FISCHLAND-DARSS-ZINGST
STÜRMISCHE OSTEREIER, GLÜHWEIN UND SEEMANNSKAPELLEN
Die Halbinsel

Die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst streckt sich etwa 45 Kilometer entlang der Ostseeküste zwischen Rostock und Stralsund. Den südwestlichen Abschnitt bildet das Fischland mit Ahrenshoop und Wustrow, dann folgen der Darß und die Halbinsel Zingst. Die nördlichste Stelle der Halbinsel bildet der Darßer Ort mit seinem Leuchtturm. In frühen Zeiten waren sowohl der Kern des Fischlandes als auch Darß und Zingst Inseln.

Als Teil Pommerns waren die Inseln vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Wiener Kongress schwedisch und kamen am 23. Oktober 1815 als „Neuvorpommern“ zur preußischen Provinz Pommern.

Erst die Schließung von Flutrinnen durch den Menschen zwischen dem 14. und 19. Jahrhundert verband sie dauerhaft mit dem Festland. Beim Ostseesturmhochwasser 1872, das auch Prerow auf dem Darß weit überflutete, versandete der Prerower Strom, der bis dahin die damalige Insel Zingst vom Darß trennte. 1874 wurde der Prerow-Strom dann endgültig zugeschüttet und mit einem Deich gesichert; Zingst wurde dadurch zu einer Halbinsel. (Quelle: Wikipedia)

Zingster Spezialität

Der "Zauber der Landschaft und die Küstennähe" faszinieren nicht nur Touristen, sondern auch Fotografen. Seit 2008 findet im Ostseeheilbad Zingst das Fotofestival "Horizonte" unter der Leitung des Fotografen Norbert Rosing statt.

"Der Darß, ein urwüchsiges und wildreiches, 6000 ha großes, einst schwer zugängliches Waldgebiet mit kilometerlangem Sandstrand, bildet den mittleren Teil der heutigen Halbinsel Fischland-Darß-Zingst. Früher waren alle drei Teile voneinander getrennte Inseln, das Fischland bis in historische Zeiten hinein, der Darß bis ins 15.Jahrhundert, der Zingst bis 1874, als man den Prerowstrom durch einen Deich abriegelte. Auch heute noch besteht ein großer Reiz dieser Landschaft darin, beobachteten zu können, wie durch das Meer Land vergeht und entsteht.

Das Fischland, der westlichste Teil der Halbinsel, ist ein 18m hoher Moränenrücken, dessen Kliff, das Hohe Ufer (zwischen den Ostseebädern Wustrow und Ahrenshoop), seit Jahrhunderten von Brandung und Sturmfluten angegriffen und jährlich über einen halben Meter zurückverlegt wird. Ebenso lange trägt die Küstenströmung dieses Material nordostwärts und lagert es wieder ab: als Dünenfächer am Altdarß mit seinem 7 m hohen alten Meeressteilufer, als Strandwall- und Dünenlandschaft auf dem Neudarß, an der Landspitze von Darßer Ort und in Gestalt der Bernsteininsel, die erst in den letzten Jahrzehnten landfest wurde.

Neues Land entstand ständig auch auf dem Bock, östlich der Halbinsel Zingst. Hielte der Mensch nicht durch ständiges Baggern die westliche Zufahrt nach Stralsund offen, so wäre vielleicht schon eine feste Verbindung mit dem Gellen, der Südspitze der Insel Hiddensee, hergestellt worden.

Fischland, Darß und Zingst sind wie die gesamte nordmecklenburgische Boddenlandschaft ein vielbesuchtes Erholungsgebiet, zugänglich von der F105 über Ribnitz-Damgarten oder Barth. Eine durchgehende Küstenstraße verbindet alle Badeorte miteinander, von denen jeder sein eigenes Gepräge hat.“

So stand es im Reisebuch DDR von 1989. Als wir uns zur Fischinsel aufmachten, waren seitdem fast 20 Jahre vergangen. Doch unsere Reise sollte nicht historisch und mit verklärtem Rückblick erfolgen, sondern im kühlen Ostern 2008. Ich hatte es bisher nie von Zingst nach Zingst geschafft und irgendwann war das erstemal doch notwendig. Etwa 500 Kilometer trennten das kleine Nest an der Unstrut und den Badeort an der Ostsee. Für uns wurde es eine angenehme Reise und ein überraschend-wonniges Osterwochenende trotz Schneegestöber.

Wir übernachteten in einer der zahlreichen privaten Ferienwohnungen in Prerow. Zu DDR-Zeiten tummelten und drängten sich am Strand die zahllosen Urlauber über mehrere Kilometer in Sechserreihen. Während der Urlaubszeit, besonders in den Sommerferien, lebten zwanzigmal so viele Feriengäste wie Einheimische den Ort. Prerow war das „Mallorca der DDR“ und die Diskotheken wie das traditionsreiche Dünenhaus und Seestern waren DDR-weit bekannt.

Bereits im 19. und 20.Jahrhundert zog es Kunstmaler aus der Region hierher. Marianne von Werefkin und Alexej Jawlensky, die der Neuen Künstlervereinigung München angehörten, wohnten im Sommer 1911 in der „Villa Seestern“ in der Waldstraße. Nur wenig entfernt hielt sich zur gleichen Zeit der Brücke-Maler Erich Heckel mit der Tänzerin Sidi Riha im „Landhaus Dorneneck“ in der Grünen Straße auf. Diese drei expressionistischen Maler machten Prerow einem internationalen Kunstpublikum bekannt. (Quelle: Wikipedia)

Wir bezogen eine kleine Ferienwohnung unter dem Dach in der Langen Straße: ein Schlaf- und Wohnzimmer mit Fernseher und Couch, ein schmales Bad und eine Kochecke mit Sitzgelegenheit. Einfach aber nicht heruntergewirtschaftet, bescheiden und mit einem Ostergesteck ausgestattet.  Uns gefiel es, zumal die Vermieterin, die aus Sachsen stammte und der Liebe wegen vor Jahrzehnten an die Ostsee gezogen war, während der Feiertage zu ihrer Verwandtschaft fuhr und wir ungestört blieben. In den folgenden Tagen wechselten heftige Schneeschauer mit Regen und wärmenden Sonnenstrahlen ab. Wir blieben, bis auf wenige Feriengäste, die seit den 1990er Jahren Touristen hießen, allein auf dem Darß. Wir nutzen die Stunden zwischen den Schneegestöbern, rüsteten uns mit  Glühwein, Brot und Käse aus und packten uns in warme Kleidung. Nordwestlich von Prerow, in Richtung des Darßer Leuchtturms, machten wir es uns nach einem mächtigen Spaziergang windgeschützt zwischen zwei Dünen gemütlich und genossen Meer und Wind und Ostern.

Die Seemannskirche von Prerow war für uns Landratten ebenso interessantes Kleinod wie dankbares Fotomotiv. Aber auch die zahlreichen Bernsteinfischer am Strand, die mit ihren Netzen dem Gold der Ostsee nachjagten.

Zingst erwartete uns mit warmen Sonnenstrahlen. Die ersten Feriengäste flanierten am Strand entlang und zwei Angler versuchten ihr Glück in der still daliegenden See. Zahllose Möwen stobten immer wieder kreischend auseinander, während einige Kinder voll sichtbarem Vergnügen am Strand entlang tollten. Einige Souvenirläden lagen verschlafen an der Strandpromenade; der erste Eisverkäufer lockte mit Softeis. Der kleine Ort lebte von seinem Image als Heilbad und der Nähe zur Ostsee. Der Zingst beschreibt die Halbinsel, alles weiter das Ostseebad. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde der Ort Heimat für viele Umsiedler aus dem Osten.  Der Fischfang und die Feriengäste sowie der nahe gelegene NVA-Übungsplatz prägten das Bild des Ostseeortes. Seit 2002 darf sich Zingst staatlich anerkannt „Ostseeheilbad“ nennen.

Zingst an der Unstrut kann mit Ostsee und Militärbasis nicht mithalten. Auch wenn die Ursprünge beider Orte slawisch sind; zum Heilbad hat es mein Zingst noch nicht geschafft. Trotzdem lässt es sich an der Unstrut mit seinem Weinbau und seiner Kulturlandschaft beschaulich leben. Seit der Entdeckung der Himmelsscheibe von Nebra – etwa zwei Kilometer Luftlinie von Zingst entfernt – ist auch der Beweis erbracht, dass auch unsere Urahnen einer schönen Gegend aufgeschlossen gegenüberstanden.

Ahrenshoop  mit seiner Künstlerkolonie gehört im Grunde genommen zum äußersten Flecken vom Fischland, war jedoch den Abstecher wert. Geduckt hinter den hohen Dünen lagen die alten und neuen Häuser der Künstler, Maler und Neureichen eng nebeneinander.  Unser Ausflug endete mit einem Abstecher im Bernsteinmuseum Ribnitz, welches, idyllisch in einem Kloster gelegen, eines der interessantesten Museen ist, welches wir seit langem besucht hatten.

Seemannskirche Prerow

Die älteste Kirche auf dem Darß stammt aus dem 18.Jahrhundert.

Seemannskirche Prerow

Die zahlreichen Votivschiffe, aus Dankbarkeit für die Rettung aus Seenot gestiftet, prägen das Bild.

Bernsteinfischer

Aufgrund günstiger Strömungen kommt der Baltische Bernstein auch an den Küsten der Insel Darß vor.

Bungalowsiedlung

Der Darß ist beliebtes Urlaubsziel. Camper haben seit Jahren ihre festen Standorte an der Ostsee und lassen sich auch von Überschwemmungen nicht irritieren.