DORFKIRCHE VITZENBURG

Die Dorfkirche St. Johannis*

* Erstveröffentlichung: Mitteldeutsche Zeitung 1997

Der Dorfkirche zu Vitzenburg geht es an den Kragen. Allerdings im positiven Sinne. Das Dach präsentiert sich seit einiger Zeit mit den richtigen neuen Ziegeln, und für den Turm gibt es auch schon Pläne. Im Oktober 1995 ist der "Förderverein Freunde der Dorfkirche ,Johannes der Täufer' zu Vitzenburg" gegründet worden. Dieser machte es sich zur Aufgabe, die Kirche vor dem Zerfall zu bewahren, dem sie jahrelang preisgegeben war.

Lediglich der Kirchturm war notdürftig repariert worden, allerdings ohne langfristigen Erfolg. Nach den ersten Aufräumungs- und Entrümpelungsarbeiten ist der Verein nun besonders stolz darauf, daß das Dach der Kirche endgültig gedeckt ist. Da das unter Denkmalschutz stehende Gebäude hingegen mit den falschen Ziegeln eingedeckt wurde, mußte die Arbeit vorerst eingestellt werden. Ein weiteres Problem stellten die vom Zahn der Zeit arg mitgenommenen Dachsparren dar. Und so verzögerten sich die Instandsetzungsarbeiten um einige Monate.

Doch nun ist das Dach, dem Denkmalschutz entsprechend, mit roten Ziegeln eingedeckt. Alle anderen Dachprobleme konnten auch behoben werden. Die notwendige finanzielle Unterstützung wird durch Fördermittel, Spenden und Sponsoren gesichert. Auf jeden Fall gibt es noch viel zu tun in der Kirche, die am 25. Februar 1716 eingeweiht wurde und Johannes dem Täufer gewidmet ist. Bis zum nächsten Weihnachtsmarkt, der in diesem Jahr zum zweiten Mal stattfinden soll, sind jedoch noch einige Innenarbeiten notwendig.

Im nächsten Jahr soll sogar ein Konzert in dem Gotteshaus stattfinden. Erste Reparaturen am Kirchturm sind ebenfalls für 1998 geplant. Die Glocke aus dem Jahre 1573 ist noch vorhanden. Allerdings wurde diese nach den letzten Arbeiten am Kirchturm achtlos in eine Ecke gelegt, stellt Rüdiger Wirthmann vom Vorstand des Fördervereins fest. Zwar wünscht sich Wirthmann eine aktivere Teilnahme von kirchlicher Seite und seitens der Bevölkerung bei der Renovierung, doch sei die Resonanz zum Objekt insgesamt recht positiv. Nur auf diesem Weg könne die Vitzenburger Dorfkirche vor dem Los einer Dorfruine bewahrt werden. Noch viel Arbeit, Zeit und Geld sind in das Gebäude zu investieren, ehe es im alten Glanz erstrahlen kann.

Nach einigen wenigen Konzerten in den 1990er Jahren erstarben die Aktivitäten des Fördervereins. Nach der pressestarken Reperatur des Kirchturmdaches wurde es still um die Aktivitäten und um St. Johannis. Geld und Engagement gingen ins Leere. Heute siecht die Kirche in Vitzenburg vor sich hin. Was als Paukenschlag ehemaliger SED-Parteigänger begann, die sich nach der Wende um ihre Dorfkirche kümmerten, verlief sich nach einigen Jahren. Im Jahr 2012 erwarben nach unbestätigten Informationen die Erben der frühen Schlossherren von der Schulenburg die Kirche. Die Pflege der Gräber derer von Schulenburg auf dem anliegenden kleinen Friedhof wurde bereits seit den frühen Wendejahren durch Dorfbewohner gepflegt.

Doch ebenso erging es dem nahegelegenen Schloss. Das Engagement des Weimarer Architekten Mike Schulze läuft sich gegen den Bürokratismus des Landkreises und dessen persönlichem Klüngel leer. Die Einwohner des Ortes stellen sich gegen den neuen Schlossherrn. Nach dem Verkauf wenige Jahre nach der Jahrtausendwende gerät die Anlage an eine Berliner Immobilienfirma, die die Restauration der historischen Immobilie verkündet. Doch bis auf einen längst abgeschriebenen Baukran, zwei Konzerte im immer mehr verfallenden Gelände und steten Hilferufen nach finanzieller Unterstützung durch die öffentliche Hand, tut sich nichts.