SAALE - BLANKENSTEIN BIS SAALFELD

Blankenstein

Als 2008 die Blankensteiner ihr 750 jähriges Ortsfest feierten, beriefen sie sich auf die erste Erwähnung des Ortes 1258. Obwohl Historiker und Kirchenbücher keinen schriftlichen Nachweis aufbringen konnten, dass die Siedlung wirklich so alt ist, ließ sich die feierfreudige Gemeinde die Gelegenheit nicht nehmen. 

Allerdings nachweislich eng verbunden ist die Geschichte Blankensteins mit dem Rittergut. Dieses wurde erstmals in einer Urkunde von 1392 erwähnt und weist die Herren von Blankenberg als Besitzer aus. Ein Asmus von Blankenberg wurde noch in einer Kaufurkunde vom 10.Mai 1566 als Rittergutsbesitzer von Blankenstein erwähnt. Um 1600, die Republik der Sieben Vereinigten Provinzen befand sich mitten im Achtzigjährigen Krieg, wurde das Gut an den reußischen Landesherrn verkauft. Heinrich Posthumus, Herr zu Gera, Herr zu Lobenstein, Herr zu Ober-Kranichfeld und Vorahne der späteren Queen Victoria, ließ das Blankensteiner Rittergut 1605 an den Dresdner Bürger Jacob Reuter verkaufen, der es bald darauf an einen Christoph von Waldenfels auf Lichtenberg überschrieb. Bereits im frühen 14.Jahrhundert wurden in der Gegend mehrere Hammerwerke und Schmieden erwähnt. Reuter beantragte 1606 beim Reußischen Landesherren den Bau eines neues Hammerwerk. Dieser gab seine Zustimmung, unterstützte den Bau bereits 1609 wurde die Anlage als der „Große Hammer“ bezeichnet. Doch der Dreißigjährige Krieg sorgte auch hier wie so vielerorts 1622 zum Zusammenbruch der Arbeiten.

1688 gingen Immobilie und zugehörige Besitzungen an einen Heinrich von der Tann und sofort weiter an den Schleizer Oberamtmann Heinrich Adam Lauterbach.

In den folgenden Jahrhunderten wechselten die Industrien in Blankenstein ab. 1799 setzte ein Adam Daniel von Püttner auf die Traditionen und ließ ein neues Hammerwerk errichten, das im September 1802 seine Arbeit aufnahm. 27 Jahre später kauften die Brüder Heynisch aus Lobenstein die Anlage und gaben an gleicher Stelle eine Wollkämmerei und Kammgarn-Spinnerei in Auftrag, die bis 1861 in Betrieb war. Bauliche Änderungen und Brände hinterließen ihre Spuren, bevor der Gotthelf Anton Wiede, Kohlenbergwerksbesitzer und Bergwerksdirektor aus Bockwa bei Zwickau, auf den Ruinen eine Holzschleiferei und Pappenproduktion gründete.

Aufgrund seiner ehemals innerdeutschen Grenzlage befindet sich der Rennsteigort heute im „Grünen Band von Deutschland“.

Blankenberg

Die ersten schriftlichen Informationen über den gegenüber Blankenstein liegenden Ort stammen über „Planckenberg“ vom 9.Januar 1212. Als Teil des von den Staufern gegründeten „Regnitzlandes“ war Blankenberg Reichslehen, fiel 1258 an die Markgrafschaft Meißen und wurde 1371 an die böhmische Krone verkauft. 1422 stießen die Böhmen das Vogtland, mit dem darin liegenden Blankenberg, an die Kurfürsten von Sachsen ab, die es im Großen und Ganzen bis zum Wiener Kongress 1815 behielten. Danach wurden Gemeinde samt Einwohner preußische Steuerzahler. Doch die innersächsischen Besitzverhältnisse sollten sich ständig ändern. Blankenberg mit dem Amt Plauen gehörte von 1485 bis 1547 der ernestinischen, von 1563 bis 1656 der albertinischen Linie und danach dem Herzogtum Sachsen-Zeitz. Nachdem die Linie 1718 erlosch, fiel der Besitz an Kursachsen. 1947 wurde Blankenberg mit dem Beschluß des Alliierten Kontrollrats und dem Ende Preußen thüringisch. Die mittelalterliche Burg wurde auf Grundlage des Befehls Nr. 209 der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland am 14. Juni 1948 gesprengt.

Lobenstein

Im Schutz der Lobensteiner Burg, die den Handelsweg zwischen Leipzig und Bamberg überwachte, entwickelte sich das kleine Städtchen, das seit dem März 2005 offizielle Kurstadt Thüringens ist und den Zusatz „Bad“ führen darf.

Die erste schriftliche Erwähnung beginnt 1250 mit einem Otto von Lobenstein. Die Vögte von Gera, später die Grafen von Reuß, nutzen die zwischen 950 und 1150 errichtete Burganlage zwar bis 1601, ließen die Burg aber nach dem Bau des Stadtschlosses verfallen. 1632 stürmten die Schweden im Dreißigjährigen Krieg die Burg, die in der Folge weitestgehend zerstört wurde. Später trugen noch die kaiserlichen Truppen tapfer zum Niedergang der Anlage bei. Nachdem ein Brand 1714 das Stadtschloss stark beschädigte, ließen die seit 1647 in Lobenstein residierenden Fürsten zu Reuß-Lobenstein ein neues Barockschloß vor den Stadtmauern bauen. Zahlreiche Brände, neue Besitzer und die sich wandelnde Mode hinterließen im Laufe der folgenden Jahrhunderte ihre Spuren am Schloss.

Am 8. Oktober 1806 zogen die Franzosen auf dem Weg zur Doppelschlacht von Jena und Auerstedt durch die Stadt. Napoleon selbst übernachtete mit seinen Generälen und Stabsoffizieren im benachbarten Ebersdorf. Der Stadtbrand von 1862 zerstörte nahezu alle historischen Gebäude. Doch die Verantwortlichen nahmen es sportlich, sahen nach vorn und setzten in den nachfolgenden Jahren auf die aus den benachbarten Hochmooren geförderte Heilerde. Gemeinsam mit der Eisen-Mineralquelle entwickelte sich ab 1868 nachhaltiger Lobensteiner Kurbetrieb.

Saalburg - Ebersdorf

Das heute 3.700 Einwohner zur Eingemeindung Saalburg-Ebersdorf am Bleilochstausee zählende Saalburg wurde schriftlich erstmals 1216 erwähnt, 1313 mit Stadtrechten ausgestattet.

Die von Historikern vermutete Gründung ist auf die Landgrafen von Thüringen zurückzuführen. Unter den Lobdeburgern wurde eine Burg zur Kontrolle des Saaleübergangs auf der alten Heerstraße Nürnberg – Leipzig angelegt, die 1317 in den Besitz der Vögte von Gera kam. Saalburg wurde am Ende des Dreißigjährigen Krieges Residenzstadt der Grafschaft Reuß-Saalburg. Das auf der der Saale gegenüberliegende Ebersdorf war von 1678 bis 1848 Residenz des Fürstentums Reuß-Ebersdorf, die im 18. Jahrhundert die Herrnhuter Brüdergemeinde in Ebersdorf ansiedeln ließen.

Der Berliner Kaufmann Christian Heidecke und der Bauunternehmer Magnus Rödel gründeten 1888 das Saalburger Marmorwerk Rödel & Co., welches sich zu den größten und profiliertesten Marmorwerken Deutschlands entwickeln sollte. Aufträge für den Kaiserpalast in Peking, Regierungsgebäude von Havanna und für zahllose deutsche Bauwerke unterstrichen die Qualität von Saalburger Marmor und Marmorwerk. Nach der Enteignung 1946 wandelte sich die Fabrik zum Volkseigenen Betrieb.

Das ehemalige barocke Residenzschloß der Grafen von Reuß-Ebersdorf wurde zwischen 1690 und 1693 auf den Resten der alten Wasserburg erbaut. Nach dem Anwesen bis 2000 als Pflegeheim genutzt wurde, wurden Türen Fenster verschlossen und das Schloß dem stillen Verfall preisgegeben.

Bleilochtalsperre

Die zwischen 1926 und 1932 während der Notstandsarbeiten errichtete Staumauer staut 215 Millionen Kubikmeter der Saale und ist der größte Stausee Deutschlands. Etwa 700 Menschen wurden für die fast 80 Kilometer lange, fünffach gestufte Saalekaskade umgesiedelt.

Hohenwartetalsperre

Die Hohenwartetalsperre wurde in den 1930er Notstandsjahren flussabwärts der in Bau befindlichen Bleilochtalsperre in das Saaletal gesprengt. Nach Fertigstellung wurde das Dorf Preßwitz überflutet.

Ziegenrück

Ziegenrücks schriftliche Geschichte geht auf eine Obermühle zurück, die 1258 in den Urkunden erwähnt wird; die Gründung des Ortes selbst wird von den Historikern um das Jahr 1000 datiert. Ziegenrück entwickelte sich prächtig und erhielt 1328 das Stadtrecht. Ziegenrück wurde 1567 verpfändet und ab 1660 Besitz der sächsischen Albertiner bis zu den Umwälzungen des Wiener Kongresses 1815.

Doch die Keimzelle war, wie in so vielen Orten, die Burg, welche bereits 1222 in den Unterlagen auftauchte. Erst im Besitz der Grafen von Orlamünde, fiel sie im 14.Jahrhundert an die Thüringer Landgrafen. Später schrieb sich der Vogt Heinrich II. von Plauen als Besitzer ein; 1485 die Ernestiner aus dem Hause Wettin. Die Burg wurde nach mehreren Bränden in den nachfolgenden Jahrhunderten abgebrochen. Die heute noch existierende Kemenate wurde als Jugendherberge genutzt, verkauft und als Privatbesitz der Öffentlichkeit verschlossen.

Saalfeld

Die Saalestadt gehört zu den ältesten thüringischen Gründungen. Erstmals 899 urkundlich erwähnt, schenkte Kaiser Heinrich II. 1012 die alte karolingische Kaiserpfalz und das umliegende Gebiet dem Pfalzgrafen Ezzo von Lothringen, dessen Tochter Richeza den Besitz 1056 dem Erzbistum Köln zueignete. Als der Kölner Erzbischof Anno II. in den 1070er Jahren hier das Benediktinerkloster St. Peter und Paul gründen ließ und die Christianisierung und Besiedlung der Umgebung sprichwörtlich einläutete, entwickelte sich die Gegend schnell zum klerikalen Machtzentrum. Einhundert Jahre später wurde Saalfeld wieder weltlicher Reichsbesitz und erhielt 1208 das Stadtrecht. Viel Wasser floß in jenen Jahren die Saale hinunter. Die Kreuzzüge erreichten ihre Höhepunkte und neigten sich dem Ende zu. In der 2.Hälfte des 13.Jahrhunderts öffnete ein Franziskanerkloster seine christlichen Pforten, 1363 wurde die Stadtmauer errichtet, das erstes Rathaus 1389 und eine erste Saalebrücke 1373 eröffnet. Die Saaleflößerei bestimmte wie der Bergbau ab dem späten 13.Jahrhundert die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt.

1346 erhielt Saalfeld das Fischfangrecht in der Saale und setzte sich voll Stolz die Barben ins Stadtwappen. Saalfeld, im Besitz der Schwarzburger, wurde von diesen 1389 an die Wettiner überschrieben, in deren Besitz es bis zur Abschaffung der Monarchie 1918 bleib. Allein innerwettinisch wechselten die Besitzverhältnisse mehrfach, unter anderem 1572 an Sachsen-Weimar in Folge der Erfurter Teilung, 1603 an Sachsen-Altenburg und 1673 an Sachsen-Gotha.

„Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“: 1517, drei Jahre nach feierlicher Einweihung der Johanneskirche, zerstörte ein verheerender Stadtbrand große Teile der Stadt. Die Saalfelder bissen die Zähne zusammen und bauten ihre Stadt im Renaissancestil wieder auf, der noch heute das Bild prägt. Herzog Albrecht erkor 1675 Saalfeld zu seiner Residenz und ließ 1677 auf den Überresten des ehemaligen Benediktinerklosters mit dem Bau seines Schlosses beginnen. Nach der Erbteilung drei Jahre später wurden Besitz und Baustelle von seinem jüngeren Bruder Johann Ernst übernommen und bis 1726 vollendet.

Seit der Erstürmung der Bastille befand sich die Welt im Umbruch und auch das beschauliche Saalestädtchen konnte sich dem nicht entziehen. Am 10.Oktober 1806 besiegten etwa 14.000 französische Soldaten die Preußen. Während zahlreiche Männer namenlose verscharrt wurden, blieb der Tod des preußischen Prinzen Louis Ferdinand den Gazetten und Historikern späterer Generationen von besonderer Bedeutung.

Nachdem 1910 in einem alten Bergwerksstollen die sogenannten Feengrotten entdeckt wurden, wurden sie 1914, im Jahr in dem die Welt in den Abgrund taumelte, für Besucher geöffnet. 1918 wurde die Monarchie abgeschafft und der Freistaat Thüringen gegründet.

Eine kleine Generation später taumelte die Welt tiefer und die Stadt versank in den Bombardements auf die Eisenbahnanlagen am Ende des Zweiten Weltkriegs in Tod und Trümmern. Am 13. April wurde Saalfeld an die Amerikaner übergeben, die Anfang Juli den Russen das Gebiet in der Sowjetischen Besatzungszone überließen. Die Besatzungsverhältnisse, Reparationsleistungen und schlechten sozialen Bedingungen sorgten für Unmut im Osten. Verhaftungen und weitere Repressalien waren die Folge. Am 16. August 1951 stürmten aufgebrachte Bergarbeiter der Wismut Gefängnis und Polizeirevier, forderten die Freilassung inhaftierter Kumpel und scheiterten. Im Mai des darauffolgenden Jahres verurteilte das thüringische Staatsgericht zwölf vermeintliche Rädelsführer zu langjährigen Haftstrafen.

Unterwellenborn

Altsteinzeitliche Funde belegen die frühe Besiedlung der Gegend. Bekannt wurde der kleine Ort indessen durch das Stahl- und Walzwerk Maxhütte und zwischen Kap Arkona und Johanngeorgenstadt durch das Jugendprojekt „Max braucht Wasser“ und seine Propaganda. Doch was war das nochmal?

Maxhütte, 1872 als Zweigwerk der oberpfälzischen Maximilianshütte in Betrieb genommen, wurde am 5.Juni 1946 enteignet und als SAG Betrieb weitergeführt. Ab dem 1.Juli wurde es als Volkseigener Betrieb – VEB Bergbau- und Hüttenkombinat Maxhütte – weitergeführt. Maxhütte war der einzige Roheisenproduzent in der Sowjetischen Besatzungszone, da die Russen die anderen Stahlwerke wie in Riesa und Freital als Reparationsleistungen abgebaut und abtransportiert hatten.

Mit dem Ziel eine fünf Kilometer lange Fernwasserleitung von der Saale bis zum Werk innerhalb von drei Monaten zu bauen, rief die FDJ unter dem Motto „Max braucht Wasser!“ in den Wintermonaten 1948/49 etwa 2.700 Jugendliche an die Saale. Hunderte Schüler aus den umliegenden Ortschaften wurden zudem aufgrund fehlender Arbeitsgeräte als Aufbauhelfer verpflichtet. In den späteren DDR-Jahren lebte die Propaganda fort und als FDJ-Initiativen „Max braucht Schrott“ oder „Max braucht Knochen“ kopiert.

Die Maxhütte beschäftigte zu Spitzenzeiten über 7.000 Menschen, überlebte die Wende aber nur kurz und wurde nach mehreren Namens- und Besitzeränderungen 1992 abgewickelt. 1995 wurde an gleicher Stelle das Stahlwerk Thüringen gegründet.