BELGIEN
LANGEMARK, YPERN UND TOTENGANG, EINHUNDERT JAHRE WELTKRIEG UND DEUTSCH-BELGISCHE FREUNDSCHAFT
Langemark - The Canadian

"Der „Canadien“, wie er im Volksmund genannt wird, steht an der Kerselare-Kreuzung (Vancouver Corner) des Brugseweg und der Zonnebekestraat in Sint-Juliaan. ... An den Seiten der Säule wurden Paneele mit englischen und französischen Inschriften angebracht, die den kanadischen Beitrag zur zweiten Schlacht um Ypern zusammenfassen: „Diese Säule gibt das Schlachtfeld an, wo sich 18.000 Kanadier an der britischen linken Flanke gegen die ersten deutschen Gasangriffe vom 22. bis 24. April 1915 halten konnten. Zweitausend fielen damals und sind in der Umgebung bestattet“. Quelle: http://www.langemark-poelkapelle.be

Presselandschaft

Je länger das Schlachten in den Stellungskriegen dauerte, desto wichtiger wurde der Kampf hinter den Schützengräben. Die Propaganda wurde auf allen Seiten zum ersten Massenmedium des Krieges.

"Und weiter donnert das Feuer- und Eisengewitter mit erbitterter Eintönigkeit: Die Schrapnells sausen mit ihrer metallnen und wutschwangeren Seele und die dicken Granaten wie eine tosende Lokomotive in voller Fahrt, die plötzlich an einer Mauer zerschellt, und es klirrt wie eine Ladung Schienen und Stahlpfeiler, die einen Abhang hinunterrollen. Die dumpfe Luft verdichtet sich allmählich, und schwere Atemzüge durchstoßen sie; um uns herum wütet und wühlt das Morden immer weiter in der Erde, immer tiefer, immer schonungsloser.“ (Henri Barbusse, Das Feuer)

Das Jahr 2014 war, trotz internationaler Krisen, Bürgerkrieg in der Ukraine und Terroranschlägen im Nahen Osten und Europa, voll von Gedenkstunden an den ersten globalen Krieg der Neuzeit. Die Propaganda überschlug sich wie einhundert Jahre zuvor auf allen Seiten zu den Ereignissen in Frankreich, Syrien und Russland.

Auf dem Weg nach Gent machte ich einen Stopp an den Gedenkmarken der Weltgeschichte ein. Anfang Oktober 1914 gingen die Kämpfe auf den europäischen Schlachtfeldern in den zweiten Monat über. Deutsche Truppen waren Anfang August gemäß dem Schlieffenplan in Belgien einmarschiert und zwei Wochen später begannen die verlustreichen Kämpfe an der Marne. Der Giftgaskrieg um Ypern, Langemarck und die „Bluthölle“ von Verdun waren noch nahe Zukunft.

Das Atlantikwall Freilichtmuseum von Raversyde in der Nähe von Oostende gehörte mit seinen über 60 Bunker, Beobachtungsposten und Geschützstellungen zur deutschen Verteidigungslinie, die im zweiten Weltkrieg von den Deutschen gebaut wurde und sich von der französisch-spanischen Grenze bis Norwegen erstreckte. „Alle bestehenden Konstruktionen wurden im ursprünglichen Zustand wiederhergestellt und mit authentischen Gegenständen und Möbeln neu eingerichtet. Das Freilichtmuseum ist genau der richtige Ort um die Atmosphäre des ‘längsten Tages’ wieder zu erleben. In Raversyde findet man die einzige noch erhaltene deutsche Küstenbatterie aus dem Ersten Weltkrieg, Batterie Aachen. Hier standen Kanonen, dazugehörigen Beobachtungsbunkern und Mannschaftsunterkünften. Aus Angst vor einer Landung der Alliierten auf dem Strand und zum Schutz der Häfen von Zeebrugge und Oostende (von wo aus die deutschen U-Boote operierten...) bauten die Deutschen Batterien an der belgischen Küste. Nur die Überreste der Batterie Aachen sind erhalten. Im Zweiten Weltkrieg wurden an derselben Stelle neue Verteidigungsanlagen, die Teil der Verteidigungslinie ‘Atlantikwall’ waren, gebaut. Im gleichnamigen Museum können einige der imposantesten Verteidigungsanlagen aus den beiden Weltkriegen besichtigt werden. Dass diese so gut erhalten sind, haben wir dem belgischen Prinzen Karel, der dort bis zu seinem Tod wohnte und den Abriss verhindert hat, zu verdanken.“ liest man über die heutige Besucherattraktion.

Zahllose Flyer, Prospekte erinnerten im Gedenkjahr an die Schrecken des Krieges. Und während Facebook und what‘s up für Badespaß in Brügge und das Planetarium in Brüssel warben, verdiente sich einhundert Jahre zuvor der Totengang bei Diksmuide seinen blutigen Namen. Am Milleniumsabend 1999 hatte mir mein flandrischer Freund Lieven die ehemalige Menschenmühle gezeigt. Zehn Kilometer entfernt erinnerte der 1930 eingeweihte Yserturm an die die gefallenen flämischen Soldaten der belgischen Armee.

Der Mythos von Langemarck war die im Deutschen Reich propagandistische Verklärung einer der verlustreichen Schlachten des Ersten Weltkrieges. Die erste Flandernschlacht um Ypern vom November 1914 kostete den Verlust zweier, unzureichend ausgestatteter, deutsche Armeen, die mindestens 100.000 Mann verloren.

Das kleine Nest Passchendaele erinnerte mit den typischen Mohnblumen und zahlreichen Gedenkmünzen an die blutigen Ereignisse. „Die Dritte Flandernschlacht im Ersten Weltkrieg war ein Versuch der Alliierten, einen Durchbruch im Raum Ypern zu erzielen … und endete am 6. November 1917 mit der Eroberung des Dorfes Passendale (Passchendaele). … Der Durchbruch an der Westfront gelang den Engländern nicht und die Geländegewinne waren sehr gering und wurden mit enormen Verlusten (Soldaten und Kriegsmaterial) erkämpft. Deswegen steht die Flandernoffensive inzwischen für die Brutalität und Sinnlosigkeit dieses Krieges.“ (Quelle: Wikipedia)

In Flandern Fields
John McCrae

In Flanders fields the poppies blow
Between the crosses, row on row,
That mark our place; and in the sky
The larks, still bravely singing, fly
Scarce heard amid the guns below.

We are the dead. Short days ago
We lived, felt dawn, saw sunset glow,
Loved, and were loved, and now we lie
In Flanders fields.

Take up our quarrel with the foe:
To you from failing hands we throw
The torch; be yours to hold it high.
If ye break faith with us who die
We shall not sleep, though poppies grow
In Flanders fields.