Vor kurzem hatte ich die Gelegenheit, meinem Forscherdrang freien Lauf zu lassen und live die Dreharbeiten zur erfolgreichen ZDF-Krimiserie „SOKO Leipzig“ zu begleiten.
Für mich war Fernsehen quasi hautnah geworden. In Leipzig wurde ich von einer großen Familie aus Schauspielern, Komparsen, Regie und Technikern empfangen. Wir wurden vom Aufnahmeleiter und anderen Teammitgliedern sehr freundlich begrüßt. Der Dreh war in die späten Abendstunden gelegt worden. Bevor die erste Szene „im Kasten war“, nahm ich eine erste Bestandsaufnahme vom Drehort vor, was mir leicht viel, da ich mich auf dem Drehgelände, eine alte Villa samt Garten, frei bewegen durfte. Besonders fiel das unglaublich umfangreiche Equipment ins Auge, das für den Dreh benötigt wurde.
Wie der Produktionsleiter Herr Reinhold mir erklärte, kostet allein die Beleuchtung, bestehend aus Dutzenden Scheinwerfern, etwa 3.000 bis 6.000 Euro. Im Allgemeinen werden beim Dreh mehrere Aufnahmegeräte, sprich Kameras, gebraucht, um die Aktionen der Schauspieler aufzuzeichnen. In meinem Blickfeld befanden sich insgesamt drei davon, wobei eine an einem Kran befestigt war. Damit er wirkungsvoll eingesetzt werden konnte, musste sogar der Ast einer alten Eiche weichen.
Es wäre jedoch naiv zu glauben, dass eine Szene sofort drehreif ist, sobald all die Technik aufgebaut und fertig zur Benutzung ist. Denn bevor die Kameras eingeschaltet werden, finden einige Proben statt, in denen der Regisseur detaillierte Anweisungen gibt. Wenn dann alles zu seiner Zufriedenheit geklärt ist, heißt es „Licht! Kamera! Und bitte...“, was den Beginn des Drehs bedeutet. Sofern die Szene dann „im Kasten ist“, wird sie nochmals aus unterschiedlichen Perspektiven aufgezeichnet. So wurden für einen Ausschnitt, der in der finalen Version des Krimis wohl um die zehn Sekunden in Anspruch nimmt, beim Filmen schätzungsweise zehn Aufnahmen benötigt. Insgesamt werden pro 45-minütiger Folge bei dem SOKO Leipzig acht Drehtage gebraucht, was für Branchenverhältnisse relativ schnell ist, wie mir Reinhold versicherte.
Somit werden innerhalb eines Jahres 20 Folgen abgedreht, welche immer in Blöcken von vier bis fünf Stück organisiert sind. Das bedeutet, dass die Darsteller sich immer wieder schnell von einem Drehtag auf den anderen umstellen müssen, weil unter
Umständen eine ganz andere Haltung des Charakters zu spielen ist. Interessant ist, dass die Protagonisten der Serie vor ihrem Engagement einen zweitägigen Kurs, geleitet von realen Polizisten, absolvieren mussten, damit sie das korrekte Vorgehen beim Einsatz mit Schusswaffen erlernen. Nach einem spätabendlichen „Mittagessen“ mit der Filmcrew wurde es ernst.
Ein spannendes Interview hatte ich zwischen den Drehs mit Tyron Ricketts, der für den ausgeschiedenen Gabriel Merz das SOKO-Quartett komplettiert. (Steffen Wankmüller)