CAMBURG
TÜMBLING, STÖBEN, DÖBRITSCHEN, WICHMAR
GROßHERINGEN UND KLEINHERINGEN

Camburg

Die frühesten Informationen über Camburg sind verwirrend und Streitpunkt heutiger Historiker. Zurückführen lässt sich dies auf den Brand des 1655 erbauten Rathauses im Jahr 1740 mit dem das gesamte Ratsarchiv in Rauch aufgeht und die spätere Archivrecherche erschwert. Vermutlich sicherte und kontrollierte eine Burg bereits im frühen Mittelalter den Saaleübergang und die Handelsstraße. 1420, im Februar wird der Braunschweiger Pfaffenkrieg durch Schiedsspruch Herzog Bernhards I. von Braunschweig-Lüneburg beigelegt, wird ein Teil des Ortes als civitas und ein anderer Teil als sub castrum erwähnt. Letzterer, auf der östlichen Saaleseite unterhalb der Burg, ist der ältere Stadtteil. Während sich der Ort wie das Gelände auf der westlichen Saalseite mit dem Amtsvorwerk und der Kirche prächtig entwickelte, wurde das im 12.Jahrhundert auf der Burg gegründete Augustiner-Chorherren-Stift kurz nach 1200 nach Eisenberg verlegt.

Bis zur Schaffung des Wettiner Amtsschimmels wechselten die Besitzer der Camburger Gegend häufig. Reichsbesitz und markgräfliche Ministeriale, Edelfreie und Kirchenbesitz. Erst nach Einführung der Reformation 1539 kommt etwas Kontinuität an die Camburger Saale. Für 1569 ist ein Rat beglaubigt; ab 1580 auch ein Bürgermeister erwähnt. Die Wettiner Erbteilungen machen auch vor Camburg nicht halt. 1485 unter den Albertinern, 1547 an die Ernestiner, 1603 zu Sachsen-Altenburg und 1672 zu Sachsen-Gotha, 1680 zu Sachsen-Eisenberg, 1707 folgt Sachsen-Gotha-Altenburg und schließlich 1826 als „Exklave Camburg“ zu Sachsen-Meiningen.

Im Spätmittelalter liegt der Ort an der wichtigen Salzstraße, die von Bad Sulza über Camburg ins Vogtland und weiter nach Böhmen führt. Im Zuge der prosperierenden Stadt wird vermutlich zum Ende des 12.Jahrhunderts die Kirche des Heiligen Laurentius eingeweiht. Während einer Messe wird das Gotteshaus am 28. Juli 1701 vom Blitz getroffen und bis auf den Turm zerstört. 1707/12, die Aufklärung stand noch in den Anfängen und der "Discours sur les Sciences et les Arts“ von Jean-Jacques Rousseau ließ noch 40 Jahre auf sich warten, beschäftigten sich die Camburger Bürger intensiv mit Hexenverfolgungen.In der Zeit der deutschen Befreiungskriege diente Camburg 1813/15 immer wieder als Truppenlager. Selbst die Kirche des Heiligen Laurentius wird als Kriegsgefangenenlager, in dem bis zu 600 Franzosen interniert waren, missbraucht.

Nach den Befreiungskriegen und den Beschlüssen von Wien geht es mit dem Saalestädtchen wirtschaftlich und kulturell bergauf. Die Deutschen erfinden den Biedermeier und in Camburg werden zahlreiche Vereine wie der Turnverein und der Wandersängerbund, Amicitas und Concordia, gegründet. Während die Zuckerfabriken in Deutschland wie Pilze aus dem Boden schießen, wird die von Kaufmann Käsemattel schon zu einem früheren Zeitpunkt am Nordrand der Stadt eröffnete Zuckerfabrik bereits 1846 wieder stillgelegt. 1847/1848 lässt der Gutsbesitzer Vogt im Ortsteil Tümpling eine Zuckerfabrik erbauen und 1870, nach der Schlacht bei Sedan kapituliert die französische Armee im Deutsch-Französischen Krieg, gründet Wilhelm Bender die Freiwillige Feuerwehr in Camburg. Das neue Rathaus wird 1890, ein Jahr nach Mark Twains „Ein Yankee am Hofe des König Artus“, mit vielen Gesellschaftsräumen in Betrieb nehmen.

In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts bemühen sich weitblickende Einwohner vergeblich, Camburg zu einem Erholungsort mit Kneippkurbad zu machen. Am 11. November 1908 wird der Gedenkstein für Turnvater Jahn an der Camburger Turnhalle, die heute eine der ältesten Turnhallen Deutschlands ist, eingeweiht. Nach dem Zweiten Weltkrieg werden Brauerei und Gerberei geschlossen und nach dem Abzug der Amerikaner die Schienen der Bahnstrecke in Richtung Zeitz von den sowjetischen Besatzern demontiert und als Reparationsleistung in die Sowjetunion verfrachtet.

Tümpling

Der Flecken wird erstmals 1337, in Oxford wird die Wetterbeobachtung eingeführt, schriftlich erwähnt. Die Geschichte des Ortes ist eng mit der Geschichte des alten thüringischen Adelsgeschlechtes von Tümpling verbunden. Bereits 1300 wird ein Herr von Tümpling als Kastellan der Burg Camburg genannt. Das auf einer Anhöhe östlich der Saale stehende Schloss, heute von Park und Gartenanlagen umgeben, fielen mit dem Ort spätestens im 14.Jahrhundert zum wettinischen Amt Camburg. 1826 kommt Tümpling als Teil der Exklave Camburg vom Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg zum Herzogtum Sachsen-Meiningen.

Der Gutshof wird nach dem Zweiten Weltkrieg enteignet, im Zuge der Bodenreform aufgeteilt und nach der Zwangskollektivierung als landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) genutzt. 1993 wird das Anwesen von Tümblinger Nachkommen zurückgekauft und renoviert.

Stöben

Ein Stöben wird 999 erstmals urkundlich erwähnt. Auf der Ilm-Saale-Platte zwischen Stöbener Grund und Saaletal vermuten einige Historiker die von Thietmar von Merseburg Ende des 10. Jahrhunderts beschriebene Burg Stuwi ohne jedoch schriftliche Belege nachweisen zu können. Südlich des Ortes liegen die Ruinen der Cyriakuskirche aus dem 11./12.Jahrhundert.

Döbritschen

Der Weiler wird 1105 erstmals nachweislich erwähnt. Wie viele Orte der Umgebung gehört Döbritschen spätestens im 14. Jahrhundert zum wettinischen Amt Camburg und kommt 1826 als Teil der Exklave Camburg vom Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg zum Herzogtum Sachsen-Meiningen. 1923 wird das Rittergut von einem Albin Gellert bewirtschaftet, nach dem Krieg verstaatlicht und kommt nach der Wende 1989 wieder in Privatbesitz.

Wichmar

Das heute etwa 200 Einwohner zählende Dorf tritt 1124 erstmals urkundlich aus dem Dunkel der Geschichte. Die älteste Überlieferung von Hofbesitzern stammt aus der Zeit von 1421/25. Unweit der Grümpelmühle auf dem „Rietschke“ vermuten Archäologenl ein Gräberfeld und eine vorchristliche Opferstätte.

Großheringen

In dem heute im Nordosten des Landkreises Weimarer Land an der Grenze zum Burgenlandkreis gelegenen 650-Seelen-Ort mündet die Ilm in die Saale. Erstmals erwähnt wird der Ort 874 unter dem Namen Heringa. Bis zum Aussterben der Familie Schenk von Tautenburg 1640, ist der Ort in deren Besitz, die eine Nebenlinie der Schenken von Vargula bilden. 1753 wird die hölzerne Hausbrücke über die Ilm errichtet, um einen Übergang für die sogenannte Salzstraße zu schaffen. Aufgrund der besonderen Besitzhistorie ist Großheringen bis 1815 Exklave des kursächsischen Amtes Tautenburg. Mit dem Wiener Kongress fällt der Ort zum Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach und wird dem Amt Dornburg angegliedert.

Kleinheringen

Das im heutigen Sachsen-Anhalt liegende Kleinheringen wird am 12. Februar 1344 erstmals urkundlich erwähnt. Der Ort gehört zum Besitz der Schenken von Saaleck aus einer Nebenlinie der Schenken von Vargula, die 1344 Ort und Menschen mit der Burg Saaleck an die Naumburger Bischöfe verkaufen. 200 Jahre später, 1544, fällt das Dorf an das zum Hochstift Naumburg gehörige Amt Naumburg und mit diesem im Jahr 1564 an das Kurfürstentum Sachsen. 1652 wird einem Gabriel Heuwich aus Kleinheringen der Hexenprozess mit heute nicht mehr überlieferten Ausgang gemacht.

Zwischen 1656/57 und 1718 gehört der Ort zum kursächsischen Sekundogenitur-Fürstentum Sachsen-Zeitz, dann zum Kurfürstentum Sachsen und wird auf dem Wiener Kongresses 1815 an das Königreich Preußen abgetreten.

Die 1724 gebaute evangelische Kirche wird am 10./11. April 1945 durch heftigen Beschuss der Amerikaner stark beschädigt, der Verwitterung preisgegeben und im April 1970 abgerissen. Der Turmbereich wird mit einem neuen Dach versehen und dient heute als Gedenkraum. Nach der Wende wird der Museumsgutshof Sonnekalb eingerichtet. Am 1. Januar 1990 wird Kleinheringen nach Bad Kösen und zwanzig Jahre später mit Bad Kösen nach Naumburg eingemeindet.