Nienke Denekamp
Sieveking Verlag

ISBN 978-3-944874-86-9

Der Gauguin-Atlas

„Woher kommen wir? Wer sind wir? Wohin gehen wir?“ gilt als das berühmteste Werk Gauguins. Doch wer kennt nicht die kraftvollen und vielschichtigen Südseebilder von Eugène Henri Paul Gauguin? „Te tamari no atua“, „Aha oe feii? und „Te nave nave fenua“ zählen zu den Südseewerken des 1848 in Paris geborenen Künstlers wie „Nafea faa ipoipo?“ von 1892, welches nach seiner Versteigerung 2015 für 300 Millionen US-Dollar das vermutlich teuerste Gemälde der Welt ist. Gauguin, der sich zeitlebens danach sehnte, das Paradies auf Erden zu finden, war bereits zu Lebzeiten in die Kunstgeschichte eingegangen. Heute zählt er zu den am höchsten gehandelten Künstlern.

Die „glücklichen Bewohner eines unbeachteten Paradieses in Ozeanien kennen vom Leben nichts anderes als seine Süße. Für sie heißt Leben Singen und Lieben“, schrieb Gauguin Ende 1890 dem dänischen Maler Jens-Ferdinand Willumsen.

„Dort auf Tahiti könnte ich in der Stille der schönen tropischen Nächte den sanft rauschenden Klängen in meinem Inneren lauschen, den Regungen meines Herzens folgen, die sich in inniger Harmonie mit den geheimnisvollen Wesen meiner Umgebung befinden. Endlich frei (...), würde ich alsdann lieben, singen und sterben können.“

Tahiti war in der Vorstellung des Franzosen das exotische Paradies, wo er ein ursprüngliches, glückliches und annähernd kostenfreies Leben würde führen können. Doch die Realität der französischen Kolonie hatte mit seinen Träumen nur wenig gemein; das „exotische Paradies“ war, so es jemals existiert hatte, durch Handel und Kolonialherrschaft zerstört. Die einheimische Bevölkerung lebte in der Hauptstadt Papeete in Wellblechhütten, die traditionelle Tracht war durch westliche Kleidung ersetzt, Religion und Tradition waren von den Missionaren unterdrückt worden. Gauguin flüchtete vor der europäischen Zivilisation in das Dorf Mataiea und lebte in einer Hütte mit der 13-jährigen Tahitianerin Téha'amana die ihm häufig als Modell diente.

Indessen waren Gauguins Jahre vor Tahiti viel bewegt. Frankreich, Peru, Dänemark, Panama und Martinique reihten sich in seinen Lebensweg ein. Sein fortwährendes Streben nach einem einfachen, ursprünglichen und unverbildeten Leben spiegelt sich in seiner Motivwahl wider. Wenngleich er einen großen Teil seines Lebens in Paris verbrachte, bevorzugte er die ländliche Bretagne, ihre Landschaft und Menschen. Nach seinen frühen impressionistischen Jahren begann er seinen eigenen Stil Ende der 1880er Jahre zu entwickeln. Angeregt von seinen Freunden in Pont-Aven und mit den Werken Vincent van Goghs hatte Gauguin nun seine eigene Bildsprache gefunden, die er, vielfältig variiert, bis ans Ende seines Lebens beibehielt.

Nach „Der große Van-Gogh-Atlas“ legt der Sieveking-Verlag mit dem „Gauguin-Atlas“ eine ungewöhnliche und künstlerische Biographie über Paul Gauguin nach, die dem Künstler gefallen hätte. Reich bebildert an historischen Fotos, Briefen, Landkarten, Bildern und Gemälden führt das Buch durch das künstlerische Werk und an alle Orte, an denen der Kosmopolit Gauguin gelebt hat. Die kleine Kulturgeschichte ist das nach Aussage des Verlags das zweite Buch einer spannenden Reihe über große Künstler und ihre bewegten Lebensgeschichten.