SEELÖWEN, SCHWEFELBÄDER UND ANTARKTIS 8 von 8
DIE REISE GEHT ZU ENDE: ÜBER ARTHUR'S PASS NACH CHRISTCHURCH
Tierbeobachtungen

Eine weitestgehend noch relativ intakte natürliche Umwelt eröffnet Naturfreunden viele Möglichkeiten der Tierbeobachtungen. Wale, Delfine, Robben, Pinguine, Albatrosse und noch vieles mehr werden dem Besucher ebenso vertraut wie die verspielten Keas und die meis nur in Tierparks zu beobachtenden Kiwis. Verschiedene Reiseveranstalter und lokale Touristenbüros bieten entsprechende Exkursionen zu Lande und zu Wasser an.

Presselandschaft

Über die beiden Inseln ist eine große Anzahl von Printmedien verteilt. Neben landesweiten Zeitungen werden regionale Ausgaben wie die "Otago Daily Times" publiziert.

Seit Jahrhunderten begegnen sich Menschen und Wale vor der Küste von Kaikoura. Der erste Maori kam auf einem Wal nach Neuseeland. Lange Zeit galt der Wal den Maori als heilig, später wurde er ausgerottet. In den letzten Jahren haben die Einwohner umgedacht. Die Firma „Whale Watch Kaikoura“ lebt heute von den etwa 80.000 Touristen im Jahr und ist der größte Arbeitgeber im Städtchen.

Meine Reise zu den Walen Kaikouras steht indessen auf einem anderen Blatt. Die Siedlung selber erreiche ich am späten Nachmittag. Die Gipfel der Seaward Kaikoura Range glitzern weiß im Sonnenlicht und die kleine Halbinsel streckt sich in einen blaugrünen Atlantik hinein. Ich stehe auf einer Anhöhe und verschaffe mir einen ersten Überblick. Im Ort tummeln sich die ersten Touristen, genießen Sonne und Langusten, die dem Städtchen auch seinen Namen gaben. Ein Lok rangiert lautlos und ein junges Pärchen geniest ebenfalls Ausblick und Stille. Den Hügel wieder hinunter, lasse ich das aus Walknochen erbaute Fyffe House von 1860 rechts liegen. Der Weg, eingeklemmt zwischen einer hohen Felsböschung und dem Meer, verschwindet hinter einer weiten Linkskurve. Kurz vor der Felsnase duckt sich ein Haus in den Hang. Ein handgemaltes Schild weist die Touristen daraufhin, dass die tägliche Schafschur kurz nach dem Mittagessen auf keinen Fall verpasst werden sollte.

Hinter der Kurve endet die Straße. Nur ein schmaler Pfad schlängelt sich noch über die Klippen. Der Atlantik hat sich weit zurückgezogen. Auf den von der Ebbe freigegebenen Klippen sonnen sich zahllose Seelöwen im letzten Abendlicht. Keine zwei Meter neben mir hebt sich ein graues Weibchen unscheinbar vor dem grauen Felshintergrund ab. Kaikoura ist neben seinen Walen auch für seine Seelöwenkolonie bekannt. Ich setze meinen Weg fort. Ein ohrenbetäubender Lärm beherrscht den Küstenstreifen. Tausende brütende Möwen in roten Strümpfen und Schnäbeln warnen jeden Eindringling. Als ich den ausgewiesenen „Cliff-top walk“ weitergehe, passiere ich ziemlich nah die Brutplätze. Zu nah, wie ich erkennen muss. Plötzlich fliegen fünf bis sechs Möwen auf mich zu. Stoßen unter wütendem Geschrei tief zu mir hinunter. Die spitzen, feuerroten Schnäbel vor Augen läuft mir ein Schauer den Rücken hinunter. Ich fühle mich augenblicklich an Hitchcocks „Vögel“ erinnert und trete den Rückzug an. Jetzt gilt es nur die Nerven zu behalten. Schnell haben auch die Möwen erkannt, dass sie die Sieger sind und ziehen sich zurück. 

Am nächsten Tag zieht es mich zu den Seelöwen zurück. Diesmal setzt gerade die Flut ein. Etwa 150 Meter weit draußen flüchten sich die Seelöwen auf den Klippen. Doch das Wasser steigt immer höher und so schwimmen manche von ihnen auf die Küste zu. Etwa zehn Meter vor mir, das Schauspiel verfolgen mittlerweile zahlreiche Touristen, finden die wassertriefenden Tiere eine neue Bleibe. Ein unglaublich grandioses Schauspiel. Hammer Springs liegt abseits des Highway 7. Über die tiefe Hanmer Schlucht spannt sich eine Brücke und bringt mich in den Luftkurort. Nachdem ich auf dem Zeltplatz mein Zelt aufgestellt habe, gönne ich mir einen klassischen neuseeländischen Tagesausklang – die Thermalquellen. Die öffentliche Anlage liegt im Freien und ist gut besucht. Etwa zehn neuseeländische Dollar kostet das Vergnügen. Ein kleines Schwimmbecken sorgt mit seinen 28°C dafür, dass es nicht zu kalt wird.

Das Highlight sind jedoch die Schwefelbäder. Die etwa 41°C warmen Pools sind ungemein entspannend und wohltuend. Mein Bluterguss verteilt sich auf wundersame Weise und die ehemals dunkelblaue Färbung nimmt einen hellroten Ton an. Doch nach etwa zehn Minuten fällt es mir schwer, den Pool zu verlassen. Die Wärme ist ungewohnt und ich muss feststellen, dass 28°C recht frisch sein können.

Einige Tage später überquere ich auf dem Highway 73 den Arthur’s Pass. Die Passstraße wurde in der Zeit des Goldrausches die wichtigste Verbindung zwischen Christchurch und den an der Westküste liegenden Goldfeldern. Der Landvermesser Arthur Dobson fand 1864 entlang des Waimakariri River einen Übergang über die Alpen, der seinen Namen erhielt. Im Jahr darauf begannen fast 1.000 Arbeiter mit Pickel und Schaufel, die Straße aus dem Felsen zu schlagen. Doch noch heute kann es bei der Überquerung des Passes im Winter zu Schwierigkeiten kommen. Plötzliche Schneefälle können vor allem den Streckenabschnitt hinunter in die Otira-Schlucht unpassierbar machen. Meine Reise verläuft ohne Hindernisse, auch wenn mächtige Felsblöcke am Straßenrand die aktuelle Gefahr unterstreichen.

Der Arthurs Pass Nationalpark umschließt eine wildromantische Bergwelt, deren touristisches Potential schon früh erkannt wurde. Die erste „Sightseeing“ Tour über den Pass an die Westküste und nach Süden zum Franz Josef Gletscher wurde schon im 19.Jahrhundert durchgeführt. 1901 erklärte man 70.000 ha zum Naturschutzgebiet. In Neuseeland wurden schon früh die Stimmen nach einem nachhaltigen Schutz der einmaligen Flora laut. Die extremen Unterschiede zwischen der Westseite und den östlichen Ausläufern liegen in den Niederschlägen. Jährliche 5.000 mm begünstigen eine üppige Vegetation im Westen; 1.700 mm nehmen sich dagegen im Osten ziemlich trocken aus.

Meine letzten Tage verbringe ich auf Banks Peninsula. Die kleine Halbinsel ragt südlich von Christchurch in den Südpazifik hinaus. James Cook benannte die Halbinsel 1770 nach seinem Reisebegleiter, dem Botaniker Joseph Banks. Besonders Walfänger, Robbenjäger und Holzhändler ließen sich im 19.Jahhundert nieder. 1835 siedelte sich in Peraki der Walfänger Georg Hempelmann an, der hier die erste Walfangstation an der Küste errichtete. Der Preuße erhob Anspruch auf große, von ihm erworbene Teile auf der Banks-Halbinsel, kämpfte aber lange Zeit erfolglos mit der Regierung um seine Anerkennung. 1838 kaufte der französische Kapitän Jean Langlois von den Maori etwas Land. Zwei Jahre später gründeten die Franzosen die Kolonie Akaroa.

Der Ort ist bei den Einwohnern Christchurch äußerst beliebt, wie mir auch die zahllose Autokolonne bestätigt, die mir entgegenkommt. Als ich in Akaroa eintreffe, weht mir noch immer ein Hauch französische Provence entgegen. Blauer Lavendel versprüht sein intensives Aroma. Die schmale Summit Road führt direkt am alten Vulkankraterrand entlang und bietet immer wieder neue und herrliche Ausblicke. Viele Jahre waren die Buchten der Halbinsel nur per Schiff zu erreichen. Es sind malerische Flecken, deren Schönheit man am besten in einem Kanu näher kommt.

Das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum der Südinsel ist Christchurch. Die Geschichte der Stadt beginnt 1850 mit der Gründung der anglikanischen Kirche. Die ersten europäischen Siedler betraten am 16. Dezember im Naturhafen Lyttelton das neuseeländische Festland. Alljährlich wird an diesem Tag durch die „Canterbury Pilgrims & Settlers Association“ der Ankunft der Siedler gedacht. Am Cathedral Square erinnern heute mehrere Bronzeplatten an die ersten Schiffe. Der Platz in der “englischsten“ Stadt Neuseelands ist das pulsierende Herz und der ganze Stolz der alteingesessenen Bürger. Wahrzeichen Christchurchs ist die Kathedrale. Schräg gegenüber liegt das 1879 errichtete Old Chief Post Office. Wenige Meter weiter liegt das neugotische Press Building, daneben das Regent Theatre aus dem Jahre 1905.

Gegenüber dem Visitor Centre befindet sich ein Denkmal der Bildhauerin Kathleen Lady Kennett von 1917. Das Denkmal erinnert an ihren Mann Robert Falcon Scott, der 1912 von Christchurch aus zum Südpol aufbrach und nach dem verlorenen Wettlauf mit Roald Amundsen auf dem Rückweg mit seinen Begleitern im Schneesturm erfror. Den Nachmittag verbringe ich im Botanischen Garten. Überall bricht sich die Natur ihre Bahn und liegt der Frühling in den Bäumen, Sträuchern, Blumen und Pflanzen. Studenten nutzen das Frühlingswetter und studieren außerhalb stickiger Universitätsräume.

Nun, was bleibt am Ende zu berichten. Mir fällt der Abschied schwer. Das meine Reise zu Ende ist, wird mir erst nach einigen Wochen wirklich bewusst. Überwältigend und vielfältig sind die Eindrücke und das Erlebte. Noch heute genieße ich die Momente in den neuseeländischen Alpen. Die Begegnungen mit Seelöwen, Walen und Keas. Die stillen Stunden am Lake Clearwater, der Track zum Mount Tongariro und die Gespräche mit Antje, Andrea oder James. Neuseeland hat mich infiziert. Die Landschaft und die Menschen haben mich fasziniert. So bleibt letztendlich die Erkenntnis, dass das Paradies am Rande der Welt nicht nur eine Reise wert ist.

Verkehrsmittel

Zufriedenstellend existiert nur in den größeren Städten ein öffentliches Verkehrswesen. Größere Entfernungen erfolgen per Flugzeug. Reisen mit der eisenbahn ist zwar bequem, doch verkehren die Züge meist nur einmal täglich zwischen zwei Orten.

Umgangsformen

Händeschütteln zur Begrüßung wird immer mehr als überflüssig empfunden. Ein einfaches "gid-day" (dt. = Guten Tag) ist üblich.

Zeit

Neuseeland liegt in der Nähe der Datumsgrenze und ist der Mitteleuropäischen Zeit (MEZ) um 11 Stunden voraus.

Christchurch

Die größte Stadt der Südinsel ist die "englischste" Neuseelands und das wirtschaftliche wie kulturelle Zentrum.