ZIEGELRODAER FORST ROTWILD

Ideales Rotwildrevier im Ziegelrodaer Forst*

* Erstveröffentlichung: Mitteldeutsche Zeitung 1996

Sichernd verharrt ein "Recke" am Waldesrand. Die eingetretene Nacht bietet guten Schutz gegen unerwünschte Zuschauer. Nur kurz ist der Weg hinüber zu den schmackhaften Weinreben auf den Feldern der Dörfler. Doch auch gefährlich, denn gerade ist der Mond aufgegangen und bietet noch genügend Büchsenlicht. Ferner brennt es bei einem guten Schuß immer unangenehm unter der Decke, im ungünstigsten Fall spürt man gar nichts mehr. Denn das ahnt auch der Hirsch; alt, erfahren und schon oft knapp dem Büchsentod entkommen: Seit dem 1. August darf die Jagd ausgeübt werden auf Hirsche und Alttiere, bis 31. Januar.

So steht es in der Bundes-Verordnung über die Jagdzeiten vom 2. 4. 1977. Und ein stattlicher Kronenhirsch ist der Jagdtraum mancher Weidmänner. Die zum Ziegelrodaer Forst gehörenden Buchen- und Eichenbestände bieten ein ideales Revier für das in Rudeln lebende Rotwild. Auf ausgeschilderten Wegen zwischen dem Naherholungsgebiet Hermannseck und der südlich gelegenen thüringischen Landesgrenze erreicht man das "Lange Gestell" und mit etwas Glück und viel Geduld ist es hier möglich, nicht nur einige Alt- und Schmaltiere durch das Unterholz brechen zu hören. Verlockend für den Jäger, erfreulich für den Heger ist das Geweih der Hirsche. Für den einen Trophäe, für den anderen Ausdruck seiner Arbeit wird von beiden ein recht kapitales Geweih gewünscht. Ein "bestes" Geweih erreicht der Hirsch im Alter von 11 bis 15 Jahren. Kronenhirsche sind solche, an dessen oberstem Teil der Stange mindestens drei Enden vereinigt sind.

Ein Plattkopf hingegen ist keine Beleidigung, sondern ein Hirsch, der geweihlos bleibt oder auf Grund von Hormonstörungen kein Geweih schiebt. Ist der Heger in seinem Revier auch der Jäger und hat in seinem Bestand einen besonders starken, kapitalen Hirsch, einen "Recken", so kann er besonders stolz auf seine Hegearbeit sein, wobei hier zwischen Wildhege und -mast streng unterschieden werden muß. Dieser Blickpunkt aller Hirsche entwickelt sich beim Hirschkalb erst im zweiten Jahr seiner Existenz und zwar als rosenloses Geweih. Dieser junge Hirsch, ein Hirsch vom ersten Kopf, heißt jetzt Rotspießer. Dieses erste Geweih wird erst September/Oktober gefegt und im Mai des dritten Lebensjahres abgeworfen. Neue Kolben werden sofort geschoben. Im dritten Jahr wird ein Geweih mit Rosen - verdickter Perlenkranz am Kopfende - geschoben, meist schon als mehrendiges Geweih. Der Hirsch mit einem Geweih vom zweiten Kopf. In der Brunftzeit (September/Oktober) dient das Geweih nicht mehr zum Spielen, sondern als mitunter tödliche Waffe bei den Kämpfen der Hirsche. Das Geweih nimmt von Jahr zu Jahr an Stärke und Endenzahl zu, bis im Alter eine Verringerung der Endenzahl eintritt, der Hirsch beginnt zurückzusetzen. Begibt man sich auf dem "Langen Gestell" in östliche Richtung, so besteht die Möglichkeit, bei einem ausgedehnten Familienausflug neben Rotwildrudeln, Wildschweinrotten, Schmalrehen und Böcken auch manchen Hasen zu Gesicht zu bekommen.