kriege, in denen sich die Eingeborenen gegen die Landnahme der Briten wehren. Die Kolonisierung der übrigen Kontinente, der sich Deutschland erst später anschließen wird, bestimmt die Außenpolitik der europäischen Staaten.

1848 sind die deutschen Märzstürme vorüber. Deutschland, einige kleine Kriege und jahrelange Zersplitterung hinter sich, steht kurz vor seiner Einigung. In diesen Jahren befindet sich das Weißenfelser Garnisonslazarett im Gartenhaus. 1869 wird das 2.Bataillion des 31.Infanterieregiment nach Erfurt abgezogen und im Oktober eine Unteroffiziersschule auf dem Schloss eingerichtet, welche erst im März 1920 geschlossen wird.

Bereits 1874 wird der Verein für Natur- und Altertumskunde Weißenfels gegründet. Im ehemaligen Lustgarten wird 1892 ein neues Lazarett gebaut und der „Rote Pavillon“ verkommt zum Abstellraum.

In seiner 1907 erschienenen Stadtgeschichte beschreibt Friedrich Gerhardt den Weißenfelser Schlosskomplex und den „hochfürstlichen Lustgarten vor dem Zeitzer Tore mit gar artigen Lust- und Gewächshäusern, mit einer gar schönen und nonbreusen Orangerie. Sie war größtenteils mit Franzobst und anderen Bäumen besetzt und zu einem Kühlgarten angelegt".

Die europäische Politik des 20.Jahrhunderts führt schnurstracks in den ersten großen Krieg. Ursache und Wirkung werden Generationen beschäftigten, Bücher und politische Pamphlets füllen. Nach dem Ende des Weltkrieges 1918 wird das Heer reduziert. Die militärischen Einrichtungen im Schlossgarten verlieren ihre Funktion und werden zu Wohnungen ausgebaut. In den Jahren zwischen den Weltkriegen werden, von 1928 bis 1945, Schutzpolizeitruppen im Schloss untergebracht. 1927 wird in Berlin Fritz Langs Film „Metropolis“ uraufgeführt. 1932 brennt die Haube des Weißenfelser Westturmes ab. Trotz des nachfolgenden Finanzierungsdebakels zwischen Reich und dem Land Preußen wird der Turm bis 1935 in seiner ursprünglichen Form wieder aufgebaut.

Havarien, Gebäudenutzung und weitere Reparaturen

Bis zum April 1945 wird Neu-Augustusburg durch die Wehrmacht und Polizei genutzt. Danach werden in den Räumen Notunterkünfte für die Flüchtlinge des 2.Weltkrieges eingerichtet. Mit dem Potsdamer Abkommen verlieren Millionen Deutsche ihre Heimat endgültig. Das Schloss wird, wie viele andere Schlösser auch, zum Umsiedlerlager und Massenquartier umfunktioniert. Besonders zahlreich sind die Vertriebenen aus dem heute polnischen Lodz.

In den Jahren nach 1945 wird das ehemalige Lazarettgebäude intensiv durch das Gesundheitswesen genutzt. Das Kreiskrankenhaus richtet im Schlossgarten eine große Abteilung für Haut- und Geschlechtskrankheiten ein und später eine Lungenabteilung. In den anderen Gebäuden wird die Poliklinik untergebracht. Auf dem Gelände des herzoglichen Küchengartens sprießt ein Heizwerk für neue Wohnungen in die Höhe.

Nach dem Ende des „heißen“ Krieges wird es eisig im politischen Verhältnis der ehemaligen Kriegspartner und durch Deutschland verläuft die Front des kalten Krieges. Im Frühjahr 1954 beginnen die einjährigen Restaurationsarbeiten an der Schlosskapelle mit Unterstützung des Instituts für Denkmalpflege Halle. Parallel dazu erfolgen Instandsetzungsarbeiten im Nord- und Nordwestflügel und vorbereitende Arbeiten für die Aufnahme der Fachschule für Heimatmuseum, die ihren Lehrbetrieb am 01.09.1956 aufnimmt. Die Schule wird im Sommer 1964 geschlossen. 1958 erscheint die „Alte Gartenkunst in Thüringen“ von Friedrich Facius, der noch herzogliche Gartenreste und „nur Spuren der Gartenkunst in Weißenfels“, vorfindet.

Am 19.August 1960 wird der US-amerikanische U-2-Pilot Francis G.Powers vor dem Obersten Gerichtshof der UdSSR zu zehn Jahren Freiheitsentzug verurteilt. Durch die renovierte Schlosskapelle Weißenfels werden am 03.Juli 1965 die ersten Besucher geführt. Am 29.September 1969 öffnet das „Schuhmuseum der DDR“ seine Türen. Die Finanzierung der Einrichtung erfolgt durch die „Vereinigung Volkseigener Betriebe Schuhe mit Sitz in Weißenfels“.

Das Drama um den Niedergang des Barockschlosses Neu-Augustusburg geht weiter. Hausschwamm und Taubenkot führen Ende 1980 zur Schließung der Schuhausstellung. Bei Sicherungsmaßnahmen 1982 fällt ein Stück Decke des 1.Obergeschosses in die Räume des darunterliegenden, geschlossenen Museums, dessen Einrichtung demoliert wird. Rechtsträger ist zu DDR-Zeiten der VEB Kommunale Wohnungsverwaltung Weißenfels. 1983 stürzt ein Kellergewölbe ein. Zur 800-Jahr-Feier der Stadt Weißenfels 1985 werden an und im Notfall „Neu-Augustusburg“ umfangreiche Reparaturen durchgeführt. Dabei kommt es zu einer schweren Baustellenhavarie, bei der von den Bauarbeitern glücklicherweise niemand ernsthaft verletzt wird. Doch verzögert sich die Eröffnung des Schlossteils ins Jahr 1987. Der Abriss des „Roten Pavillon“ 1985 ruft die Erinnerung an den längst vergessenen barocken Schlossgarten und den Unmut vieler Weißenfelser hervor. Von dem südlich des Schlosses gelegenen Gelände sind nur noch müde Reste und Bezeichnungen wie „Schlossgartenschule“ und „Am Küchengarten“ übrig.

Zusammenschlüsse, Finanzierungsprobleme und Zukunftspläne

Vor der politischen Wende 1989 werden die ehemals herzoglichen Räume durch verschiedenste Organisationen und Einrichtungen genutzt. Schlosskapelle und Museum, VEB „Zentraler Forschungs- und Rationalisierungsbetrieb der Schuhindustrie im Schloss Neu-Augustusburg“, die Einrichtungen der Volksbildung wie Kindergarten und Schulhort, die Evangelisch-Lutherische Schlosskirchegemeinde, Büroräume des Rechtsträgers und Internate. Seit 1990 steht der riesige Gebäudekomplex bis auf das Schuhmuseum nahezu leer. 1993 wird das Schloss der Stadt Weißenfels durch das Bundesvermögensamt übereignet. Seitdem bemühen sich ein neu gegründeter Förderkreis und das Landesamt für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt um eine denkmalverträgliche, sinnvolle Nutzung.

1991 beginnen die fünfjährigen Sicherungs- und Restaurierungsmaßnahmen von Fürstengruft und Inhalt. Umfangreiche Sicherungs- und Restaurierungsmaßnahmen werden durchgeführt, die der Anlage spätestens mit dem Programm Urban 21 ihre Originalfarbe zurückgibt. In einer 1997 erschienenen Publikation veröffentlicht der Historiker Reinhard Schmitt neue Erkenntnisse über das Barockschloss Neu-Augustusburg, dessen Stellenwert für den Dresdner Hof vor der preußischen Übernahme erheblich komplexer und höher bewertet werden muss, als bisher angenommen.

Martin Schmager, wissenschaftlicher Leiter von Neu-Augustusburg, weiß um die finanziellen und baulichen Schwierigkeiten des Patienten. Trotzdem blickt er heute pragmatisch nach vorn und sieht in der Historie und überregionalen Projekten, wie dem anstehenden Jubiläum, die Zukunft der alten Wettiner Residenz.

SCHLUSS