Martin Bossenbroek, Tod am Kap
C.H.Beck Verlag

ISBN 978-3-406-68812-6

Geschichte des Burenkrieges

Martin Bossenbroek, Tod am Kap

Der Frieden von Vereeniging beendete am 31.Mai 1902 den Zweiten Burenkrieg und mit der militärischen Niederlage der Afrikaner die Existenz von „Transvaal“ und „Oranjefreistaat“. Mit dem Ende der fast dreijährigen mörderischen Auseinandersetzung, dem Tod und Leid tausender Soldaten und Zivilisten wurden die Burenrepubliken Teil des britischen Empire.

Der Krieg am Kap zählt zu den brutalsten Auseinandersetzungen der Kolonialgeschichte und ist blutiger Vorbote der Kriege des 20.Jahrhunderts. Er nimmt den totalen Krieg und die Mobilisierung aller Reserven ebenso vorweg wie die Massaker an der Zivilbevölkerung. Die Auswirkungen des Burenkrieges, den Historiker auch als Südafrikanischen Krieg bezeichnen, reichen weit über das Kap hinaus.

Dem Utrechter Historiker Martin Bossenbroek gelingt mit seinem preisgekrönten Sachbuch „Tod am Kap“ („De Boerenoorlog“, orig.) eine hervorragend geschriebene Annäherung an diesen Kampf des „David gegen Goliath“. Im Zuge eines sich aufhetzenden Imperalismus, der im „Wettlauf um Afrika“ in seinen Höhepunkt gipfelte, beleuchtet Bossenbroek anschaulich die Vorgeschichte und den aussichtslosen Kampf der Buren. Der Niederländer analysiert die Entwicklungen am Kap aus zahlreichen Quellen und besonders mittels der Tagebücher, Briefe und Reportagen des niederländischen Juristen Willem Leyds, Generalstaatsanwalt in der burischen Republik Transvaal, des britischen Kriegsberichterstatters Winston Churchill und des burischen Kämpfers Deneys Reitz. Bossenbroek verknüpft geschickt die politischen, militärischen und wirtschaftlichen Perspektiven mit den Entwicklungen in Afrika, Europa und Nordamerika und zeichnet ein so dichtes Bild wie noch kein Autor vor ihm.

Überfremdungsängste der Buren, die infolge des Goldrausches und einhergehenden Zuwanderung zu einer Minderheit im eigenen Land zu werden drohen und die britischen Begehrlichkeiten münden in dem Krieg, dessen Sieg das Empire mit extrem brutalen Mitteln und einem immensen Imageschaden erkämpft. Britannien schickt insgesamt etwa eine halbe Million Soldaten ans Kap, denen vierzig- bis achzigtausend Burenkämpfer gegenüberstehen. Bossenbroek verweist in seinem Werk aber auch auf die Bedeutung schwarzer Hilfstruppen, die im Krieg der weißen Männer kämpfen und sterben.

Der Guerillataktik der Afrikaner setzen die britischen Truppen die Politik der verbrannten Erde entgegen. Sie schlagen Schneisen der Verwüstung durch Transvaal und Oranjefreistaat, brennen Farmen nieder, erschießen das Vieh und rauben den Südafrikanischen Familien die Lebensgrundlage. Britannien lässt den Krieg gnadenlos auf die Zivilbevölkerung ausweiten, 230.000 Menschen, vorwiegend Frauen und Kinder, in Konzentrationslagern internieren, die unter unwürdigen Bedingungen dahinvegetieren und einen hohen Preis zahlen müssen. 46.000 sterben, die meisten von ihnen Kinder.

Die Weltöffentlichkeit nimmt, dank der zahlreichen Berichterstatter, die sich im Kriegsgebiet aufhalten und neuer Technologien, wie dem Telegraphen großen Anteil am Kampf der Buren. Etwa 200 Korrespondenten berichten vom imperialen Terror, unter ihnen Churchill und die britische Aktivistin Emily Hobhouse, die über die katastrophalen Zustände in den Internierungslagern berichtet.

1910, keine Dekade nach Kriegsende, genehmigt London die Bildung der "Union of South Africa"; die zwei britischen Kolonien Kapkolonie und Natal und die ehemaligen beiden Burenrepubliken Oranjefreistaat und Transvaal werden ein selbst regiertes Dominium innerhalb des Empire. Am 31.Mai 1961, genau 59 Jahre nach dem Frieden von Vereeniging, erklärt sich Südafrika nach einem Referendum zur Republik und tritt aus dem Commonwealth aus.

Martin Bossenbroek analysiert weit über den bisherigen Forschungsstand hinaus, den Zusammenhang zwischen den Ereignissen um die Jahrhundertwende und der nachfolgenden Zeit der Apartheit. Um Südafrikas jüngere Geschichte wirklich verstehen zu wollen, ist die Lektüre dieses famosen und mit großem Sachverstand geschriebenen „Tod am Kap“ zwingend notwendig.