White Band Day - Berlin
GLOBAL CALL TO ACTION AGAINST POVERTY - DEINE STIMME GEGEN ARMUT - 2005

Am 02.Juli schrieb sich das größte Konzert der Welt in die Musikgeschichte ein. Rund um den Erdball fand zeitgleich das Pop-Ereignis „Life 8“ in neun Ländern statt. In Tokio, London und Paris trommelten Künstler wie Björk, Coldplay und Sheryl Crow für Afrika. In Berlin traten neben den Toten Hosen und Wir sind Helden auch Herbert Grönemeyer auf die Bühne. Es gab fast keine Agentur, die nicht über das Benefiz-Konzert berichtete. Doch waren die Konzerte, deren Initiator Sir Bob Geldof war, nur der Paukenschlag einer internationalen Kampagne. „Global Call to Action Against Poverty“ (GCAP) ist ein Bündnis von etwa 800 Nichtregierungsorganisationen in 72 Ländern. Deren Hauptforderung ist die Umsetzung der Milleniumsziele, mit denen sich die Industrie- und Entwicklungsländer im Jahr 2000 unter anderem zur Halbierung der extremen Armut und des Hungers bis zum Jahr 2015 verpflichtet haben. Der deutsche Beitrag der Kampagne „Deine Stimme gegen Armut“ läuft seit Anfang des Jahres und erreichte mit dem ersten „White Day Band“ am 02.Juli einen ersten Höhepunkt. Träger der Aktion ist der Verband Entwicklungspolitik Deutscher Nichtregierungsorganisationen e.V. (VENRO).

Der Auftakt fand am Sonnabend gegen 10:00 Uhr Platz in Berlin statt. Während das Brandenburger Tor mit einem überdimensionalen weißen Band verdeckt wurde, unterstützen und begleiteten zahlreiche freiwillige Helfer die Aktionen auf dem Pariser Platz. Eingeklemmt zwischen Brandenburger Tor und dem Endkriegsdiorama wurden Postkarten und weiße Bänder mit dem Aufdruck „Deine Stimme gegen Armut“ unter den Passanten verteilt und Unterschriften gesammelt. Direkt vor dem Brandenburger Tor wurden große weiße Banner aufgerollt, auf denen die Passanten ihre persönliche Stimme hinterließen. Immer wieder trommelte die Percussionband „Rakatak“ für Kampagne und Aufmerksamkeit. Claudia Schiffer, Herbert Grönemeyer und der Berliner Kardinal Sterzinsky fanden sich gegen 11:00 zum Bildtermin vor dem Brandenburger Tor ein. Der „Aufmarsch der Gladiatoren“, wie ein Helfer staunend bemerkte, eskalierte zum abenteuerlichen Fotoshooting. Die Herren Fotografen gerieten bei Claudia Schiffer in Ekstase und dem deutschen Starmodel gefährlich nah. Wäre der Inhalt der Aktion nicht ernsthaft und brisant, müsste man „Armut“ neu definieren. Der Schauspielerin Nina Hoss, „Sie sehen ja selbst. Das ist doch lebensgefährlich. “, gelang es, sich für einige Momente dem Drängen der Fotografen zu entziehen. Die Aktion „Deine Stimme gegen Armut” unterstützen neben Grönemeyer weitere zahlreiche deutsche Prominente wie Günther Jauch, Franka Potente oder Anne Will.

Auf der folgenden Pressekonferenz verlangte der VENROVorstandsvorsitzende Reinhard Hermle „faire Handelsbedingungen und eine gestärkte Entwicklungspolitik.“ „Wegen der prekären Haushaltslage in vielen Geberländern erwarten wir vom G8-Gipfel klare Entscheidungen über neue Finanzierungsinstrumente. Der Lackmustest für den Erfolg der Globalisierung wird letztlich sein, dass es gelingt, die Massenarmut in der Welt zu überwinden.“ Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Bischof Wolfgang Huber betonte, „Armut ist ein Skandal“ und verlangte von der Politik „im Vorfeld der Vollversammlung der Vereinten Nationen die Weichen für eine verbindliche Festlegung auf konkrete Schritte bei der Umsetzung der Milleniumsziele zu stellen“. Auch der Berliner Erzbischof Georg Kardinal Sterzinsky sagte mit Blick auf das Bemühen der Bundesregierung um einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen: „Wer eine größere Verantwortung in der UNO wahrnehmen will, muss sich auch bei der Armutsbekämpfung an die Spitze setzen.“ Herbert Grönemeyer erklärte die Aktionen. „Alles was wir fordern, was wir hier gerade machen, ist nichts anderes, als im Grunde genommen den Ländern, den ärmsten Ländern der Welt, das zurückzugeben, was wir in den letzten Hunderten von Jahren aus ihnen herausgeholt haben.“ Er hob hervor, dass „wir nicht über Afrika reden sollten, sondern mit Afrika. Wir sollten aufhören, über eine Dritte Welt zu sprechen. Wir sind eine Welt.“ Grönemeyer bedauerte das mangelnde Interesse der deutschen Medien an den Kampagnen. Den derzeitigen Erfolg der Aktion sieht er darin, dass die Regierung irritiert ist. „Wahrscheinlich müssen wir jedoch unsere Aktivitäten den vorgezogenen Wahlen anpassen“. „Aber wir nerven weiter.“ Den jungen Redakteuren vom Tigerentenclub riet der Künstler auf die Frage, wie sie unterstützen könnten, ihre Zuschauer über die Auswirkungen von AIDS aufzuklären. „Erklärt den Zuschauern, dass Kinder ihre Eltern verlieren und selber krank werden können.“ Aufklärung sei das Beste und Hilfreichste, was die jungen Nachwuchsjournalisten an dieser Stelle machen können. Bischof Huber wandte sich an die in Deutschland politisch Verantwortlichen, die im Rahmen der Milleniumserklärung gegebenen Zusagen einzuhalten und Grönemeyer appellierte an die Pressevertreter, ihr Interesse und ihre Stimme für die Aktion zu verstärken. Später, auf dem Weg zur Siegessäule und dem dort stattfindenden Life 8 Konzert, sah man überall am Handgelenk der Passanten und Konzertbesucher ein weißes Band der Kampagne.

Der Eintritt zum Konzert war frei. Die Toten Hosen traten als erste Band auf, gefolgt von „Wir sind Helden“. Im Viertelstundentakt trommelten die Künstler für Afrika. Die Söhne Mannheims, die Altherren von Bap und die Aufsteiger Green Day, Juli und Silbermond. Die anvisierten Auftritte hatten sich bereits verschoben, als Chris de Burgh auf die Bühne trat. Den Abschluss bildete Herbert Grönemeyer selber. Die Konzerte, life von den verschiedensten Medien übertragen, sorgten für weltweites Aufsehen. Auch die internationale Presse berichtete von den Ereignissen in der deutschen Metropole. Radio und Fernsehsender strahlten bis spät in die Nacht Lifeschaltungen oder Mitschnitte aus. Sir Bob Geldof, der mit „I don’t like Monday“ seinen größten Hit gelandet hatte, ist der Organisator und wesentliche Treiber der Aktion. Er hat es geschafft, die Benefiz-Konzerte wieder in aller Munde zu bringen und die ungeteilte Aufmerksamkeit auf den G8-Gipfel in Gleneagle zu lenken. So dürfte der G8-Gipfel in diesem Jahr wesentlich mehr Beachtung finden als die bisherigen Zusammenkünfte der Mächtigen. Die ersten Reaktionen waren auch schon zu erkennen. Bundeskanzler Schröder plädierte für einen vollständigen Schuldenerlass für die ärmsten Länder Afrikas. „Insgesamt würden die Staaten dann um rund 56 Milliarden US-Dollar zusätzlich entlastet, schrieb Schröder in einem Gastbeitrag für den Berliner "Tagesspiegel" (Mittwochausgabe). Die Mittel sollten in Bildung und die soziale Infrastruktur investiert werden. " Im Laufe des Mittwoch ließ sich der Kanzler mit den Sängern und Aktivisten Bono und Geldof fotografieren. Doch die Frage nach dem Erfolg von Life 8 beantwortete ein anderer Deutscher selbstkritisch: „Wir sind nicht die besseren Politiker. Wir sind die Trommler, die die Politiker unter Druck setzen.“ (Herbert Grönemeyer in einem Spiegel Interview)

White Band - Brandenburger Tor

Am 01.Juli 2005 fand der erste „White Band Day“ statt. Weltweit trugen viele Menschen ein weißes Armbändchen und Gebäude wurden mit einem weißen Band eingehüllt. Das weiße Band sollte eine Nachricht an die Vertreter der G8-Staaten sein, welche sich fünft Tage später zu einem G8-Gipfel in Edinburgh trafen.

Gemeinsam und global die Armut überwinden

Die Schauspielerin Nina Hoss gab ihre Stimme ...

... wie Model Claudia Schiffer, der Vorsitzende der EKD Wolfgang Huber ...
... und Herbert Grönemeyer.