„Von 1802 bis 1806 war Lauchstädt, das Bad der guten Gesellschaft, um eine Attraktion reicher: Goethe betätigte sich als Theaterdirektor. Sein Publikum waren Badegäste und Hallenser, vor allem Studenten. Oft mußte er von seinem Platz im Rang für Ordnung sorgen. Wenn während einer Vorstellung , wie Christiane Goethe sich ausdrückte, „gespeckdackelt, gelacht und gedrommelt“ wurde, pflegte er laut zu rufen: „Man vergesse nicht, wo man ist!“ oder „Man lache nicht!“ (Aus: Literarische Streifzüge durch die Landschaft zwischen Elbe und Harz, Husum Verlag, 1987)
Goethe schrieb den obigen Brief an seinen Freund Friedrich Schiller am 5.Juli 1802
Geschichtlicher Abriss
Erste schriftliche Erwähnung im Hersfelder Zehntverzeichnis zwischen 881 und 899 als zehntpflichtiger Ort Lochstat im Friesenfeld
Ab 1341 Lehen der Herzöge von Braunschweig und 1370 an die Bischöfe von Merseburg, die dem Ort 1430 das Stadtrecht verleihen
Im 16. Jahrhundert wird die ehemalige Burg zu einem Renaissance-Schloss ausgebaut
1657 wird Merseburg Sitz einer Seitenlinie der kursächsischen Albertiner, das Lauchstädter Schloss dient 1684 bis 1738 den Herzögen von Sachsen-Merseburg als Wohnsitz
Große Feuersbrunst am 14. Februar 1701 welche 34 Häuser, darunter Pfarre und Schule, einäschert. Bereits im Vorjahr waren bei Bränden 27 Häuser in Lauchstädt vernichtet worden
Entdeckung der Heilquelle durch den Halleschen Professor der Medizin Friedrich Hoffmann um 1700. Nach Fassung der Quelle im Jahr 1710 entwickelte sich die Stadt zu einem Modebad, dem sogenannten „Sächsischen Pyrmont“. Aus dieser Zeit entstammt das Lauchstädter Heilbrunnen Wasser. Später kümmert sich Herzogin Erdmuth Dorothea um die Einrichtung eines Bades und den Ausbau der Kuranlagen.
Mit dem Aussterben der herzoglichen Linie Sachsen-Merseburg 1738, fällt das Erbe zurück an Kursachsen. Lauchstädt wird in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bevorzugter Badeort des Dresdner Hofes und nimmt als exklusives Modebad bedeutenden wirtschaftlichen Aufschwung. Kursaal, Spielpavillon und ein Sommertheater (1761) werden errichtet.
Mit dem Besuch Goethes beginnt die literarische Bedeutung des Badeortes. 1802 wohnt er über vier Wochen in Lauchstädt. Das alte Theater, welches den gewachsenen Anforderungen nicht mehr gerecht wurde, wird nach Goethes Entwürfen im bis heute erhaltenen Stil aufgebaut. Die Einweihung des Theaters erfolgt unter Goethes Leitung mit dem Vorspiel „Was wir bringen“ und der Aufführung von Mozarts Oper Titus. Mehrfach kommt Goethe mit seiner Frau Christiane wieder. Lauchstädt wird Treffpunkt bedeutender Zeitgenossen, Christian Fürchtegott Gellert, Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Christoph Martin Wieland, Richard Wagner. Bereits 1789 hatte sich Friedrich Schiller mit Charlotte von Lengefeld in Lauchstädt verlobt.
Völkerschlacht im nahegelegenen Leipzig vom 16. bis 19. Oktober 1813. Letztes Gastspiel der Weimarer Schauspieler 1814. Der Ort verliert seinen Reiz. 1815 fällt Merseburg und mit ihm Lauchstädt an Preußen.
Erst 1908 wird das Theater wieder genutzt, dann erneut 1968 mit der Aufführung von Goethes Iphigenie auf Tauris. Seit dem 9. Oktober 2008 trägt die Stadt den Zusatz Goethestadt.
Im Dezember 2010 wird die Produktion des "Lauchstädter Heilbrunnen" trotz zahlreicher Peditionen und Zuneigungsbekundungen eingestellt. Das Unternehmen, welches einst im Osten Deutschlands die Nummer Eins unter den deutschen Heilbrunnen war und in den besten Jahren 34 Millionen Flaschen Heil- und Schillerbrunnen abgefüllt hatte, bleibt insolvent.