STUTTGART
SPÄTZLE, WEIN UND SILBERPFEILE, MONTAGSDEMO AUF SCHWÄBISCH
Schwäbischer Automobilbau

Nachdem Gottlieb Daimler in den 1880er und 1890er Jahren die Grundlage schwäbische Automobile in Cannstadt gelegt hatte, gründete er 1887 die Daimler-Motoren-Gesellschaft. Mit dem Aufkommen der automobilen Faszination begann auch die Ära der internationalen Motorsport-Wettbewerbe. Die Silberpfeile von Mercedes-Benz und den Konkurrenten der Auto-Union wurden hierbei zum Synonym für Professionalität und deutsches Automobilverständnis.

Zahlreiche Automobilhersteller und Zulieferfirmen gründeten ihre ersten Werkstätten rund um den "Stuttgarter Kessel". Ferdinand Porsche, dessen Büro in den 1930er Jahren den deutschen Volkswagen konstruierte, legte 1930 in der Kronenstraße 24 die Grundlagen. Robert Bosch begann die Firmengeschichte bereits 1886 mit einer "Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik", während die ersten Schritte der Mahle GmbH 1920 durch den Ingenieur Hellmuth Hirth begangen wurden.

Schwäbische Spezialität

Die jahrelangen Proteste gegen den umstrittenen Umbau des Stuttgarter Kopfbahnhofes gipfelten 2010 in monatelangen Montagsdemos. Zehntausende Stuttgarter versuchten mit dem Leipziger Export eine Wende in dem überteuerten Prestigeprojekt herbeizuführen. Schiedssprüche und neue Konzepte unter Titeln wie S21 Plus oder SK 2.2 liesen jedoch an der Ernsthaftigkeit demokratischer Findungsprozesse zweifeln.

Auch wenn ich Jahre zuvor öfter südlich des 49.Breitengrades unterwegs war, so hatte ich ebenso oft einen weiten Bogen um das Neckartal und den sogenannten „Stuttgarter Kessel“ gemacht. Ich verband die Stadt, die sich zwischen Weinbergen, sanften Hügeln und engen Serpentinen am Neckar entlangzwängt mit versnobten Porschefahrern und überteuerten Immobilienpreisen. Das die Schwaben alles „außer Hochdeutsch“ können, behaupteten sie jahrelang selbstbewusst und selbstironisch, was sie wieder so ziemlich sympathisch machte. Ein Freund aus Kindheitstagen war ins Ländle gezogen und hatte sich schnell den Dialekt zueigen gemacht, was ich damals ziemlich „lustisch“ fand. Doch sollte sich der Kontakt mit den Schwaben in den folgenden Jahren vertiefen, doch das typische Sightseeing der Landeshauptstadt blieb bis auf wenige Male auf zahllose Dienstreisen und endlose Meetings beschränkt.

Mein erster Kontakt erfolgte mit den Kollegen des Innen- und Polizeiministeriums. Ich war damals für einen Automobilhersteller tätig und wir waren mit unseren Produkten ziemlich erfolgreich. Neben den spannenden und meist ungewöhnlichen Entwicklungsaufgaben lernte ich meine ersten, richtigen Schwaben kennen. „Stuttgart 21“ lag damals noch in weiter Ferne und die Kollegen vom Amt hatten ebenso wunderliche Vorstellungen an ihre Dienstfahrzeuge wie sie sich über die Forderungen ihrer Vorgesetzten reichlich beschwerten. Ich erkannte wenige Unterschiede im Nord-Süd-Gefälle. Meine Stuttgarter Ausflüge blieben indessen dienstbedingt auf den Stuttgarter Hauptbahnhof und etliche Taximinuten beschränkt.

Einige Jahre später kam ich ziemlich regelmäßig ins Ländle und lernte dabei den öffentlichen Nahverkehr zu schätzen. Die Straßen waren symptomatisch verstopft und staugeplagt und von zahllosen Geschwindigkeitsblitzern flankiert. Wir waren dabei, Automobilgeschichte zu schreiben und dabei noch etwas für die Umwelt zu tun. Die Zukunft sah rosig aus und die Wirtschaftskrise von 2009 ging ziemlich schadlos an uns vorüber. Das wir aufgrund von dusseligem Missmanagement aus der schwäbischen Alp eine herzhafte Bruchlandung hinlegen würden, war damals noch nicht abzusehen. Doch dafür lernte ich damals die schwäbische Offenheit schätzen, die Brezel von Volker S. ebenso wie dessen unerschöpflichen Humor. Ich gewöhnte mich an die wunderbare Werkskantine in Stuttgart-Untertürkheim und an die regelmäßigen Kommentare von Mario, der dem VfB Stuttgart alles Gute beim Abstieg wünschte. Wir planten, entwickelten und diskutierten wenige Meter neben dem wunderbaren Mercedes-Benz-Museum, in welchem die Silberpfeile der 1930er Jahre noch nachglänzten und mit denen Manfred von Brauchitsch ebenso wie Rudolf Caracciola und Hermann Lang Sportgeschichte schrieben.

In den 1880er und 90er Jahren legte Gottlieb Daimler im inzwischen eingemeindeten Cannstatt die Grundlagen für die ersten Automobile. Nach einem Brand der 1887 gegründeten Werksanlagen entstand ab 1903 auf Untertürkheimer Gemarkung das neue Motorenwerk, wo sich heute der Konzernsitz der Daimler AG befindet. Neben Daimler gründeten zahlreiche Automobilhersteller und Zulieferfirmen ihre ersten Werkstätten rund um den "Stuttgarter Kessel". Ferdinand Porsche, dessen Büro in den 1930er Jahren den deutschen Volkswagen konstruierte, legte 1930 in der Kronenstraße 24 die Grundlagen für den heutigen Weltkonzern. Robert Bosch begann die Firmengeschichte bereits 1886 mit einer "Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik";  der Ingenieur Hellmuth Hirth legte die Grundsteine der Mahle GmbH 1920.

Ich versuchte während der endlosen Technikgespräche den komplexen Ideen von Michael S. zu folgen und fühlte mich manches Mal an „Jugend forscht“ erinnert. Meine Kunden hießen indessen nicht nur König sondern waren auch ziemliche Kunden. Stuttgart bot von Managern mit Totenkopfringen über selbstgefällige Polizeibeamte und hilfsbereite Flughafenangestellte bis hin zu suizidgefährdeten Taxifahrern und Montagsdemonstranten so ziemlich alles, was man sich vorstellen konnte. Ich nutzte die wenigen Gelegenheiten, um die Stuttgarter Weinfeste kennenzulernen, Schlossplatz mit Musikpavillon und Rothaus Bier, Stiftskirche und die ungemein sehenswerte Wilhelma. Ich übernachtete im historischen Cannstatt und stieß mit Volker und Michael auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt auf deutsche Ingenieurskunst und den Weltfrieden an. Mit einem gesunden Abstand fand ich jene Jahre ungemein bereichernd, auch wenn ich nie ins Ländle ziehen würde.

Im Herbst 2011 sorgten die Baden-Württemberger für einen Eklat mit Sachsen-Anhalt, indem sie den unsinnigen Wahlspruch „Wir stehen früher auf“ aufgriffen und mit „In Sachsen-Anhalt steht man früher auf. Bei uns bleibt dafür niemand sitzen“ auf weitere ostdeutsche Entwicklungshelfer hofften. Nötig hat es das Bundesland vor dem Hintergrund sicher nicht, dass bereits viele Arbeitskräfte schwäbisch lernen.

Mercedes-Benz

1903 entstanden in Untertürkheim die ersten Hallen der Daimler-Motorengesellschaft, wo sich heute auch der Konzernsitz der Daimler AG befindet.

Stuttgarter Hauptbahnhof

Die Stuttgarter Montagsdemos rückten 2010 "das Ländle" in den Mittelpunkt deutscher Schlagzeilen. Doch die Einheimischen, die mit ihrem gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehrssystem den hoffnungslos überlasteten Straßen entgehen, schwören ebenso auf Spätzle und Weinberge im Stadtbild.