DIE FÜNF UNGLEICHEN
HEILIGE ELISABETH UND THOMAS MÜNTZER, BAROCK UND HEIDNISCHE SPRÜCHE
Burg Querfurt

Die "größte, besterhaltene mittelalterliche Burganlage Deutschlands", wie es selbstbewusst heißt, hat sich in den letzten Jahren einen Namen in der europäischen Filmbranche gemacht. Die historischen Gemäuer dienten deutschen Produktionen wie Till Schweigers "1 1/2 Ritter" ebenso wie europäischen Filmen. "Die Päpstin", "Black Death" mit Sean Bean wurden teilweise hauf der Burg gedreht. Fast schon regelmäßig nutzt der MDR Außen- und Innenanlagen als historische Kulisse.

Heilige Elisabeth

Zum achthundertsten Geburtstag der Heiligen Elisabeth 2007, widmete Schloss Neuenburg der "Schwester der Kranken" eine Sonderausstellung über Leben und Wirken der Gräfin, die bereits im Alter von 24 Jahren an den Folgen ihrer aufopferungsreichen Arbeiten starb. Urkunden belegen die sichere Anwesenheit Elisabeths für die Jahre 1224/25 auf der Neuenburg.

Im Schnittpunkt von Saale und Unstrut, im südlichen Teil des heutigen Bundeslandes Sachsen-Anhalt, liegt eine geschichtsträchtige Kulturlandschaft mit einer tausenjährigen Weinbautradition eng verschlungen beieinander. Die ehemaligen frühmittelalterlichen Grenzlande reihen heute eine Vielzahl an Burgen und Schlössern, Klöstern und historischen Siedlungsplätzen aneinander. Unter der Anfang der 1990er Jahre geschaffenenen und inzwischen etablierten "Strasse der Romanik" bündelten die Verantwortlichen des Landes Sachsen-Anhalt interessante Bauwerke aus der Zeit des Mittelalters. Die Idee ging auf und die Touristenstrasse wuchs zum Besuchermagneten. Doch in den frühen Nachwendejahren war der Erfolg der über Jahre zwar konservierten und nicht temporärem Zeitgeist angepassten Umbauten zum Opfer gefallen, jedoch der Zeit, knappen Kassen und stetem Verfall.

Besonderes Beispiel hiefür ist die Neuenburg bei Freyburg. Für den hochmittelalterlichen Besitz der thüringischen Landgrafen kam die Wende 1989 gerade im richtigen Moment und engagierten Einwohnern ist die Erhalt des Bauwerkes zu verdanken. Ideen waren in den 1990er Jahre gefragt und so wurde die der "Fünf Ungleichen" geboren.

Eng sind die Seiten beschrieben im Buch der Ungleichen, vergilbt und verbraucht die Blätter. Kurzen Episoden folgen lange und nicht enden wollende Kapitel. Seite um Seite.

Als im mitteldeutschen Raum europäische Geschichte geschrieben wird, spielen auch die Burgen und Residenzen an Rohne, Unstrut und Saale eine entscheidende Rolle. Doch Geschichte ist launisch. Der Stern der späteren Bündnispartner von Allstedt, Querfurt und Freyburg sowie die Schlösser von Weißenfels und Merseburg sinken. Sie geraten in Vergessenheit und überdauern, ja überleben doch die Jahrhunderte. Sie speichern den Wandel der Zeiten, die Belagerungen, Zerstörungen und Erneuerungen in ihren Mauern. Das Leben der Menschen wird durch den Einflussbereich der Burgen und Schlösser geprägt. Herrscher, Baumeister und Krieger bestimmen ihrerseits Aussehen und Zustand der Anlagen.

So gehört in den 1220er Jahren das ludowingische Fürstenpaar Ludwig IV. und Elisabeth zur High Society Deutschlands und rückt die thüringische Neuenburg oberhalb Freyburgs in das Zentrum europäischer Politik.

Die Herren der Burg Querfurt nehmen Einfluss auf die Politik und Kultur des mittelalterlichen Europa und Brun, der bekannteste Edelherr, besitzt entscheidenden Anteil an der Christianisierung Russlands. Auch die Merseburger Zaubersprüche gehören noch heute zu den wesentlichen Zeugnissen althochdeutscher Sprache. Allstedt, die kleine thüringische Exklave, meldet sich mit dem Reformator Thomas Müntzer und seiner Fürstenpredigt „auffm schlos“ im Sommer 1524 kurzzeitig in das Zentrum der Reformbewegung und auf die Bühne deutscher Politik zurück. In der Weißenfelser Residenz, neu errichtet auf den Grundmauern der alten Burganlage, werden im Barock neue Impulse für europäische Kultur gesetzt.

Es bleibt immer spannend. Das geschichtliche Auf und Ab beschreiten die verschiedenen Besitzer der Anlagen auf unterschiedlichen Wegen. Dazu gehören auch Verträge und Bündnisse.  Als Anfang der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts die politische Eiszeit zu Ende geht, wird ein neues Bündnis notwendig. Um die neue Zeit mit ihren Unwägbarkeiten und unbekannten Problemen zu überstehen, wird im Februar 1991 das Bündnis der „Fünf Ungleichen“ besiegelt.

Das Schloss Allstedt, die Neuenburg oberhalb der Freyburger Weinberge, die Harzer Burg Falkenstein, die Wehranlage der Burg Querfurt und die Residenz Neu-Augustusburg zu Weißenfels. Mehr als Fünftausend Jahre Geschichte in einem Bündnis „zur gegenseitigen Hilfe, zur Bündelung der Kräfte und Ressourcen ... Allerorten, auch in den Museen, galt es damals, neue Wege zu gehen, sich den großen Aufgaben eines Neubeginns zu stellen, erfahrungsgemäß besser in der Gemeinschaft gleich gesinnter Verbündeter als allein“ wie es im Vorwort einer Broschüre heißt. Ein loses Band, welches die Ungleichen in ihren Unterschieden verbindet und in ihren Gemeinsamkeiten zusammenschweißt.

Allerdings scheidet in Zeiten des stetigen Wandels bereits nach einigen Jahren die Burg Falkenstein aus dem Vertrag aus. Die Gründe sind organisatorischer Natur und durch einen Eigentümerwechsel bedingt. Doch schließt das Spätrenaissance-Schloss der Pfalz- und Domstadt Merseburg schnell die entstandene Lücke. Etwa zu der Zeit, als Otto I. die Bistumsgründung zu Merseburg gelobt, schreiben Mönche im Kloster Fulda auf einer freien Seite des „Fränkischen Taufgelöbnisses“ heidnisch-germanische Zaubersprüche in althochdeutscher Sprache nieder. Die Handschriften verschwinden in der Bibliothek des Merseburger Domkapitels, bis sie 1841 durch den Historiker Georg Waitz zufällig entdeckt werden. Waitz übergibt die kurzen Sprüche, die von der Befreiung von Gefangenen und der Heilung von Verletzungen künden, einem der angesehensten Sprachforscher seiner Zeit. Jacob Grimm, der mit seinem Bruder Wilhelm durch die Märchensammlung bekannt wurde, würdigt den sensationellen Fund als Kleinod, „welchem die berühmtesten Bibliotheken nichts an die Seite zu setzen haben“. In einer überaus gelungenen und vielbesuchten Ausstellung werden 2004 die Zaubersprüche neben vielen anderen historischen Exponaten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Obwohl vieles aus der Geschichte bekannt, ist bei weitem nicht alles beschrieben. Ein weites Forschungsfeld liegt noch heute brach. „Fünf Ungleiche“ in Mitteldeutschland, dessen prächtiger und reichhaltiger Geschichte sich der Besucher nicht entziehen kann und sollte.

Weitere Informationen sind zu finden im Onlinemagazin SaaleUnstrut.net

Neuenburg, Freyburg

Die neben der Wartburg bedeutendste Burg der Thüringer Landgrafen liegt heute im Zentrum des Saale-Unstrut-Weinbaugebietes.

Schloss Merseburg

Die ehemalige Kaiserpfalz wuchs zu einem imposanten Gebäudekomplex heran, der heute Dom und Schloss umfasst. Aufgrund der umgebenden Chemieindustrie rückte die Geschichte der Stadt lange hinter die Chemienebel von "Plaste und Elaste aus Schkopau".

Schloss Weissenfels

Das Barockschloss leidet seit dem Baubeginn 1658 unter seiner Größe und der schlechten Bausubstanz.