PARIS
EIFELTURM, NOTRE DAME UND MOULIN ROUGE
Eifelturm - Pariser Wahrzeichen

„Europäer, auf die Barrikaden!“ Im Mai 2003 veröffentlichten namhafte Intellektuelle aus ganz Europa gleichzeitig in verschiedenen Zeitungen ihre Vorstellungen für eine künftige Außenpolitik der EU. In der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" begründete der Frankfurter Philosoph Jürgen Habermas gemeinsam mit seinem französischen Kollegen Jacques Derrida, warum nach dem Irak-Krieg die europäische Rolle in der Welt neu definiert werden muss. Der Essay von Habermas und Derrida verstand sich als Gegenvorschlag zum "Brief der Acht" vom 31. Januar, in dem unter Führung Großbritanniens und Spaniens acht EU-Staaten und EU-Beitrittsländer ihre Unterstützung für die amerikanische Außenpolitik bekundet hatten.

Filmland Frankreich

In der Verbreitung des Films spielte Frankreich seit jeher eine entscheidende Rolle. Bereits in der Stummfilmzeit gingen entscheidende Impulse wie spätere Stilrichtungen von hier aus. Luc Besson gehört zu heute bedeutendsten Regisseuren Frankreichs (Filmplakat zu "Angel-A")

"Hinter den Kulissen von Paris ist das Leben noch einmal so süss. Komm, gib mir Deine Hand, ich zeige Dir ein Land und das liegt hinter den Kulissen von Paris, denn dort ist wahre Paradies.“ klang es schnulzig von Mireille Mathieu. Doch das deutsche Schlagerklischee wird der französischen Sängerin ebenso wenig gerecht wie das Liebesklischee der Seine-Metropole.

Wir nutzten die ersten Frühlingsstrahlen und machten uns auf die Suche nach Pigalle und Montmartre, Notre-Dame und Louvre. Jedes Jahr kommen etwa 13 Millionen Besucher auf die „Ile de la Cite“, die mit ihrer kleinen Schwester „Ile Saint-Louis“ die Mitte der Stadt bildet und die doch so ganz unterschiedlich sind. Im 17.Jahrhundert bauten wohlhabende Bürger und Adlige auf die ehemalige Kuhweide ihre Stadthäuser. Heute ist das Leben im Viertel gediegen, ruhig und teuer.

Unsere ersten Ziele waren klassischer Art. Am Eifelturm reihten wir uns in die Schlange ein und fuhren bis zur letzten Aussichtsplattform, die in 276 Metern Höhe einen atemberaubenden Blick über die Dächer der Stadt bot. Im Norden lagen die Hügel des Montmartre. Wir besuchten das Pariser Viertel mit seiner weißen Basilika Sacre-Coeur, die als Sühnetempel nach der Niederlage im Deutsch-Französischen Krieg gebaut wurde. Nach dem Bau der Kirche 1876 zogen in die billige Wohngegend zahleiche Maler wie Van Gogh, Toulouse-Lautrec, später Picasso und Modigliani und machten Montmartre zum Sehnsuchtsziel und Künstlerviertel. Die meisten Zeichner sind heute eher mittelmäßige Talente und profitieren lediglich vom alten Ruf. Unser Weg nach Montmartre führte uns durch Pigalle. Das Rotlichtviertel, das bereits Bill Ramsay besang, ist das kleine französische Las Vegas schlechthin und weltbekannt durch das Varieté-Theater "Moulin Rouge", in dem seit 1889 leicht bekleidete Damen den Cancan tanzen. Am Boulevard de Clichy reihen sich die Stripteasebars an Musikclubs und weiter nördlich an der Rue des Abbesses trifft sich die Pariser Partyszene.

Am rechten, nördlichen Seineufer liegt das hippe Szeneviertel Marais. Hier prallen Welten aufeinander und Juden auf schwule Pärchen. Die einst sumpfige Gemüseanbaufläche wurde im 12.Jahrhdunert trocken gelegt, später übertrumpfte sich der Adel mit prachtvollen Gebäuden, bevor Ludwig XIV. die Aristokraten nach Versailles beorderte. Im 19.Jahrhundert zogen die osteuropäischen Juden in das zum Armeleuteviertel abgewirtschaftete Gebiet. Erst die Renovierungsprogramme des Kulturminister André Malraux retteten Marais vor dem endgültigen Verfall.

Um den Klassiker Saint-Germain-des-Prés machten wir aus zeitlichen Gründen einen Bogen. Das Viertel der Künstler, Schriftsteller und Intelektuellen, das berühmt für seine Cafés ist, lockt normalerweise mit der fast immer gut gefüllten "Bar du Marché", dem "Flore" am Boulevard Saint-Germain und "Les Deux Magots" gleich um die Ecke. Ins "Café de Flore" kamen schon Apollinaire und Surrealisten, später die Existenzialisten um Jean-Paul Sartre und dann Stars wie Yves Montand, Roman Polanski und Brigitte Bardot.

Wir stürzten uns in den turbulenten Pariser Straßenverkehr, fuhren die Avenue des Champs-Élysées hinunter bis zum Arc de Triomphe und zogen einige Kreise um das von Napoleon in Auftrag gegebene Denkmal.

Es heißt, dass ein Spaziergang entlang der Seine der beste  und einfachste Weg sei, um Paris zu entdecken. Obwohl wir diese Hypothese nicht bis zum Schluss überprüften, schien sich die Aussage zumindest in Teilen zu bestätigen. Einmal über Wasser hinüber auf die Île de la Cité stehen wir vor Notre-Dame und bestaunen die zahllosen Touristen, die sich geduldig in einer endlos scheinenden Schlange reihen, um in die Kathedrale zu gelangen. Wir reihten uns nicht in Schlange und Jahresstatistik von 35.000 Besuchern täglich ein; Quasimodo verzweifelte nur in Victor Hugos Roman an seiner Liebe zu Esmeralda, und wechselten über  Pont Neuf auf die andere Seine-Seite. Die "neue Brücke", die heute die älteste der Stadt ist, wird von einer grünlich angelaufenen Statue von Heinrich IV., der die Brücke 1607 eingeweiht hat, bewacht. Später erfuhr ich, dass jeden Sommer an der Seine Kies und feiner Sand aufgeschüttet wird und die Einwohner schier verrückt nach ihrer Mini-Riveiera, den Paris Plages, sind. „Studenten pfeifen auf den Hörsaal und lassen sich am Quai François Mitterrand von der Sonne küssen, Büroangestellte mit hochgekrempelten Hosenbeinen träumen davon, sich mal mit dem Betriebsrat über die Einführung der dreistündigen Mittagspause zu unterhalten.“, schrieb der Burkhard Maria Zimmermann für das Magazin Merian.

Über die Avenue du Général Lemonnier gelangten wir an der Pyramide des Louvre vorbei und westlich durch den Jardin des Tuileries wieder auf die Champs Élysées bis zum Triumphbogen. Später sollte Paris der Schauplatz geheimer Rituale im Da Vinci Code werden. Inzwischen war es dunkel geworden und wir überquerten am Pont d'Iéna wieder die Seine. „Paris bei Nacht?“ Wir überlegten nicht lange und lösten eine zweite Karte für eine Eifelturmtour.

Die Opéra Bastille, 1989 anlässlich des 200-jährigen Jubiläums des Sturms auf die Bastille eröffnet, ist für viele das  hässlichste Gebäude von Paris. Während die Bastille kurz nach dem Einweihung der Oper dem Erdboden gleichgemacht wurde, verzweifeln Reisende an der Architektur. „Ein flacher Zylinder, ummantelt mit gestuften Flächen aus kleinen Quadraten, als hätte ein Getreidesilo mit einem riesigen Zauberwürfel einen unansehnlichen Bastard gezeugt. Wenn dieses Gebäude eine kleine Katze wäre, würde man sie ertränken; wenn es ein Auto wäre, würde der Hersteller es zurückrufen; wenn es ein Kind wäre, würden seine Eltern es in ein Internat stecken und nur an Heiligabend nach Hause holen, um es am ersten Weihnachtstag wieder wegzuschicken.“, ereiferte sich Burkhard Maria Zimmermann. Wir ersparten uns die Hässlichkeit, fanden in der warmen Nacht auf den Kaistufen Platz und lauschten den Stimmen, die aus den Bars und Restaurants herüberwehten.

Triumpfbogen

Napoleon III. forderte Mitte des 19.Jahrhunderts den Präfekten des Seine-Departements, Georges-Eugène Haussmann, auf, das Stadtbild zu ordnen. Die engen, mittelalterlichen Gassen waren zu schmal und unübersichtlich; bei Aufständen blieben die Soldaten ständig in irgendwelchen Barrikaden hängen. Haussmann ordnetet ab 1853 die Stadt neu, ließ 25.000 Häuser abreißen und 40.000 neue bauen.

Notre-Dame de Paris

Jährlich besichtigen 13 Millionen Menschen die Kathedrale auf der Ile de la Cite.

Moulin Rouge

"Das Rotlichtviertel ist das kleine französische Las Vegas schlechthin und weltbekannt durch das Varieté-Theater "Moulin Rouge", in dem seit 1889 leicht bekleidete Damen den Cancan tanzen.